Erste Wasserstandsmeldung zur 8-saitigen Taylor Bariton:
Gut und schnell angekommen von Session Music. Ich habe sie erstmal einen halben Tag "ankommen" lassen, da sie vorher 1,5 Tage in kalten Lkw´s und Zustellfahrzeugen unterwegs war. Sie war danach fast perfekt gestimmt (!) und die Saitenlage ist recht gut, siehe unten, Haptik.
Optik/Verarbeitung:
Ohne Fehl und Tadel. Flawless, wie der Lateiner sagt. Und eine echte schlichte Schönheit mit Mahagony-Decke in Burst.
Sound:
Ja, Bariton ist schon eine Wucht. Einmal E-moll in voller Lautsärke gestrummt und du weißt: das hier ist ein anderes Tier. Sehr sonor und growlig. Ich habe keinen wirklichen Vergleich zu anderen Baritons aber die klingt schon voll, auch das tiefe B trägt akustisch, es klingt nicht pappig. Ein Ton tiefer, also dropped A, auf der B-Saite geht auch noch, dann ist für meinen Geschmack langsam Schluss.
Die Oktav-Saiten sorgen für eine sehr schöne Erweiterung des Klangs und mischen eben die entsprechenden Höhen dazu.
Haptik:
Mann, sind die dick, Mann! Die Saiten sind schon was anderes, als auf der Normalo: 070 bis 016! Anspruchsvolleres Fingerstyle-Spiel wird durchaus zur Herausforderung und geht nicht ohne üben. Sattelbreite 44,5 mm ist im Grunde ok für mich, aber mit den dickeren Saiten (und den Oktavsaiten) bleibt nicht viel Platz auf dem Fingerboard: präzises Greifen ist erforderlich, damit leere Saiten ausklingen oder nicht schnarren. Apropos Fingerpicking: wo sind die Oktavsaiten? Die liegen vom Spieler gesehen oberhalb/vor den Hauptsaiten. Das heißt: bei einem upstroke, sei es mit Plektrum oder mit dem Finger, erwischt man sie nur, wenn man hinreichend stark zupft. Da ich ohne Fingerpicks spiele, erwische ich die Oktavsaiten eigentlich nie, da ich mit Fingern ja nur zupfe, also upstrokes mache. Da sind die Oktavsaiten ausgeblendet. Weil die Hauptsaiten so relativ dick sind, "sehen" meine Finger die Oktavsaiten nicht. (Versteht mich jemand
?).
Wenn ich sie behalte, will ich versuchen, die Saitenlage ein wenig tiefer einzustellen. Aber so wie sie ist, wäre sie für die meisten wohl ok.
Conclusio:
Eine tolle, sehr eigenständige Gitarre. Will man manchmal ne andere Klangfarbe und spielt hauptsächlich Strumming oder Flatpick: wunderbar.
Fürs Fingerpicking bzw. Fingerstyle ist die Umstellung größer als gedacht/vermutet. Da muss man sich darauf einstellen und üben, üben, üben. Ich denke, man muss darauf eine ganz eigene Musik spielen. Nicht umsonst heißt es: eine Baritone entschleunigt. Irgendwo da drin in dem guten Teil steckt ganz tolle Musik. Habe ich die Fähigkeit, die Zeit, den Nerv sie zu heben. Wir werden sehen.
Übrigens: wechselt man zurück zu einer normalen Steelstring, denkt man, man hält ein Spielzeug in Händen. Die Saiten sind so dünn und spielen sich fast von alleine. Mit anderen Worten: man wird halb zum Bassisten
.
Danke fürs lesen. Soundschnipel folgen...evtl.
.