Der Overdrive-Stacking-Wissenschafts-Thread

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Gutmann
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Der Overdrive-Stacking-Wissenschafts-Thread

Beitrag von Gutmann » Sonntag 18. Februar 2024, 09:51

Ich würde hier gerne mal ein Thema ins Rollen bringen mit dem ich persönlich bisher nicht auf einen grünen Zweig gekommen bin - das stacken von verschiedenen Drives.

Mich interessiert eure Erfahrung damit, was funktioniert (nicht), welche Kombinationen sind gut, welche Reinfolge ist richtig? Batz hat in seinem Drive-Vergleich das Thema ja schon etwas zur Sprache gebracht.

Für mich selber ist es Buch mit sieben Siegeln und ich hab bisher noch keine brauchbare Kombination gefunden. In der Regel nutz ich Drivesounds so dass mit der einzelne Klang gefällt - sobald ich kombiniere müsste ich da alle Pedale wieder so ändern dass mir der Einzelsound wieder nicht zusagt - also zugunsten der Kombiniererei Kompromisse eingehen. Auch bei den meisten Dual-Pedalen geht mir das so. Einzeln super, kombiniert idR zu unklar, zu nölig, zu matschig.
Bei Fuzz noch schlimmer, bloss nicht ein Overdrive danach oder nen Boss davor, für mich ist das wie Ketchup auf ein Rindersteak.
Andere Leute machen das und es klingt toll (Meist höre ich da natürlich recordete und produzierte Sounds - eh klar).
Ein Beispiel wo es hervorragend klappt ist das EQD Life Pedal, quasi eine brachiale Ratte die nochmal einen Boost dahinter hat - was da rauskommt ist ne Macht aber auch nicht your average transparent blues sound.
Selbst beim Okko twinsonic muss ich Kompromisse eingehen - und dass obwohl die einzelnen Seiten wirklich fantastisch klingen.
Es kann natürlich auch einfach an mir liegen - aber ich denke es macht Sinn darüber zu diskutieren!

Ein Pedal von dem ich mir erhoffe dass es mit gefallen würde ist das Magnetic Effects Dual Drive - TS und RAT (ist aber nicht mehr erhältlich..)



Lasst hören!
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Batz Benzer
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Re: Der Overdrive-Stacking-Wissenschafts-Thread

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 18. Februar 2024, 10:20

Moin Uli!

Schönes, leider auch komplexes wie sehr subjektives Thema. :thumbsup03:

Wenn ich stacke, dann zunächst einmal so "wie in der Natur", sprich: Vor Distortion (also Deinem Preamp; entspricht ja sonst der Zerrstufe des Amps) kommt bei mir ein TS, um die Distortion a) mittiger und b) fetter (Gain-Boost) zu gestalten.

(Boost/Overdrives hinter dem Distortion bringen dann einen Volume-Boost und prägen den Distortion, je nach Einstellung, auch mit ihrer Klangfarbe, bzw. stark mit ihrem EQing.)

Andere Overdrives bringen andere Klangfarben plus Boost; das Mandragora z.B. hält den Ton knackig, der Morning Star verleiht zusätzlichen Glanz.

Bleibt die Frage, wie ich die Reihenfolge der Overdrives untereinander festlege: Auch ich möchte keinen zu aufgeblähten, matschigen Sound. Also experimentiere ich, indem ich tatsächlich alle möglichen Reihenfolgen ausprobiere, um zu der zu finden, die mir die besten klanglichen Ergebnisse bietet.

Meine vermutete Reihenfolge - TS, Morning Star, Mandragora - hat sich in der Praxis als mir nicht so tauglich entpuppt, so dass ich bei Mandagora, TS, Morning Star gelandet bin.

Und daher mag ich hier keine vermeintlich allgemein gültigen Regeln absondern, sondern lieber zu besagtem Experimentieren einladen. :thumbs:

Und wenn Dir das dann alles nicht gefällt... nun, dann biste wohl kein Pedal-Stacker. :D

;) ,

Batz.
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Re: Der Overdrive-Stacking-Wissenschafts-Thread

Beitrag von Dr.Dulle » Sonntag 18. Februar 2024, 10:29

Gutmann hat geschrieben:
Sonntag 18. Februar 2024, 09:51
Für mich selber ist es Buch mit sieben Siegeln und ich hab bisher noch keine brauchbare Kombination gefunden. In der Regel nutz ich Drivesounds so dass mit der einzelne Klang gefällt - sobald ich kombiniere müsste ich da alle Pedale wieder so ändern dass mir der Einzelsound wieder nicht zusagt - also zugunsten der Kombiniererei Kompromisse eingehen.
Hm ich benutze den einzelnen Sound eines Pedals auch so das er mir einzeln gefällt. Allerdings finde
ich die meisten Pedale, die ich gespielt habe, eben suboptimal mit weit aufgedrehtem Gain Poti.
Das wirkt mir meist zu gepresst, komprimiert und irgentwie "künstlich". Mag sein das das bei
Boutique Zerrern von 200+€ anders ist, aber sowas besitze ich nicht.

Da meine Pedale sich also alle gainmässig im crunchy, bluesy, 70er Jahre classic Rock terrain
bewegen (weil sie mir so am besten gefallen), ist stacking für mich total Problemlos und mit
relativ wenig Kompromissen behaftet. Das gilt bei mir dann vor einen fast cleanen Amp.

Z.Zt hab ich 3 OD Pedale gestacked. Der am besten auf das Volume Poti reagierende
kommt zuerst und der mir am besten gefallende als letzter. Wie das zusammen klingt,
kann ich mit keinem der 3 Pedale alleine erreichen, da die frequenzmässig interagieren.

Ähnlich wie ein Pedal + verzerrter Amp übrigens. Tubescreamer vor einem dead cleanen Amp finde
ich z.B. oft gruselig, während es vor einem mittenarm zerrenden Blackface Amp sehr gut klingen kann.
Der letzte Zerrer in der Reihe prägt den Sound mMn am stärksten, egal ob Pedal oder Ampzerre.

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Batz Benzer
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Re: Der Overdrive-Stacking-Wissenschafts-Thread

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 18. Februar 2024, 11:10

Ach, fast vergessen: Mit Fuzz sieht die Welt in der Tat nochmal ganz anders aus, da es m.E. hier zwei Gattungen von Fuzzes gibt:

1. Fullrange Fuzzes. Bestes Beispiel: Big Muff! - Der möchte vor 'nen cleanen Amp, bzw. nix Zerrendes nach sich haben. Stacken sinnlos.

2. Filter-Fuzzes. Diese arbeiten eher wie ein Filter plus Gain-Boost am besten vor einer weiteren Zerrstufe; alleine für sich können sie eher dünn, brüchig und gain-los sein. So empfinde ich z.B. manche Fuzz Faces (nicht alle!). Diese sollten ergo gestacked werden; meist fühlen sie sich am Anfang der Pedalkette am wohlsten, auch weil sie häufig ein hochohmiges Signal lieber mögen. ;)

So viel zu meinen :2cents: ; andere mögen das anders sehen. :thumbs:
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