Dunlop Uni-Vibe UV-1

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Batz Benzer
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Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 5. September 2021, 14:10

Gegenstand dieser Vorstellung ist das UV-1 Uni-Vibe von Dunlop; dieses Pedal war für mich die erste Begegnung mit dem Vibe-Thema, zunächst einmal auf Entfernung und rein theoretisch, da in Gitarre & Bass vorgestellt.

Bild

(Bildquelle: audiofanzine.com)

Vordergründig hatte mich bereits die Optik schwerst angemacht: Ein aufwendig wie schön designter Klotz, von dem ich sooo gerne wollte, dass mir auch seine inneren Werte zusagen! :mrgreen:

Zumal die tonale Beschreibung interessant anmutete, wenngleich ich mir damals von einem chorusähnlichen Modulationseffekt, für den ich das UV-1 hielt, das völlige Vermeiden einer Wellen-Bewegung wünschte; war ich anno 1996 vielleicht einfach noch nicht bereit für ein Uni-Vibe...? :kopf_kratz01:

Tja, im Laufe der Zeit hatte ich dann sogar zwei Exemplare hintereinander, beide wieder verkauft, bis mich jüngst mein drittes und hoffentlich bleibendes Gerät erreicht hat; von diesem mag ich mich nicht mehr trennen und hier ein wenig erzählen. ;)

Gleich zu Beginn: Es gibt zwei unterschiedliche Ausgaben des UV-1; ein früheres und das spätere mit Wahltaster für den "Vintage"-Sound rückseitig; bei dem vorliegenden Pedal handelt es sich um letzteres.

Im gebürsteten Stahlgehäuse finden sich sowohl der klassischen Photozellen-Aufbau als auch viele Bauteile, über die das Original von Honey/Shin-Ei nicht verfügte, was manch einem Kenner der Materie bereits Dorn im Auge und folglich Anlass zu Kritik ist. Mir ist das, wie immer, latte, solange es sich richtig anfühlt und -hört.

Die drei Potis des UV-1 liegen versenkt, so dass sie selbst bei grobmotorischen Tritten geschützt sind; sehr schön! Sämtliche Anschlüsse - In, Out, Anschluss fürs Expression-Pedal, 18V-Netzteilbuchse sowie besagter Vintage-Druckschalter - finden sich an der abgewandten Kehrseite, auf der pultförmig angeschrägten Oberfläche hat es einen Fußschalter für die Chorus/Vibrato-Wahl und den On/Off-Switch.

Bild

(Bildquelle: medias.audiofanzine.com)

Leider sind diese Gerätschaften, ihrem robusten Äußeren zum Trotze, anfällig für technische Problemchen, da die Fußschalter direkt auf der Platine sitzen; in meiner Zeit im Musikalienhandel kamen im Schnitt relativ regelmäßig zwei UV-1 pro Jahr zur Reparatur rein, auch eines meiner Vorgänger-Exemplare musste seinerzeit zum Pedal-Doktor. :mimimimi:

Soviel zu Theorie und äußerer Erscheinung, auf in medias res:

Das Dunlop-Aggregat bietet dank Volume-Regler die Möglichkeit, die effektierte Lautstärke den persönlichen Vorlieben anzugleichen, wobei das Signal bei Vollauslastung ganz leicht geboostet wird, was ich sehr angenehm finde.

Über Speed und Intensity lässt sich dann das Klangbild entsprechend formen. Und wenngleich ich das UV-1 als tendenziell Throbbing/Tremolo-betont abgespeichert hatte, finde ich hier einen eher "chewy", phasrig klingenden Vibe-Ton vor, der herrlich schmatzt, im Höhenbereich perfekt abgesenkt ist, alles andere als nüchtern tönt und somit zähflüssig wie Sirup daher kommt. Dafür fehlt es ein wenig am klassischen Herzschlag, fällt in dieser Hinsicht also weniger "physisch" und dennoch plastisch wie räumlich aus.

So stellen die diversen Vibes differierender Hersteller unterschiedliche Geschmacksrichtungen des Originals dar, welches auch nicht "den einen" Ton, sondern u.a. aufgrund wechselnder Bauteile von extrem trockenem zu stark nassem Signal je nach Exemplar Unterschiedliches zu bieten hatte.

Ich persönlich finde diesen mittig-warmen, fett schmatzenden Phase-Ton, der selbst spröde, aggressive Gitarrensignale schönfärbt, weich wie formbar macht und nasser Seife gleich flutscht, jedenfalls wunderschön; und da die Modulationswelle schon typisch unrund läuft und in Summe auch nicht unterrepräsentiert ist, assoziiere ich klar "Vibe" und nicht "Phaser". :sabber:

Das Vintage-Voicing senkt Höhen und Bässe noch einmal ab, was mir schon zu viel des Guten ist, so dass ich den Schalter nicht gebraucht hätte und auch nur vor sehr präsenten, höhenreichen Amps verwenden würde; da ich solche nicht spiele, hat sich diese Funktion für mich dauerhaft erledigt.

Apropos: Da ich mit der Vibrato-Funktion nix anfangen kann, mag ich mich fairerweise auch nicht dazu äußern.

Fazit: Circa 280€ hat das Dunlop UV-1 weiland im Laden gekostet; das isses in meinen Augen wie Ohren auch tatsächlich wert, das PLV entsprechend ausgewogen, wenngleich es günstigere wie ähnlich kostspielige Mitbewerber gibt, die der Vorstellung des ein oder der anderen womöglich näher kommen und andere Formanten in den tonalen Fokus rücken.

Wer jedoch auf viskose Voodoo-Suppe steht und kein im Mittelpunkt stehendes, ausgeprägt-authentisches Herzklopfen sucht, wird hier nicht enttäuscht: Es schmatzt wie einst Inge Meysel oder Brigitte Mira, nur ohne Dusche für die erste Reihe! :thumbs:

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Wizard » Sonntag 5. September 2021, 15:30

Hach, wie wohltönend bereits die Beschreibung dieses Artefakts klingt! :sabber:

Und ja, die Optik schmeichelt auch meinen Augen - die Ohren sind aber letztendlich das entscheidende Kriterium und da scheint unser Batz
voll bedient worden zu sein. Haiti Voodoo ist gewünscht und das bringt er! Viel Spaß wünscht meinereiner! :cool01:

PS: Batz, deine Reviews bringen mir den Spaß zurück wie seinerzeit die guten G&B Tests :thumbsup03:
Gruß Peter

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Diet
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Diet » Sonntag 5. September 2021, 16:21

:thumbsup03:
Danke für den Bericht :banana02:

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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 5. September 2021, 16:26

Ich danke Euch beiden für das liebe Feedback! :thumbsup03:
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Diet
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Diet » Sonntag 5. September 2021, 18:32

Moin,

es gibt ja übrigens auch dieses "Uni-Vibe" genannte Pedal von Dunlop.

http://www.guitartest.de/Dunlop%20UniVi ... Chorus.htm

Das hat aber wenig mit echtem Vibe-Sound zu tun. Es ist eher Rotary.
Es arbeitet auch nicht mit einer Fotozelle.
Das kann ziemlich gut den schwirrenden Cold Shot Sound von SRV imitieren.
Ansonsten fand ich es aber eher mau.

Gruß Diet

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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 5. September 2021, 19:21

Das hatte ich auch mal, ist aber, gerade im Vergleich wie von Dir beschrieben, nicht "the real deal". :thumbsup03:
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von FretNoize » Montag 6. September 2021, 20:36

Hahaha, super-schön zu lesen, vielen Dank dafür!
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Montag 6. September 2021, 20:44

Das freut mich, Holger; vielen Dank! :thumbsup03:
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 22. Oktober 2021, 13:24

Nochmal zum Vintage Voicing: Ich hatte jetzt eine eher höhenlastige Gitarre am UV-1 und habe das erste Mal den Schalter genutzt; das hat so gut funktioniert, dass ich mein Urteil oben bezüglich dieser Möglichkeit bitte revidieren mag. ;)

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Dunlop Uni-Vibe UV-1

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 22. Februar 2022, 09:28

Moin!

Bisher sprach ich hier von zwei Versionen des UV-1; ich bin mittlerweile aber schwerst davon überzeugt, dass es mindestens drei gegeben hat:

- Eine mit Vintage-Schalter, die ziemlich sicher die zweite war;

Bild

(Bildquelle: Audiofanzine)

- eine ohne - mutmaßlich die letzte -,

Bild

(Bildquelle: Audiofanzine)

- sowie eine dritte Version, bei der die Beschriftung auf einem transparenten Aufkleber zu finden war, bei dem zwar ein Loch für den Vintage-Schalter vorhanden war, dieser aber weggelassen wurde; diese halte ich für die erste, da kein "CE"-Zeichen.

Bild

(Bildquelle: Reverb)

Das würde auch erklären, dass ich meine frühere Version klanglich so anders als jene in Erinnerung habe, die ich aktuell besitze. :idea:

Alles für die Wissenschaft, die Wissen schafft! :ugeek: :D

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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