Squier Bass VI

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Batz Benzer
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Squier Bass VI

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 2. April 2016, 14:23

Liebe Budisten,

was ist das eigentlich für ein Melodie-Instrument, welches man aus den meisten The Cure-Songs kennt? - Klingt irgendwie so als spiele man in hohen Lagen auf einem Bass... oder doch eher auf 'ner Bariton-Gitarre?

Und was für einen Bass spielen die Beatles da eigentlich auf den alten Aufnahmen; ich meine den Bass-Sound, wo der Bass ganz deutlich zu hören ist und nicht in den üblichen Bassfrequenzen ertrinkt...?

Die Lösung: Es handelt sich um einen Bass VI aus dem Programm von Fender, einem Short Scale-Bass mit sechs Saiten in nach unten oktavierter Gitarrenstimmung (EADGHE).

Bild

Und genau dieser ist unter dem Label Squier für vergleichsweise kleines Geld zu haben; made in China, versteht sich.

Das Ding, es wiegt übrigens gute 3,9kg, hat drei Single Coil-Pickups, die einzeln über Schieberegler aktiviert werden, wodurch sich alleine bereits sieben Grundsounds ergeben (die fünf Strat-Einstellungen plus Steg+Hals (Tele) plus alle drei PUs), die dann wiederum durch den Bass-Cut-Regler in, vereinfacht gesagt, Gitarrenfrequenzen genötigt werden können, was insgesamt 14 unterschiedliche Klänge bedeutet. Uff!

Und um den Wahnsinn perfekt zu machen, hat der Bass VI vom guten alten Leo noch das Vibrato von Jaguar und Jazzmaster spendiert bekommen; es sei bereits vorweg genommen, dass das Ding klingt und besser funktioniert als erwartet.

Der Korpus des Squiers - ich könnte schwören, er fällt etwas dünner als das Original aus - ist aus Linde, was sich bei meinem Exemplar nicht klanglich auffallend oder gar störend bemerkbar macht. Der helle Ahorn-Hals ist, ganz Squier-typisch, ebenfalls relativ dünn, was ich bei einem Shortscale-Bass jedoch äußerst gelungen finde; so fällt das Handling extrem angenehm aus, es sind keine weiten Wege zu gehen, und Kraft braucht es auch keine.

Mein Exemplar habe ich aus zweiter Hand erworben und bis vor kurzem leider das Problem, dass sich der Hals jeden Tag wieder ein wenig krumm zieht, und das seit ca. 10 Tagen. Jeden Tag drehe ich den wieder um eine Vierteldrehung, so dass der Hals fast kerzengerade ist, jeden Morgen ist er wieder minimal. Heute war der zweite Tag, an dem die Spannung exakt gehalten hat; dennoch möchte ich es erwähnt wissen. ;o)

Sehr schön sind die Inlays im eher groben Palisander-Griffbrett anzuschauen, die Bundstäbchen fallen very vintage aus und sind entsprechend dünn. Jede Wette, dass die sich, Squier-typisch, schnell abgetragen haben werden... aber der Bass VI ist ja eher ein Instrument, welches ich nicht täglich in die Hand nehmen werde, daher soll es mich zu diesem Zeitpunkt nicht stören.

Die Lackierung ist perfekt ausgeführt, die Hardware ist funktionell, und auch sonst gibt es keine feststellbaren negativen Punkte.

Kommen wir also zum Herzstück: Bespielbarkeit und Klang!

Durch den geringen Saitenzug schlabbern die Werkssaiten etwas, was gerade auf der E6 problematisch sein kann. Ich selbst spiele den Bass jedoch meist mit Plek und Palm Muting, so dass dieser Punkt nicht ins Gewicht fällt. Ansonsten spiele ich mit den Fingern und habe seinen sanften Anschlag, so dass bislang noch keine Saite aus ihrem Reiter gesprungen ist, was aber auch daran liegen kann, dass der Vorbesitzer eine dickere Bass-Saite aufgezogen hat. Somit erliege ich als Gitarrist nicht dem Bass-Ermüdungs-Effekt.

In erster Linie ist es jedoch der typische Klang, der mich begeistert: Zum einen die Vielseitigkeit dank Pickups und Schaltung; dann die grundsätzliche Lage und die damit verbundene Klangfarbe: Der Bass VI ist dabei immer ortbar und präsent als Melodieinstrument, auch in Bassfunktion. Akkorde sind kein Problem und können Dir, in Kombination mit einem zerrenden Amp, sogar den Lemmy machen, bedachtes Spiel vorausgesetzt.

Dabei tönen die Single Coils eben genau so: Wie Single Coils, über die sehr dicke Saiten gespannt sind. Mit Bass Cut erinnert es eher an Gitarre, ohne eher an Bass. Der Steg-PU ist übrigens deutlich heisser als der Rest, so dass er auch alleine seinen Mann steht; geht fast was in Richtung P-90.

Auch der von mir so geliebte Knackbass-Sound der 60er und 70er Jahre gelingt perfekt, wenngleich Ladi Geisler seinerzeit anderes Gerät dafür auffuhr.

Wahlweise kann das Instrument auch höher gestimmt und als Baritongitarre verwendet werden. Da ich dies jedoch nicht mache, kann ich auch leider nichts dazu sagen - nur dass es wohl eben auch geht.

Surf-, Spy- und Spaghetti-Western-Sounds gelingen aber auch so in Perfektion; hier hat der Bass VI einen Schwerpunkt. Der andere liegt in der Melodieführung zwischen Gitarre und Bass.

Hier einige Klangbeispiele aus dem Netz:

[youtube]http://youtu.be/zpwyeKGiB8o[/youtube]

[youtube]http://youtu.be/wwyI4CTs7YA[/youtube]

[youtube]http://youtu.be/YMXRXPdLZ9g[/youtube]

War die Entwicklung dieses Nischeninstruments wohl der Idee geschuldet, Gitarristen an den Bass zu locken, so hat es sich aus klanglichen Gründen einen eigenständigen Platz im modernen Instrumentarium sichern können.

Seit gefühlten Ewigkeiten interessiere ich mich für dieses Gerät; nun endlich hat es sich ergeben, dass einer zu mir gefunden hat, und ich bin schon extrem gespannt, wie er sich in zukünftigen Mixes präsentieren wird.

Was ich nervig am Squier Bass VI finde: Die Preispolitik! - Je nach Farbe und Anbieter kann der Preis um über 100€ schwanken.

Fazit: Leicht zu spielen, klanglich ein vielseitiger Spezialist, finanziell erschwinglich - das spricht für den Bass VI. Der geringe Andruck und die eng beieinander liegenden Saiten werden für den einen Bassisten oder anderen schraubstockhändigen Gitarristen ein Hindernis darstellen. Das wär's dann aber auch an möglichen Schwachstellen; klanglich ist das Teil absolut vorne und macht ungeheuren Spielspaß!

Lieben Gruß,

Bass Benzer. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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M. L. Schwan
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von M. L. Schwan » Samstag 2. April 2016, 16:54

Hi,
das Instrument fand ich auch schon immer klasse.
Wenn's um den Fender VI geht darf natürlich er nicht fehlen:

[youtube]http://youtu.be/2377uGYN8D0[/youtube]
Viele Grüße
- Der Schwan -

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Batz Benzer
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 2. April 2016, 17:26

Jaaaaaa!!!

Ich gucke relativ regelmäßig alte Disco-Folgen und hatte Hank und die Jungs letztes Jahr bereits erneut genossen! :thumbsup03:

Sährrr ghodt...!!!
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Ingolf
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Ingolf » Samstag 2. April 2016, 18:59

Ach ja, Hank The Knife.... :D

Bin gerade in Versuchung geführt, mir einen VI zuzulegen... :sabber:

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Batz Benzer
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 3. April 2016, 11:21

Moin Ingolf,

lustig, u.a. an Dich hatte ich beim Review gedacht...! :prost:

Ich denke, Du wirst es nicht bereuen. :mrgreen:

Schönen Sonntag,

Batz. :smoke01:
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Ingolf » Sonntag 3. April 2016, 12:39

Ist es nicht komisch, dass die schwarzen VI-er beim T nur 299.- kosten, und sonst überall > 400.-?

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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 3. April 2016, 12:55

Das ist es, was ich meinte; mal eine vollkommen willkürliche Gegenüberstellung:

Thomann - Store - Musik Produktiv - Session - Brilon

Sunburst 429€ - 429€ - 429€ - 432€ - 399€

Black 299€ - 485€ - 325€ - - - 399€

White 475€ - 475€ - 325€ - 475€ - 432€

(Tschuldijung, Tabellen gehen hier leider nicht wirklich... )

Nimm den Schwarzen vom Store, Ingolf: Der klingt 186€ besser als der andere...!!! :clown:

Vollkommen verkorkste Verkaufspolitik... andererseits mal wieder ein Unterschied zwischen jenen, die sich mmer weniger unterscheiden... ;)

Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Ingolf » Sonntag 3. April 2016, 13:43

Haha... Am besten gefällt mir ja Olympic White, und den gibt's bei Produktiv für 325.-.... Mal sehen... ;)

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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 3. April 2016, 13:47

Ich wollte den in Sunburst und habe jetzt den in Olympic White, (ebenfalls) aus finanziellen Erwägungen; ist in natura schon schön, und auf lange Sicht kommt da vielleicht mal ein güldenes Plexi-Schlagbrett im Gretsch-Stil drauf... :mrgreen:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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Mintage
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Re: Squier Bass VI

Beitrag von Mintage » Sonntag 3. April 2016, 15:02

Der gute alte Fender VI - Bass: schon bei den Beatles ab dem weißen Album gerne als Effekt benutzt und beim
"Hey Jude" - Video in den Armen von George Harrison zu sehen ;)

Grüsse
Rainer

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