Ich hole diesen Thread (und meinen alten Gitarrenbude-Account) mal aus der Versenkung. Hoffe, das ist okay. Hier scheint es ja immer noch viel Liebe für den Puretone zu geben und ich habe ein akutes MItteilungsbedürfnis.
Seit einigen Tagen bin ich stolzer Besitzer eines Puretone-Tops und ärgere mich, dass ich den Amp in der Vergangenheit so sträflich missachtet habe. Ich spiele in Trio-Besetzung mit einem recht lauten Drummer und Boller-Bassistin einen angeknusperten Cleansound, den ich dann mit ein paar Pedals vom Schrammel-Sound bis Fuzz veredle. Dafür passt der Puretone tatsächlich wie Arsch auf Eimer.
In der letzten Zeit hatte ich einen generalüberholten Echolette M40 im Einsatz, der klanglich und schaltungstechnisch in die grobe Richtung Vox geht. Feiner Amp, als Mini-Top mit unter 11 kg seiner Zeit auch weit voraus, aber bei den mittelhohen Lautstärken, die wir fahren, geht er dann doch in die Knie und fängt mit bestimmten Pedals (insbesondere dem Rat-artigen T-Rex Dual Drive) etwas zu matschen an. Ich hatte lange einen der neueren Vox AC30CH Heads an der gleichen Vox Handwired 2x12" und der hatte deutlich (!) mehr Headroom und Klangfülle parat.
Der Puretone muss sich ebenfalls nichtmal ansatzweise anstrengen. Auf Probelautstärke habe ich an 16 Ohm mit zwei WGS ET-65 überhaupt kein Problem, auch clean über die Band zu kommen. Ich drehe auf, bis der Amp mit der Humbucker-Tele leicht ins Glitzern kommt und schalte dann, je nach Tagesform, eventuell noch auf 80 % Power runter. Das werksseitige Power Scaling in diesem Amp steht ja in Reviews gern mal in der Kritik – um den "Schmutzpunkt" ein wenig zu senken, funktioniert es für mich aber tadellos. Ich bin allerdings auch nicht auf der Jagd nach heftigem Crunch bei gesittetem Band-Pegel.
Klanglich konnte ich mir beim Puretone trotz der vielen Meinungen hier nicht viel mehr vorstellen als "irgendwie Marshall". Die große Überraschung dann: In meinen Ohren klingt er vor allem nach JCM800! Damit hatte ich nicht gerechnet, ist ja ein Non-Master-Volume-Amp und damit für mich erstmal nah an der Schublade "JTM45 und Konsorten". Die mag ich auch sehr gern, der vollmundige Bassgehalt und die allgemein weiche Ansprache sind aber nicht zu 100 % meins.
Den JCM800 schätze ich sehr, für mich als Pedal-Hampelmann ist der aber auch nie ganz richtig gewesen. Ich habe ein paar Male live einen 100-Watter mit Master Volume auf 1 Uhr spielen können und das war eine absolut religiöse Erfahrung, aber bei gemäßigteren Pegeln kriegt er mich nicht so recht. Der Bright Cap, der im High Input bei geringeren Lautstärken im Signalweg liegt, versaut einem die Zerrpedale und der Low Input hat mir zu wenig Wumms.
Enter the Puretone: Der brät, schmatzt und klingelt, dass es eine Freude ist und schluckt alles, was ich auf dem Board habe. Und das bei allen Lautstärken. Ich höre da wirklich viel JCM800. Eine ähnlich definierte Basswiedergabe, die straffen, etwas zurückgenommenen Mitten und das Brizzeln obenrum, wenn auch ohne das heftige "Kerrang" eines JCM. Glaube allerdings, dass auch genau diese Charakteristik einem beim Marshall die Zerrpedale versaut, also ist das schon okay.
Wir reden hier als Referenz wohlgemerkt vom 2203 mit 100 Watt. Das finde ich für nen 25-Watt-Verstärker schon bemerkenswert.
Obligatorisches Rummelfoto aus dem zu vollen Proberaum:
Ich bin schwer angetan und ehrlich gesagt kurz davor, mir noch die Combo-Version zu holen. Mit nem Neo-Speaker drin wäre ich dann nochmal deutlich mobiler und der Test an meiner günstigen Jet City 1x12" hat ergeben, dass sich der Puretone auch als Einzwölfer gut schlägt.
Traum-Amp, wirklich jetzt!