Gibson 50' Tribute LP Model 2016

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Magman
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Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Magman » Sonntag 14. Februar 2016, 13:11

Ich hab lange überlegt ob ich dazu überhaupt noch was schreibe, aber warum eigentlich nicht....

Gestern kam nach der ersten Enttäuschung (ich berichtete darüber) die zweite Les Paul meines Kollegen an, eine Gibson 50' Tribute Model 2016. Er will unbedingt eine gute Gibson Les Paul haben für seine Sammlung.
Ich selbst hatte vor ein paar Jahren ja mal ne Goldtop genau aus dieser Serie, für die ich 680 Euro zahlte beim Thomann. Diese hier kostet nun exakt 999 Euro.
Wieder mal war diese von dem Laden eingestellt und optimiert worden wo er auch die erste, eine LPM herhatte. Noch dazu bekam er laut Aussage des Ladenbesitzers eine besonders schöne. Dieses Modell wird leider nicht in einem solch schönen goldenen Koffer wie das nich bei dem LPM Modell der Fall war geliefert. Für mich reine Verkaufspolitik, man will ja diese 2014/2015er Gurken mit dem Handy auf der Kopfplatte nun irgendwie noch loswerden. Also hier gab es nur eines dieser Bags dazu die wohl eher als Staubschutz dienen. Selbst bei den PRS SE Gitarren gibt es ein Bag mit dazu welches um Längen besser ist und welches auch einigermaßen Schutz bietet beim Transport.

Die Paula also mal aus ihrem Staubgewand genommen. Hübsch sieht sie eigentlich aus in der satin honeyburst Lackierung. Gleich mal das überflüssige Pickguard abgeschraubt und ein paar schnelle Bilder gemacht.

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Die Specs:

Gibson 2016 Traditional Serie
Korpusform: Les Paul
Korpus: Mahagoni
Decke: Ahorn
Hals: Mahagoni, geleimt
Halsprofil: '50s Rounded
Griffbrett: Palisander
Griffbretteinlagen: Trapez
Griffbrettradius: 12" (305 mm)
Bünde: 22
Sattel: TekToid
Sattelbreite: 1.6875" (42,9 mm)
Mensur: 24.75" (628 mm)
Halstonabnehmer: Gibson 490RHumbucker
Stegtonabnehmer: Gibson 498T Humbucker
Schalter: 3-Wege Toggle
Regler: 2x Volume, 2x Tone
Brücke: Nashville Style Tune-O-Matic
Saitenhalter: Stopbar
Mechaniken: Grover Green Keys
Hardware: Nickel
Finish: Satin Honey Burst
inklusive Gibson Gigbag



Der Headstock ist hier auch wieder klassisch gehalten mit dem gewohnten Schriftzug. Ansonsten gibt es einige Verarbeitungsmängel an der Lackierung und auch sonst darf man nicht so genau hinschauen. Die Bünde stehen leicht aus dem Griffbrett. Das Griffbrett selbst wurde wohl auch nicht exakt aufgeleimt, denn auch hier sieht und spürt man einen deutlichen Übergang. Hier kann man allerdings nicht einfach mal so feilen und schleifen ohne Blessuren, das würde man sofort sehen. Man müsste dann wohl nachlackieren.
Das Griffbrett, welches eher grau wie braun erscheint sieht trockener aus denn je, da wird wohl mindestens ne halbe Flasche Viol draufgehen. Ist wohl auch wieder stark getoastet das Holz. Es soll ja Palisander sein laut Angabe. Ist vielleicht eine neue Art von Graupalisander, wer weiß? Ansonsten ist die Saitenlage aber wirklich gut eingestellt, nichts scheppert und alle Töne sind trocken gespielt sauber da. Aber stimmt, die Gitarre wurde ja vorher von dem Verkäufer begutachtet und eingestellt!
Der Sattel aus weißem Kunststoff wirkt billig, erfüllt aber seinen Zweck. Hätte man da etwas eingefärbten Kunststoff benutzt wäre es zumindest optisch ein wenig schöner. Das Halsprofil ist ein '50 Rounded und fühlt sich gut an. Nicht zu fett und nicht zu dünn. Ein Plus!
Die Mechaniken kommen von Grover und nach dem Dehnen der Saiten halten diese die Stimmung perfekt! Ein sehr großes Plus gegenüber diesem doofen Gibson-Verstimmsystem :thumbsup03:

Hinten ist die Paula komplett mattschwarz lackiert und zwar hauchdünn. Man sieht die Maserung dahinter sehr deutlich. Auch das ist ja generell nicht schlecht. Aber es ist ein Lack der den Staub regelrecht anzieht. Du wischst ihn sauber und 1 Minute später hängt wieder alles dran. Die Abdeckungen von den E-Fächern sind in einem groben matten Kunststoff gehalten was potthässlich und billig aussieht. Unter dem E-Fach verbirgt sich auch wieder diese ominöse Platine. Es mag da ein jeder denken drüber wie er möchte, ich selbst finds nicht gut, zumal ich selbst schon eine ausgebaut hatte, die einen feinen Haarriss aufwies und so für gelegentliche Ausfälle gesorgt hatte. Leute die diese Gitarren eher zuhause auf dem Schoß spielen werden da weniger Probleme haben wie die, die die Gitarren richtig fordern. Ich verstehe nicht warum man das immer noch macht obwohl die Probleme bekannt sind bei Gibson. Ist wohl einfacher bei der Montage in China. Ja made in China, auch wenn hinten drauf made in USA steht. Amis können auch gut lügen :mrgreen:

Die Gitarre wiegt exakt 3580 Gramm auf meiner geeichten Waage. Ist also nicht so schwer weil sie im Inneren viele Löcher hat die Gewicht reduzieren sollen. Sie hängt auch recht ausgewogen am Gurt.

Dann mal Kabel rein und an den Amp damit, welcher mal wieder der Laney LH 5 Studio und später der Purtetone ist. Bei letzterem zeigt sich immer die Qualität eines Instrumentes, da wird nichts künstlich verschönert. Über den Steg Pickup klingts gut und fett und auch beim Runterregeln behält die Gitarre schön ihre Höhen. Die Potis laufen auch gut. Der Halspickup klingt allerdings wie so oft recht muffig, auch nachdem ich ihn weiter in den Body gedreht habe. Mit ein paar Feineinstellungen am Amp geht es dann aber. Nur klingt dann der Steg Pickup nicht mehr so gut wie Anfangs :roll: Mit ordentlich Gain klingt die Paula recht ordentlich am Steg. Clean eher so lala und crunch ganz okay.... Ich denke hier könnte man vielleicht etwas abhelfen mit anderen Pickups, obwohl ich selbst nicht glaube das dies hier sehr viel bringt. Die Holzauswahl der Gitarre, bzw die Holzqualität ist eher sehr bescheiden und genau das ist letztendlich maßgebend für den Sound. Das Griffbrett sieht für mich auch so aus als wenn es mit der Zeit wieder die Bünde in ihre Freiheit schickt. Ist mir selbst ja bei meiner 50' Paula passiert und ich kenne noch viele andere Fälle. Das ist ehrlich gesagt große Scheiße!

Fazit:

999 Euro wäre mir diese Gibson LP nicht wert, noch nicht mal die Hälfte davon. Hier gibt es viel zu viele Mängel bei Material und Verarbeitung. Bei der Tochterfirma Epiphone bekommt man (noch) wesentlich besser verarbeite und auch besser klingende Gitarren für die Hälfte des Preises! Oder aber man legt noch ein paar Rollos drauf und kauft sich eine gebrauchte Gibson LP aus den 80ern.

Gibson fängt bei mir zumindest heutzutage erst bei der Custom Shop Serie an und wenn es um die Ehre des guten Namens Gibson (oder dem was noch davon übrig geblieben ist) geht sollte man sich wohl genau darauf beschränken. Auf jeden Fall erreicht man so wie jetzt zumindest keine ernsthaften Musiker mehr!
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bluesation
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von bluesation » Sonntag 14. Februar 2016, 15:06

Ich hatte mich die Tage mal für die Tribute 60 der 2016 Modelle interessiert. Fand ich jetzt gar nicht schlecht. Jedoch mir gefallen die Farben einfach nicht. Mir ist auch nicht klar, warum die 50er Modelle Humbuckers und die 60er P90 haben. P90 gehört doch wohl eher in die 50er.
Gruß Tom

partscaster
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von partscaster » Sonntag 14. Februar 2016, 15:21

Klingt ja nicht so doll. Gibson sollte das mit den "günstigen" Modellen wohl lieber lassen. Oder, wie PRS, einfach mal eine koreanische Serie dafür auflegen, da könnte man etwas Geld in Hölzer und Endkontrolle stecken.

Dein Kollege sollte IMHO tatsächlich eine gebrauchte suchen, wenn es denn unbedingt eine Gibson sein soll. Für 1000 Euro wird sich da sicher was machen lassen. Eventuell eine Studio?

Grüße
Michael

Mintage
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Mintage » Sonntag 14. Februar 2016, 16:39

Moin,

bei dem Ratschlag bzgl. einer Les Paul aus den 80ern bin ich anderer Meinung: die Paulas bis ca. 1984 hatten mehrteilige Hälse,
diese teils aus Ahorn - was einen hörbaren Unterschied zu den einteiligen Mahagony-Hälsen darstellt, die es zu der Zeit
aber kaum gab...!

Von 1985 bis 1987 gab es keine Les Pauls wg. Verkauf/Neuaufstellung der Firma Gibson.

Bei den Les Paul Standards von 1987 bis 1992 habe ich bis dato nur gut zu bespielende, gut klingende und gut verarbeitete Instrumente in den Händen gehabt - einziges Manko ist das Gewicht, das zwischen 4,2 bis 4,5 kg pendelt (also dem Gewicht einer Strat der Mittsiebziger :twisted: )
Und mit einem PU-Wechsel kann man diese Paulas wunderbar "alt klingen und singen lassen" (selbst Gregor Hilden mag die Paulas
dieser Zeit 8-) )

Aber auch diese liegen mittlerweile bei ca. 2.000,- Euro - die ich jedenfalls deutlich eher für diese ausgeben würde, als für
ein Gerät der aktuellen Gibson-Range von 599,- bis 3.000,- Euro ;)

Grüsse
Rainer

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Ingolf
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Ingolf » Sonntag 14. Februar 2016, 18:15

bluesation hat geschrieben: Mir ist auch nicht klar, warum die 50er Modelle Humbuckers und die 60er P90 haben. P90 gehört doch wohl eher in die 50er.
Du hast, glaube ich, auch recht. Die P90- bestückten Tribute- LP's laufen als 50er.

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Wizard
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Wizard » Sonntag 14. Februar 2016, 18:56

Ehrliches Review, Martin :thumbsup03:

Mir ist auch schon seit ein paar Jahren klar, dass ich bis auf weiteres keine neue Gibson außerhalb des Custom Shops kaufen würde.

Solange die ihren unsäglichen Boss Henry J. da haben, wird sich auch in Zukunft nix bei Gibson ändern. Unbegreiflich aber wahr! :evil:
Gruß Peter

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partscaster
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von partscaster » Sonntag 14. Februar 2016, 19:06

Mintage hat geschrieben:
...

bei dem Ratschlag bzgl. einer Les Paul aus den 80ern bin ich anderer Meinung: die Paulas bis ca. 1984 hatten mehrteilige Hälse,
diese teils aus Ahorn - was einen hörbaren Unterschied zu den einteiligen Mahagony-Hälsen darstellt, die es zu der Zeit
aber kaum gab...!

...
Na ja, wenn jemand mit einer der aktuellen Tributes leben könnte, wenn sie denn ordentlich zusammengebaut wäre, kann er wohl auch mit einem Ahornhals o.ä. auskommen. ;)

Grüße
Michael

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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Magman » Sonntag 14. Februar 2016, 19:57

partscaster hat geschrieben:Na ja, wenn jemand mit einer der aktuellen Tributes leben könnte, wenn sie denn ordentlich zusammengebaut wäre, kann er wohl auch mit einem Ahornhals o.ä. auskommen. ;)

Grüße
Michael
Michael, genau das ist es ja. Bei einer Gitarre för 1000 Euro erwarte ich einfach das sie gut und sauber verarbeitet ist! Das stimmte hier allerdings gar nicht. Irgendwann werden dann auch diese Gurken wie die andern vorher bei Amazon landen für 549 Euro und dann posten die Jünglinge die halt einfach ne Original Gibson haben wollen für kleines Geld wie geil die sind :x Ich kann's Ihnen noch nicht mal verübeln.

Ansonsten sind aber auch bei genau diesen Norlin Gibsons aus den Achtzigern mit dem dreistreifigen Ahornhals Perlen dabei. Slash spielt ja auch eine aus dieser Serie. Aber darum soll es hier bei dem Review nicht gehn!

Es gehört auch nicht hierhin, aber mein Kumpel verabschiedet sich wohl von dem Gibson LP Traum. Ich habe ihm geraten entweder zu sparen um dann eine gute ältere Gibson vor Ort zu kaufen, oder eben eine gute Kopie zu ergattern.
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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von partscaster » Sonntag 14. Februar 2016, 20:33

Magman hat geschrieben:... Ich habe ihm geraten entweder zu sparen um dann eine gute ältere vor Ort zu kaufen..
Eine bessere Lösung dürfte es nicht geben. Ein Bekannter von mir hat sich vor knapp 20 Jahren nach langem, langem sparen und dann einigem Suchen seinen Traum von der Les Paul erfüllt - eine schwarze Standard, müsste von Anfang der 90er sein - seitdem seine einzige (!) Gitarre. Manchmal muss man geduldig sein.

Grüße
Michael

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Re: Gibson 50' Tribute LP Model 2016

Beitrag von Wizard » Sonntag 14. Februar 2016, 20:39

Wer ne gebrauchte Gibson Les Paul Standard sucht, sollte eine aus den gesamten 90ern suchen. Wohl nicht nur meine Meinung ;)
Gruß Peter

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