Kraushaar Marie C
Verfasst: Dienstag 22. November 2016, 20:56
Liebe Budenser,
ich habe im September wohl einen riesigen, aber wunderschönen Fehler gemacht, indem ich mit meinem Kumpel Gereon gen Walter Kraushaar und dessen Gitarrenwerkstatt in See gestochen bin.
Ich weiß noch als ob es heute war, wie ich immer wieder sagte, dass ich "derzeit total und vollkommen GAS-befreit sei" - ich ahnte ja nicht, was da auf mich zukommen würde...
Tatsächlich haben mich Walter himself sowie seine Schöpfungen schwer aus den Socken gehauen; nette, verbindliche Type, die herrlich eigenständige Instrumente hervor bringt, welchen allesamt eine deutliche Handschrift, neudeutsch: Corporate Identity, zueigen sind.
Tolle Floskel: Habe ich auch einen Inhalt dazu parat? - Jepp, habe ich: Diese Instrumente artikulieren allesamt extrem deutlich, sie nuscheln nicht! Nichts mulmt, nichts verschwimmt, alles ist ganz klar und dennoch flüssig, geradezu "sanft federnd" zu spielen!
Die E-Gitarren haben mich, als alten Traditionalisten, der mit den althergebrachten Standards glücklich ist und kein Rad neu erfunden braucht, dabei nicht wirklich aus den Socken gepumpt, obgleich sie ebenfalls allesamt durchdacht und sehr ästhetisch sind. Brauche ich persönlich aber nicht, was nix mit Walter zu tun hat, sondern alleine mit meinen bereits abgedeckten Präferenzen.
Bei den akustischen Gitarren hingegen ging die Party dann so richtig ab: Compound-Decken ohne Bracing mit Balsa-Kern - Fresse, was für eine geile Idee...!!! - Übers Griffbrett versetzte Schalllöcher, mit rundem Decken-Bracing, so dass freischwingende Radien entstehen - leckofanni, das klingt dermaßen gigantisch gut... und bislang unerhört!
Letzten Endes hat mir der Prototyp zu einer neuen Nylon-Serie das Herz gebrochen, und da Kraushaar-Gitarren in der Regel Damennamen tragen, war es in diesem Fall meine Euphorie für Marie!
Marie hat eine ganz eigene Korpusform, die etwas kleiner als der spanische Standard ist; auch ist die Zargentiefe auffallend reduziert. Die Mensur ist ebenfalls Standard, fühlt sich aber straffer an; optisch könnte man aufgrund der geringen Höhe der Idee verfallen, dass es eher eine 3/4 ist, was aber täuscht. Das Schallloch sitzt oberhalb des Griffbretts, darin befindet sich die Steuereinheit des nach guter Mikro-Abnahme klingenden Pickups, die Batterie ist per Klappe im hinteren Zargen zugänglich. Dit Janze ist matt lackiert.
Das Instrument ist lächerlich leicht - ca. 1,4kg! - und besteht wohl aus Mahagoni, einem Palisander-Griffbrett und Müll für die Decke! Äh, Müll...?
Nun ja, da es sich um eine Studie handelt, hat man hier auf jene Holzreste zurück gegriffen, die als Verpackungs- wie Trennmaterial für echte, massive Holzdecken dienen. Mir ist so etwas ja scheißegal, zumal man es der Decke weder ansieht noch -hört!
Der Hals selbst ist extrem dünn und trägt zum leichten Gesamteindruck bei. Normalerweise ein Problem für mich, hier nicht! Was zum einen daran liegt, dass ich eine klassische Gitarre anders spiele als eine Stahlsaitenpfanne, zum anderen der Tatsache geschuldet ist, dass die allgemeine Bespielbarkeit einfach Bombe ist! Dabei liegen die Saiten etwas weiter weg als ich das gewohnt bin, was mir hier ausgesprochen gut gefällt und dem Zupfen schwer entgegen kommt. Aber auch das Strumming klingt so befreiter und kostet dennoch nicht mehr Kraft!
Kommen wir zum Klang: WWWWWWUUUUMMMMMMMMMMMMMMMM....! Die kleine Marie hat eine sonore XXL-Stimme, die bassig und dennoch ausgewogen daher kommt! Die drückt sich gegen eine intensiv beackerte Steel String mühelos nach vorne ans Ohr... unfassbar!!!
So ein wenig wie der olle Celentano-Gag: Was macht ein 800kg schwerer Spatz auf einem Ast? - PPIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEPPPPPPPPPPPPP!!!
Dagegen wirkt meine Almansa, immerhin aus der 800€-Klasse, bassarm, schwammig, zirpig und plump - ein direkter Hörvergleich gefällig? - Bitte sehr, zunächst die Spanierin mit einfachen Akkorden (musste eh noch die Akkorde zu "Es ist für uns eine Zeit angekommen" für meinen Schüler einspielen), dann die unkonventionelle Herausforderin aus deutschen Landen:
Almansa: https://www.dropbox.com/s/8vhqb213968v3 ... a.mp3?dl=0
Marie C: https://www.dropbox.com/s/3alshppjxpbi9 ... e.mp3?dl=0
Junge, was für ein Unterschied! Beide ganz einfach vorm Stereo-Mikro, welches nur vor mir auf dem Schreibtisch lag, kein EQing, nur ein wenig parallele Kompression, die eher der Almansa (wiederum eher näher am Mikro denn Marie) schmeichelt denn der Kraushaar nützt.
Tja, was soll ich sagen? - Es war bereits dort um mich geschehen! Dabei ging es mir, dem Ach-so-GAS-Befreiten, doch lediglich um eine Reparatur... und dennoch habe ich sie mir bereits am gleichen Abend reservieren lassen... und gestern endlich abgeholt!
O-Ton Walter: "Wer kann einer solchen Liebe schon im Wege stehen...?" - Thanks, man!!!
Das war einer der besten Käufe meines Lebens - das zumindest denke ich jedes Mal, wenn ich die Schönheit zur Hand nehme und genieße! - Na klar, Honeymoon und so, aber wirklich jeder, der sie zu sehen und zu hören bekam (ja, Tommy, sie riecht auch super!!! ), war restlos begeistert!
War auch schon im Laden so: Da hat man doch nur mal so ein wenig auf der Gitarre... und dann war der Sonnenstand plötzlich anders und andere Leute im Raum und so! Und das alles ohne Drogen!!! Zeitloses Schwelgen vom Allerfeinsten!!!
Um 2000€ soll das Serienmodell kosten - und, Leute, sie ist jeden Cent wert! - Nein, ich erhalte dort keine Vergünstigungen für Lobeshymnen, das ist echte, ungekaufte Batzgeisterung!!!
Walter Kraushaar hat einige Gitarren mit diesem Konzept - versetztes Schallloch und möglichst befreite Decke - bereits am Start; macht mal einen Termin aus und gebt Euch die Dinger, das lässt Euch nicht mehr los! Einzigartig...
Fazit: Wer sich wundert, was ich so alles verkauft habe ich letzter Zeit und immer noch verkaufe... dies ist der Grund, und einer, der mich sagen lässt: Non, je ne regrette rien!!!
Einzigartiges darf so viel kosten und sich immer noch eines hochgradig günstigen Preis-/Leistungs-Verhältnisses rühmen... ich hätte auch den doppelten Preis nachvollziehen, allerdings nicht mehr erbringen können.
Tolle, eigenständige Ideen, die dieser Walter Kraushaar nebst Mannen da vor sich hin konzipiert und ins Leben holt. Ich habe jedenfalls verstanden: Jeder Besuch dort ist eine potentielle Gefahr fürs Portemonnaie... und jede Anreise wert!
Danke fürs Lesen,
Batz.
PS: Bilder wollen bei den aktuellen Lichtverhältnissen einfach nicht so recht... daher sind die leider eher crappy: Ich reiche beizeiten nach!
Größen- und Zargenvergleich:
ich habe im September wohl einen riesigen, aber wunderschönen Fehler gemacht, indem ich mit meinem Kumpel Gereon gen Walter Kraushaar und dessen Gitarrenwerkstatt in See gestochen bin.
Ich weiß noch als ob es heute war, wie ich immer wieder sagte, dass ich "derzeit total und vollkommen GAS-befreit sei" - ich ahnte ja nicht, was da auf mich zukommen würde...
Tatsächlich haben mich Walter himself sowie seine Schöpfungen schwer aus den Socken gehauen; nette, verbindliche Type, die herrlich eigenständige Instrumente hervor bringt, welchen allesamt eine deutliche Handschrift, neudeutsch: Corporate Identity, zueigen sind.
Tolle Floskel: Habe ich auch einen Inhalt dazu parat? - Jepp, habe ich: Diese Instrumente artikulieren allesamt extrem deutlich, sie nuscheln nicht! Nichts mulmt, nichts verschwimmt, alles ist ganz klar und dennoch flüssig, geradezu "sanft federnd" zu spielen!
Die E-Gitarren haben mich, als alten Traditionalisten, der mit den althergebrachten Standards glücklich ist und kein Rad neu erfunden braucht, dabei nicht wirklich aus den Socken gepumpt, obgleich sie ebenfalls allesamt durchdacht und sehr ästhetisch sind. Brauche ich persönlich aber nicht, was nix mit Walter zu tun hat, sondern alleine mit meinen bereits abgedeckten Präferenzen.
Bei den akustischen Gitarren hingegen ging die Party dann so richtig ab: Compound-Decken ohne Bracing mit Balsa-Kern - Fresse, was für eine geile Idee...!!! - Übers Griffbrett versetzte Schalllöcher, mit rundem Decken-Bracing, so dass freischwingende Radien entstehen - leckofanni, das klingt dermaßen gigantisch gut... und bislang unerhört!
Letzten Endes hat mir der Prototyp zu einer neuen Nylon-Serie das Herz gebrochen, und da Kraushaar-Gitarren in der Regel Damennamen tragen, war es in diesem Fall meine Euphorie für Marie!
Marie hat eine ganz eigene Korpusform, die etwas kleiner als der spanische Standard ist; auch ist die Zargentiefe auffallend reduziert. Die Mensur ist ebenfalls Standard, fühlt sich aber straffer an; optisch könnte man aufgrund der geringen Höhe der Idee verfallen, dass es eher eine 3/4 ist, was aber täuscht. Das Schallloch sitzt oberhalb des Griffbretts, darin befindet sich die Steuereinheit des nach guter Mikro-Abnahme klingenden Pickups, die Batterie ist per Klappe im hinteren Zargen zugänglich. Dit Janze ist matt lackiert.
Das Instrument ist lächerlich leicht - ca. 1,4kg! - und besteht wohl aus Mahagoni, einem Palisander-Griffbrett und Müll für die Decke! Äh, Müll...?
Nun ja, da es sich um eine Studie handelt, hat man hier auf jene Holzreste zurück gegriffen, die als Verpackungs- wie Trennmaterial für echte, massive Holzdecken dienen. Mir ist so etwas ja scheißegal, zumal man es der Decke weder ansieht noch -hört!
Der Hals selbst ist extrem dünn und trägt zum leichten Gesamteindruck bei. Normalerweise ein Problem für mich, hier nicht! Was zum einen daran liegt, dass ich eine klassische Gitarre anders spiele als eine Stahlsaitenpfanne, zum anderen der Tatsache geschuldet ist, dass die allgemeine Bespielbarkeit einfach Bombe ist! Dabei liegen die Saiten etwas weiter weg als ich das gewohnt bin, was mir hier ausgesprochen gut gefällt und dem Zupfen schwer entgegen kommt. Aber auch das Strumming klingt so befreiter und kostet dennoch nicht mehr Kraft!
Kommen wir zum Klang: WWWWWWUUUUMMMMMMMMMMMMMMMM....! Die kleine Marie hat eine sonore XXL-Stimme, die bassig und dennoch ausgewogen daher kommt! Die drückt sich gegen eine intensiv beackerte Steel String mühelos nach vorne ans Ohr... unfassbar!!!
So ein wenig wie der olle Celentano-Gag: Was macht ein 800kg schwerer Spatz auf einem Ast? - PPIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEPPPPPPPPPPPPP!!!
Dagegen wirkt meine Almansa, immerhin aus der 800€-Klasse, bassarm, schwammig, zirpig und plump - ein direkter Hörvergleich gefällig? - Bitte sehr, zunächst die Spanierin mit einfachen Akkorden (musste eh noch die Akkorde zu "Es ist für uns eine Zeit angekommen" für meinen Schüler einspielen), dann die unkonventionelle Herausforderin aus deutschen Landen:
Almansa: https://www.dropbox.com/s/8vhqb213968v3 ... a.mp3?dl=0
Marie C: https://www.dropbox.com/s/3alshppjxpbi9 ... e.mp3?dl=0
Junge, was für ein Unterschied! Beide ganz einfach vorm Stereo-Mikro, welches nur vor mir auf dem Schreibtisch lag, kein EQing, nur ein wenig parallele Kompression, die eher der Almansa (wiederum eher näher am Mikro denn Marie) schmeichelt denn der Kraushaar nützt.
Tja, was soll ich sagen? - Es war bereits dort um mich geschehen! Dabei ging es mir, dem Ach-so-GAS-Befreiten, doch lediglich um eine Reparatur... und dennoch habe ich sie mir bereits am gleichen Abend reservieren lassen... und gestern endlich abgeholt!
O-Ton Walter: "Wer kann einer solchen Liebe schon im Wege stehen...?" - Thanks, man!!!
Das war einer der besten Käufe meines Lebens - das zumindest denke ich jedes Mal, wenn ich die Schönheit zur Hand nehme und genieße! - Na klar, Honeymoon und so, aber wirklich jeder, der sie zu sehen und zu hören bekam (ja, Tommy, sie riecht auch super!!! ), war restlos begeistert!
War auch schon im Laden so: Da hat man doch nur mal so ein wenig auf der Gitarre... und dann war der Sonnenstand plötzlich anders und andere Leute im Raum und so! Und das alles ohne Drogen!!! Zeitloses Schwelgen vom Allerfeinsten!!!
Um 2000€ soll das Serienmodell kosten - und, Leute, sie ist jeden Cent wert! - Nein, ich erhalte dort keine Vergünstigungen für Lobeshymnen, das ist echte, ungekaufte Batzgeisterung!!!
Walter Kraushaar hat einige Gitarren mit diesem Konzept - versetztes Schallloch und möglichst befreite Decke - bereits am Start; macht mal einen Termin aus und gebt Euch die Dinger, das lässt Euch nicht mehr los! Einzigartig...
Fazit: Wer sich wundert, was ich so alles verkauft habe ich letzter Zeit und immer noch verkaufe... dies ist der Grund, und einer, der mich sagen lässt: Non, je ne regrette rien!!!
Einzigartiges darf so viel kosten und sich immer noch eines hochgradig günstigen Preis-/Leistungs-Verhältnisses rühmen... ich hätte auch den doppelten Preis nachvollziehen, allerdings nicht mehr erbringen können.
Tolle, eigenständige Ideen, die dieser Walter Kraushaar nebst Mannen da vor sich hin konzipiert und ins Leben holt. Ich habe jedenfalls verstanden: Jeder Besuch dort ist eine potentielle Gefahr fürs Portemonnaie... und jede Anreise wert!
Danke fürs Lesen,
Batz.
PS: Bilder wollen bei den aktuellen Lichtverhältnissen einfach nicht so recht... daher sind die leider eher crappy: Ich reiche beizeiten nach!
Größen- und Zargenvergleich: