Fender Harvard Amp

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MonacoFranke
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Fender Harvard Amp

Beitrag von MonacoFranke » Donnerstag 5. März 2015, 00:01

Hallo zusammen,

wunschgemäß stelle ich heute einen ganz besonderen Amp vor: den Fender Harvard.

Der Fender Harvard ist ein Röhrenverstärker, den Fender von 1955 bis 1961 produziert hat. Er erschien nur als Tweed Verstärker in der sog. "Narrow-Panel" Ausführung (schmalerer Frontrahmen gegenüber TV-Front und Wide-Panel), zunächst mit dem Schaltkreis 5F10 und später für kurze Zeit 6G10.

Das bekanntere 5F10 Modell (ab 1955) leistet 10-Watt und verfügt über fixed bias sowie Selen-Gleichrichter. In der Vorstufe arbeitete zunächst eine 6AV6 und ab dem Baujahr 1956 eine 6AT6 Vorstufenröhre, eine 12AX7 Röhre als Phase Inverter, ein Paar 6V6GT Endstufenröhren und eine Gleichrichterröhre vom Typ 5Y3GT. Als Lautsprecher ist serienmäßig ein Jensen P10R mit 10-Zoll verbaut.

Der seltene und nur 1961 gebaute 6G10 Harvard verfügt demgegenüber über nur eine 12AX7 Vorstufenröhre, eine 6V6GT Endstufenröhre und eine 5Y3GT Gleichrichterröhre. Der 6G10 stellt letztlich einen Princeton (Tweed Amp) in einem größeren Harvard-Gehäuse dar. Seine kurzzeitige Existenz soll dem Sparwillen von Leo Fender geschuldet sein, der (nach Einstellung des 5F10-Modells) noch die restlichen Harvard Gehäuse verwerten wollte, nachdem der Princeton ab 1961 ein anderes Gehäuse mit Tolexbezug bekam.

Der Harvard schloss eine Lücke zwischen den Einsteigermodellen (Champ und Princeton) einerseits und dem Profiverstärker von Fender, dem Deluxe, andererseits.

Der 5F11 Fender Vibrolux ähnelt dem Harvard, steckt aber in einem Deluxe-Gehäuse, verfügt zusätzlich über einen Tremolo-Schaltkreis und (dafür) anstelle der 6AT6 über eine zweite 12AX7 Röhre.

Der 5F10 Harvard misst 42 × 46 × 22 cm und wiegt 9 kg.

Berühmtheit erlangte der 5F11 Harvard als Studioamp von Steve Cropper (Booker T & The M.G.`s, Otis Redding), der ihn bei dem Plattenlabel Stax für so bekannten Aufnahmen wie Green Onions und (Sittin' On) The Dock of the Bay eingesetzt hat. Weitere bekannte Nutzer sind Jerry Garcia (The Gratefull Dead) und The Edge (U2).

Hier habe ich ein Exemplar von 1959:

Bild


Aktuell gibt es meines Wissens nur von Victoria einen adäquaten Nachbau, den Ivy League (mit einer 6AT6 Vorstufenröhre).
Zuletzt geändert von MonacoFranke am Donnerstag 5. März 2015, 21:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Deluxeplayer
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von Deluxeplayer » Donnerstag 5. März 2015, 07:07

Moin Frank!

Sehr schön :thumbsup03:

Aber - du hast gar nicht erzählt wie er KLINGT, und was du mit ihm so alles anstellst!
Und welche Geschichten er dir erzählt hat, und ob er noch den alten Jensen an Bord hat etc.pp. - die richtig spannenden Sachen halt ;)
Und etwas zum Anhören wäre natürlich ober-klasse :danke:

LG - C.

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Magman
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von Magman » Donnerstag 5. März 2015, 08:18

Hi Frank,

das ist rein optisch schon ein sehr geiler Tweed Amp :thumbsup03: Mich würde auch sehr interessieren wie er klingt im Vergleich zu anderen 7 Tweed Amps ;)
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Bencaster
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von Bencaster » Donnerstag 5. März 2015, 09:59

Alter Schwede, sehr cooles Teil. Das wäre ein Combo nach meinem Geschmack. Also wenn Fender Amp, dann muss es verrannstes Tweed sein. Nen schönen Bassmann, Tweed Deluxe, oder auch nen Tweed Blues Junior mit Honig-Glasur drüber und einmal an der Leine durchs Dorf geschleift - herrlich :thumbs:

Wenn du ein Soundfile vom deinem Exemplar zur Verfügung stellen könntest, wäre das ganz wunderbar :thumbsup03:

Grüße
PLAY LOUD

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MonacoFranke
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von MonacoFranke » Donnerstag 5. März 2015, 20:46

Hallo zusammen,

ja, der Verstärker macht richtig Spaß. Ich wollte den Thread mal mit ein bißchen Hintergrundinfos beginnen, aber mir war schon klar, dass es nicht dabei bleiben kann :D

Zunächst möchte ich den Sound mal beschreiben:

Der Harvard klingt deutlich milder als ein Tweed Deluxe oder ein Tweed Champ. Er hat unglaubliche Cleanreserven und geht nicht so schnell in die Sättigung. Mit einer Strat in Mittelposition bleibt er auch bei Volume 9 (von 12) noch angenehm clean (mit ersten Crunch-Anteilen). Er ist auch nicht so rau wie zB ein Fender Pro Jr., da machen sich im Harvard offenbar die beiden 6V6 Röhren bemerkbar. Die Höhen sind durchsetzungsstark, aber nicht schrill. Und ich habe noch nie bei einem Tweedverstärker die Bassaiten so gehört wie über den Harvard, das klingt irgendwie drahtig-warm.

Noch etwas zu dem Exemplar, er ist nicht in einem 100%igen Originalzustand. Aber bei einem so seltenen Exemplar wie dem Harvard ist das auch echt schwierig (gemessen an den Seriennummern wurden ca. 3.400 Stück gebaut). Trafo und ein paar Kondensatoren sind ausgetauscht. Der Jensen Concert Speaker ist von Mitte der 60er Jahre, die orginalen blauen 10-Zoll-Speaker wurden angeblich gerne als Ersatzteillager für Bassmans verwendet. Mein Harvard ist sehr rauscharm, hatte aber anfangs so ein leichtes Sisseln wie bei einem alten Röhrenradio. Nach einem Wechsel der 6AT6-Röhre war das Sisseln komplett verschwunden.

Soundfiles kann ich leider noch nicht anbieten, aber ich habe mich mal auf die Suche gemacht nach einem vergleichbaren Sound. Dabei bin ich auf diese Präsentation von Jim Weider gestoßen (den Harvard Amp stellt er ab 4:40 vor):

[youtube]http://youtu.be/fQp2b68PrMM[/youtube]


Und der Harvard versteht sich hervorragend mit einer Telecaster, Steve Cropper lässt grüßen ;)
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von Diet » Donnerstag 5. März 2015, 22:46

MonacoFranke hat geschrieben:Hallo zusammen,

ja, der Verstärker macht richtig Spaß. Ich wollte den Thread mal mit ein bißchen Hintergrundinfos beginnen, aber mir war schon klar, dass es nicht dabei bleiben kann :D

Zunächst möchte ich den Sound mal beschreiben:

Der Harvard klingt deutlich milder als ein Tweed Deluxe oder ein Tweed Champ. Er hat unglaubliche Cleanreserven und geht nicht so schnell in die Sättigung. Mit einer Strat in Mittelposition bleibt er auch bei Volume 9 (von 12) noch angenehm clean (mit ersten Crunch-Anteilen). Er ist auch nicht so rau wie zB ein Fender Pro Jr., da machen sich im Harvard offenbar die beiden 6V6 Röhren bemerkbar. Die Höhen sind durchsetzungsstark, aber nicht schrill. Und ich habe noch nie bei einem Tweedverstärker die Bassaiten so gehört wie über den Harvard, das klingt irgendwie drahtig-warm.

Noch etwas zu dem Exemplar, er ist nicht in einem 100%igen Originalzustand. Aber bei einem so seltenen Exemplar wie dem Harvard ist das auch echt schwierig (gemessen an den Seriennummern wurden ca. 3.400 Stück gebaut). Trafo und ein paar Kondensatoren sind ausgetauscht. Der Jensen Concert Speaker ist von Mitte der 60er Jahre, die orginalen blauen 10-Zoll-Speaker wurden angeblich gerne als Ersatzteillager für Bassmans verwendet. Mein Harvard ist sehr rauscharm, hatte aber anfangs so ein leichtes Sisseln wie bei einem alten Röhrenradio. Nach einem Wechsel der 6AT6-Röhre war das Sisseln komplett verschwunden.

Soundfiles kann ich leider noch nicht anbieten, aber ich habe mich mal auf die Suche gemacht nach einem vergleichbaren Sound. Dabei bin ich auf diese Präsentation von Jim Weider gestoßen (den Harvard Amp stellt er ab 4:40 vor):

[youtube]http://youtu.be/fQp2b68PrMM[/youtube]


Und der Harvard versteht sich hervorragend mit einer Telecaster, Steve Cropper lässt grüßen ;)
Hi,

was für ein schönes Teil!
Danke für die Infos. Der Beschreibung nach wäre das dann ja glatt mal ein Tweed Amp für mich. :)

Gruß Diet

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tommy
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von tommy » Freitag 6. März 2015, 08:18

...ooooh, der klingt sooo lecker! :sabber:
LG, Tommy


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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von telly45 » Freitag 6. März 2015, 08:38

tommy hat geschrieben:...ooooh, der klingt sooo lecker! :sabber:
..dem ist nichts hinzuzufügen :sabber:
Gruß Rainer

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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von Magman » Freitag 6. März 2015, 08:40

Das wäre dann eher nix für mich, da fehlt mir der nötige "Rotz" im Sound. Obwohl wenn man da so richtig reinlangt kommt der sicherlich auch :mrgreen:
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MonacoFranke
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Re: Fender Harvard Amp

Beitrag von MonacoFranke » Samstag 7. März 2015, 14:22

Jetzt habe ich mal auf die Schnelle einen Soundfile erstellt, ich hoffe, dass klappt soweit:

https://soundcloud.com/monacofranke/harvard


Noch kurz ein paar Infos dazu:
- Telecaster (maple neck), Bridge-PU und Neck-PU (Volume und Tone-Regler voll aufgedreht)
- Harvard Amp: Volume auf 6 und Tone auf 6
- Instrumentenkabel von Sommer, Mikro: Sennheiser e906
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