Solid State Amps...

[inselwissen]

Noch was aus der Kategorie "hässlich und gut". Während ich auf den richtigen AC30 warte, wollte ich was mit Wumms für den Proberaum. Die Wahl fiel auf einen Peavey Supreme XL, der wohl eine der ausgebufftesten Versionen von Hartley Peaveys "TransTube"-Konzept darstellt. Komplexer ist glaube ich nur der dreikanalige XXL, der zusammen mit dem Supreme XL auf den Markt kam. Nach dieser Serie war dann auch Schluss mit dem Fortschritt — die aktuellen TransTube-Amps sind nicht signifikant weiterentwickelt.

Mit dem Arschgeweih-Tribal auf der Frontplatte ist der Supreme XL sicher einer der hässlichsten je gebauten Amps und mindestens eine so krasse Zeitkapsel wie z. B. ein Korbgeflecht-Boogie. Manche Ampdesigns sind zeitlos, mache sind das hier:


Für 150 € inkl. Versand habe ich ein gut erhaltenes Exemplar bei eBay Kleinanzeigen geschossen und grad mal mit einem Drummerfreund im Proberaum ausprobiert. Krank laut, aber vom Spielgefühl her angenehm "röhrig", wenn man im Cleankanal mit dem simulierten Power Scaling (100/50/25 Watt) und dem Gainregler spielt. Da steckt von Ultraclean bis angeknuspert eine Menge drin und lässt sich feinfühlig einstellen.

Der Cleankanal hat drei Modi, die Gainpegel an verschiedenen Punkten der Schaltung und die Ansatzfrequenzen der Potis verändern.

"Vintage" soll wohl in die Fender-Richtung gehen, ist mir aber zu höhenreich ausgelegt. Das klingt nach Bright Switch und lässt sich nicht wirklich anständig rausregeln, ohne dass der Klang zu dumpf wird.

"Crunch" ist besser abgestimmt, geht für mich aber zu schnell in die Sättigung. Ich brauche vor allem einen fetten Cleansound.

"Modern" ist für mich das Highlight des Amps. Gegenüber dem Vintage-Modus sind hier die Höhen entschärft und mehr Mitten im Spiel. Klingt sehr natürlich und nervt auch bei hohen Pegeln nicht.

Bei der Recherche vor dem Kauf habe ich auf The Gear Page einige Posts von James Brown gelesen, der damals als Ampdesigner bei Peavey u. A. den 5150, den JSX und eben auch den Supreme XL designt hat. Klangvorbild im Clean war wohl die hauseigene Classic-Serie — und diesen Sounds kommt der Modern-Modus für meine Ohren am nächsten. Headroom und Klangfülle sind beim Supreme XL aber drei Schippen über den Classic 30 und Delta Blueses, die ich so hatte. Würde jetzt unheimlich gern mal einen Classic 100 anspielen.

Den Zerrkanal kann man mit seiner schrillen Auslegung und den irrsinnigen Gainreserven komplett vergessen, aber das ist kein Problem. Pedals frisst der Amp im Cleankanal klaglos. Ich bin sehr angetan!

Plus: Die Frontplatte kann man umdrehen. Dann ist er nicht mehr ganz so hässlich.

[inselwissen]

Genau die Resonanz, die ich mir auf den uncoolsten Peavey-Amp aller Zeiten erwartet hatte.

Der Vollständigkeit halber: Ich muss mein Urteil nach einer In-Ear-Probe und einigen Aufnahmen nochmal revidieren. Leider ist mir auch im Modern-Kanal das Voicing zu hell. Das soll wohl auf Musikladenlautstärke "lebendig" klingen - wenn der Pegel steigt, ist es aber extrem schwer, die richtige Balance zwischen "dumpf" und "schrill" zu finden. Das deckt sich mit meinen bisherigen Erfahrungen mit den neueren TransTube-Amps. Bei uns im Proberaum steht seit Jahren der sozusagen kleine Bruder des Supreme XL: ein Red Stripe Bandit, der klanglich das gleiche Problem hat.

Um auch nochmal einen positiven Kommentar über Peavey-Transistoramps zu verlieren: Die frühen Peaveys, bis in die "Teal Stripe"-Ära, haben zwar nicht diese röhrige Ansprache, sind dafür aber angenehmer gevoiced und verfügen über irrsinnigen Headroom.

Ask Zac hatte letztens ein sehr gutes Video über den Special 130, der eine ganze Weile lang in Nashville so etwas wie ein Industriestandard war.

[Wurstfinger]

Ein kurzes Like geht ja hier nicht, also eben so:

[HaWe]

Auch ganz interessant, finde ich:



Intro und so ab ca. 7:30

[inselwissen]

Das Video hatte ich auch schon gesehen, das ist aber mit dem 10er natürlich auch nochmal ein anderer Sound.

Die Bandits und Specials aus dieser Ära klingen größer und runder und haben sich auf einige meiner Lieblingsalben gemogelt. Joey Santiago von den Pixies hat auf Surfer Rosa und auf einigen Tracks auf dem Nachfolgealbum Doolittle einen Special 130 gespielt.



Und Robert Quines Amp bei seinen Kollaborationen mit Lou Reed war ein Bandit 65 mit nachgerüstetem EV. Wobei der originale Scorpion auch frappierend in die EV-Richtung geht. Sackschwer ist der auch.



Ob das jetzt göttliche Sounds sind, darüber lässt sich streiten. Passen aber hier wie Arsch auf Eimer.

[HaWe]

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Passen aber hier wie Arsch auf Eimer.

Und genau Das ist das Wichtigste!
Es ist letztlich völlig egal, mit welchen Gerätschaften etwas eingespielt wird, wenn das Ergebnis stimmt.

[Magman]

Heute Mittag ist Treffpunkt mit ein paar Kumpelz im Proberaum. Wir lassen einige gute Solid State Amps gegeneinander antreten. Da ist u.a. auch ein von Jürgen Rath auf Soldano abgestimmter PCL Stagemaster II Amp dabei, von dem ich nie wusste das es ihn gibt! Ist ein Prototyp als Desktop Amp gebaut. Die Lauscher und Griffel sind gespitzt

[HaWe]

Heute Mittag ist Treffpunkt mit ein paar Kumpelz im Proberaum. Wir lassen einige gute Solid State Amps gegeneinander antreten. Da ist u.a. auch ein von Jürgen Rath auf Soldano abgestimmter PCL Stagemaster II Amp dabei, von dem ich nie wusste das es ihn gibt! Ist ein Prototyp als Desktop Amp gebaut. Die Lauscher und Griffel sind gespitzt

Ja, dann wünsch ich viel Spaß beim Vergleichen!



PS:
Habe vorhin mal wieder meinen Retro Channel RR1 von der Leine gelassen. Hach, dat Dingen klingt echt nicht schlecht ....

[Paulasyl]

Und? Erkenntnisse?

[Magman]

Und? Erkenntnisse?

Leider ja

War sehr interessant. Wir haben zu Backings gespielt mit Volldampf. Clean war nicht gefragt. Mit dem auf Soldano abgestimmten PCL kam ich fast auf den Sound des kleinen SLO. Aber nicht desto trotz hat der Kleine irgendwie was, was die großen so nicht können. Da ist so was gemeines im Sound, etwas das drückt und schiebt. Ein Kumpel meinte der hat Fettt mit 3t Kaum zu glauben, aber Tatsache!

Eine große Überraschung für alte war mal wieder das Rath Model 103 Head. Der kann so gar nicht Soldano, aber dafür Marshall Plexi und 800er vom Pfeinsten! Echt ein klasse Amp, der auch wunderschön aufklart beim zurücknehmen. Ich glaube das macht u.a. auch die ECC83 in der Vorstufe. Klingt auch anders als zB der Amp1 Mercury, der sich allgemein sehr gut durchsetzte und eigentlich schon so ein wenig die Nase vorn und am allermeisten Dampf hat.

Naja, ganz zum Schluss habe ich dann doch nochmal den Marshall Silver Jubi angeschlossen und da war sie, die „alte und bekannte Erkenntnis“, dass man Röhren einfach am intensivsten auf den Fingerchen spürt, wenn man laut spielen darf. Das ist aber auch wirklich ein klasse Amp! Nicht desto trotz sind all die Transen klasse und haben ihre Berechtigung. Problemlose Amps halt, die IMMER gleich klingen.

Auf den hier bin ich stolz, das war schon ein Meilenstein in der Solid State Amp Geschichte!

PS:
Habe vorhin mal wieder meinen Retro Channel RR1 von der Leine gelassen. Hach, dat Dingen klingt echt nicht schlecht ....

Ach den hätte ich sehr gerne mit dabei gehabt. Toller und auch eigenständiger Amp