Nützliches Plugin für Gitarristen: Movement von Output

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FretNoize
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Nützliches Plugin für Gitarristen: Movement von Output

Beitrag von FretNoize » Mittwoch 23. November 2016, 14:26

Salü, ich habe mir vorgestern das Plugin Movement von Output (http://output.com/products/movement/) gegönnt. Bei einem der großen Onlineversender, entweder Session oder musikstore gibt's das Ding für 139€. Ich bin echt richtig begeistert. Warum?

Typische Situation in einem Song: Man braucht ein Pad, d.h. einen flächigen Hintergrundsound wie z.B. Streicher, um ein wenig die Grundharmonien zu betonen. Eine Gitarre zieht oft zuviel Aufmerksamkeit auf sich und lenkt vom Hautpgeschehen ab. Nimmt man einen Synthesizer, sind die Ergebnisse oft sehr statisch und künstlich. Ich hab im Laufe der Jahre einige Synthesizer zusammen gekauft, bin von manchen etwas enttäuscht (z.B. REV von Output), manche sind von der Bedienung nicht mein Fall (Reaktor), ein paar sind ok aber werden nicht wirklich oft verwendet (z.B. FM8), ein paar sind toll für sich allein aber passen eher zu Science Fiction Soundtracks als zur Musik, die ich mache (Absynth, Omnisphere), und ein paar davon sind in jedem Song, den ich mache (Padshop, Exhale).

In die letzte Kategorie scheint mir auch Movement zu passen. Ein Pad muß für mich unauffällig sein, darf nirgendwo hervorragen wenn andere Instrumente spielen, und mit dieser Aufgabenstellung fallen viele Synthesizer weg. Mein bevorzugter Synthie dafür ist Steinbergs Padshop. Schöne dichte Flächen, mal dunkel und sehr zurückhaltend, mal flirrend, einfache Benutzeroberfläche ohne Schnörkel. Wenn ich einen Song starte und in Cubase erstmal nur die Akkorde eingebe und damit herumspiele, ist es meist Padshop.

In einem Stück, an dem ich derzeit herumbastel, habe ich einfach nur Akkorde auf meiner neuen Bariton-Taylor angeschlagen, ganz stumpf auf die eins. Das klingt recht hübsch, obwohl ich nur den internen PU benutzt habe. Und als ich dann das Plugin daraufgesetzt habe, hat das ganze plötzlich eine - wie soll ich sagen - warme Tiefe gehabt. Nicht zu auffällig, aber wahnsinns-angenehm für mein Empfinden.

Eigentlich ist das Plugin zu teuer. Durch Automation in der DAW kann man das ganze auch erreichen. Die meisten Presets sind nur rhythmische Pan-, Filter- und Lautstärkeänderungen. Man hat 4 LFOs (langsam schwingende Oszillatoren) mit denen man verschiedene Effekte steuern kann. Pan und Lautstärke, Delay, Drive, Filter, EQ, Compression etc. Die LFO-Sektion ist sehr schön, aber nichts was man nicht schon woanders auch gesehen hat. Die gesamte Modulation kann man noch mit einem XY-Pad beinflussen.

Die Magie passiert aber dann, wenn man einen der Presets auf "stinknormale" Sounds setzt. Auf einmal ist da was Besonderes. Eigentlich sagt man ja 'you can't polish a turd'. Kann man aber scheinbar doch. Das gute daran ist, daß die Besonderheiten des Gitarrenanschlags immer noch nach durchkommen, je nach Stärke des Effekts.

Wie gesagt, eigentlich ist das Plugin zu teuer. Ich habe auch Reaktor, damit kann man das eigentlich auch. Es gibt eine Alternative, die mir auch zumindest von den Beispielen gefallen hat, Tantra (http://dmitrysches.com/tantra), aber die GUI hat mir da nicht so ganz zugesagt und die Sounds scheinen eher Richtung EDM zu gehen.

Es gibt auch noch einige Bugs bei Movement, Version 1.0.3. Beim Freeze in Cubase ("Festschreiben" von Tracks um Ressourcen zu sparen) stimmen die Timings der LFOs nicht mehr. Ich hoffe, daß das beim Rendering später kein Problem macht. Ausserdem wird das VST am Anfang eines Loops (also wenn es z.B. von Takt 8 wieder auf Takt 4 springt) sehr ressourcenhungrig und kann zu Knacksern führen, wenn man nicht ein wenig Luft im Prozessor hat.

Movement ist abhängig von der Anzahl an Effekten ressourcenhungrig. Man kann mit einem Button die grafische Ausgabe etwas lahmlegen, aber da ich eine Spielegrafikkarte habe, macht das bei mir keinen Unterschied.

Das Plugin hat ein paar unnötige Einschränkungen. Das Plugin hat zwei Seiten mit jeweils maximal 4 Effekten und zwei LFOs. Warum ich jetzt nicht den LFO der linken Seite mit z.B. dem Filter der rechten Seite verbinden kann, ist mir schleierhaft.

So jetzt habe ich zweimal gesagt, das Plugin ist eigentlich zu teuer (und jetzt das drittemal ;)), es ist noch buggy und hat einige Einschränkungen - aber es ist für mich trotzdem das Geld wert. Einfach durch die Einfachheit, mit der man zu sehr schönen Ergebnissen kommt, und man wegen der Presets auch schnell mal ausgefallenere Varianten probieren kann.

Ich habe das Plugin auf Gitarren, Synthies und Drums verwendet. Am besten gefällt es mir auf Gitarren, und zwar sowohl auf Backgroundstrumming als überraschenderweise auch auf Sologitarren. Klar ist das jetzt nichts für eine Bluesband, aber im Popbereich ist das Plugin für mich eine echte Bereicherung.

Ich stell mir jetzt nur die Frage, kann ich nicht ähnliches mit dem Axe-Fx machen? LFOs und Stepsequencer sind drin, panning und Laustärke, Filter, Delays und noch viel mehr (z.B. das Formantfilter) sind dort ebenso regelbar... sollte doch machbar sein... Schade, das das Ding jetzt im Proberaum steht...

Vielleicht mach ich auch kurz mal ein paar Soundbeispiele. Für den Augenblick muß das hier genügen:

[youtube]http://youtu.be/qP8VfPFm9Cc[/youtube]
[youtube]http://youtu.be/Qf2ORf2qY2s[/youtube]
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Diet
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Re: Nützliches Plugin für Gitarristen: Movement von Output

Beitrag von Diet » Donnerstag 24. November 2016, 19:51

Moin,

cooles Ding!
Danke für die Infos :prost:

Gruß Diet

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