Schönes Thema, danke!
Auch wenn ich Gefahr laufe, olle Kamellen, die ich hier schonmal zum Besten gegeben habe, wieder aufzuwärmen....hier meine Geschichte
:
Als Späteinsteiger (Anfang 1990) und entsprechend Ahnungsloser, fing ich an, alles Mögliche an Amps auszuprobieren.
Den absoluten Anfang machte in Ermangelung von Kohle ein ausrangierter, leicht modifizierter Tonverstärker eines Siemens 16mm Projektors mitsamt der dazugehörigen 15" Vorführ Klappbox. Pures Röhren Vintage.......nach kurzer Zeit abgeraucht.
Danach Dynacord Eminent II mit 70er Jahre 15" PA Box (ist aktuell bei meiner Frau noch als Bassbox in Betrieb). Pures Röhren Vintage.........nach relativ kurzer Zeit abgeraucht.
Es folgte mein einziger Transistoramp, ein Fender Frontman 25........kacke Sound.
Nun wieder Röhren: Blues Junior, Hughes&Kettner Edition Tube (guter Sound aber Klapperkiste), Mesa Boogie Dual Caliber DC 3 (geil aber in der damaligen Bandsituation viel zu laut), erneut Blues Junior, Fender 82er Rivera Superchamp mit EV Force 10" (hier ärgere ich mich immer noch, dass ich ihn verkauft habe!), Hughes&Kettner Statesman Quad 84, und aktuell 1x12" Selbstbau Bluesbreaker.
Nach dem Mesa Boogie waren alle aufgezählten Combos Zweitamps für schnell mal unterwegs.
Den geilen aber irgendwie zu heftigen Mesa hatte ich so gegen 1998....und hier beginnt eigentlich erst die Geschichte meines treuen Gefährten:
Während der Boogie Zeit tat ich mich das erste mal um, meinen Traumamp zu erwerben. Viele Wochen zog ich durch hamburger Gitarrenläden und hörte mir einen Haufen Amps an. In dieser Phase nahm ich bei einer Rockpalast Sendung eine Band (weiß leider nicht mehr, welche) wahr, deren Gitarrist einen Marshall Bluesbreaker spielte. Er zelebrierte einen dermaßen begnadeten Ton, dass mir schlagartig bewusst wurde, der muss her (der Combo, nicht der Gitarrist.....obwohl Letzteres für unsere Band wohl die bessere Alternative gewesen wäre
)! Hier wurde mir auch klar, dass ich diesen Sound schon ganz oft auf Tonträgern etc. unbewusst wahrgenommen aber nie hinterfragt hatte.
Bei Just Music (oder noch Amptown) in Hamburg habe ich dann einen 62er Bluesbreaker Combo angespielt und mich hoffnungslos in ihn verliebt. Als ich dann den Preis sah, zerbrach mir das Herz! So wird das nichts!
Oh Mann, ich fange echt an zu schwafeln, sorry! Werde mich kürzer fassen, versprochen!
Ich fand einen netten Mann aus dem Süden der Republik, der einen 1989er (erster RI) BB gebraucht zu einem annehmbaren Preis anbot und schlug zu. Ein Paar Tage später stellte mir ein sichtlich genervter Paketfahrer einen großen, labberigen Karton vor die Füße. In diesem befand sich, ohne jegliche Polsterung mein geliebtes Baby, äusserlich gottseidank unversehrt...ein Wunder!
Dieser schöne Combo begleitete mich jahrelang in meiner Band. Klanglich bot er mir ohne Einschränkung den Sound, den ich so liebte! Zwar immer (auch heute noch) lautstärkemäßig gerade so an der Grenze, aber mir kam nie eine Alternative in den Sinn. Ich hatte meinen Sound gefunden!
Wo Licht ist, ist leider aber auch Schatten. Der Amp zeigte immer mal wieder kleine Macken! Vermutlich hatte der lumpige Transport doch im Inneren Spuren hinterlassen. Er rauschte und brummte wahrnehmbar und hin und wieder war ein russischer Radiosender zu hören (ernsthaft!)!
Da Nachlöten, neue Elkos und Röhren etc. keine wirkliche Besserung brachten, fasste ich vor ca. 10 Jahren den Entschluß, ihn komplett auf Handverdrahtung umzustellen. Hierfür kramte ich tagelang sämtliche Daten, Mods etc. für die original 60er Jahre Spezifikationen zusammen. Die Arbeiten wurden nach meinen Vorgaben (u.a. KT66 Röhren, andere Kondensatoren) von Tube Thomsen in Quickborn von meinen Kumpels Nils Thomsen (RIP) und Edu durchgeführt. Das Schöne war, dass der Combo noch mit original englischen Greenbacks und Drake Trafos bestückt war. So bekam ich ohne zu großen Aufwand einen ganz wunderbaren Bluesbreaker zurück. Kein Brummen oder Rauschen mehr! Stabiler, extrem dynamischer, warmer Sound, bei Bedarf auch richtig mit Kante! Der Grundklang hatte sich nicht völlig verändert, besaß aber irgendwie von allem mehr. Für mich DER Traumamp schlechthin, jetzt auch noch ohne jegliche Spirenzchen.
Und so spielt er bislang ohne Fehl und Tadel und klingt von Jahr zu Jahr immer besser...nicht weil er besser wird, sondern weil er mich verlässlich immer wieder beflügelt und
ich offensichtlich besser werde!
Er war viele Jahre bei jedem Gig dabei, ist auch schonmal umgekippt oder hat im Regen gestanden. Hat er nie übel genommen. Heute bleibt er überwiegend im Probenraum. Er ist mir zum eben mal rumschleppen einfach zu schwer geworden. Wird aber jede Woche mit Begeisterung gespielt.
Für unterwegs habe ich mir sein o.g. 1x12" Pendant bauen lassen. Auch ein feiner Combo!
Das war meine Geschichte. Nicht sehr spektakulär aber für mich eine Herzensangelegenheit. Liegt wohl in der Kindheit begründet. Ich war ein Lieblings-Stoffteddy Typ!
Mein Bluesbreaker wird niemals verkauft werden sondern nur vererbt!
für Eure Geduld!