Batz Benzer hat geschrieben:Könnte es nicht eher eine Frage der Peripherie gewesen sein? - In Quakenbrück hatten wir über den einzelnen Eminence auch ein ganz anderes Klangbild als es sich daheim an der 2x12er zeigte.
Ist beim Tubemeister 5 ja z.B. auch so, dass der seeehr zickig in Hinblick auf die Boxensituation ist...
Ein sehr berechtigter Einwand.
Ich möchte aus klangphilosophischen Erwägungen mal folgendes dazu bemerken:
1. Verstärker haben eigentlich keinen (Eigen-) Klang.
2. Der Klang eines Verstärkers entfaltet sich
nur mit einem angeschlossenen Lautsprecher (bzw. mehreren davon).
(Ich vermeide in diesem Kontext jetzt mal den Begriff der Box, wo aus physikalischer Sicht bei gleichen Lautsprechern eine weitere Variable ins Spiel kommt, die hier jedoch vernachlässigbar ist, genauso wie die Frage, wo ich eine Box im Raum platziere).
3. Der Klang eines Amps wird beeinflußt von
- dem
Frequenzkurvenverlauf der angeschossenen Lautsprecher (darüber reden wir ja oft)
- der
Last, die die angeschlossenen Lautsprecher dem Amp auferlegen (darüber reden wir so gut wie nie; aber ein Verstärker kann ohne Last nicht sein. Frei nach Descartes: "Ich klinge, also bin ich" (sagt der Verstärker).
Wenn wir also vom Klang eines Verstärkers reden, müssen wir eigentlich immer dazu angeben, an welchem Lautsprecher/Kombination von Lautsprechern) dieser Klang erreicht wird, ansonsten wird die Beschreibung (auch in naturwissenschaftlicher Hinsicht) unscharf und unpräzise.
Meine Beobachtungen im Laufe der Jahre (unterstützt nicht zuletzt auch durch das Beschäftigen mit Profiling von Amps an unterschiedlichen Speakern) lehren mich folgendes:
1. Verstärker mit gleicher oder ähnlicher Röhrentopologie klingen an demselben Lautsprecher unheimlich ähnlich (und deutlich ähnlicher, als man von vornherein denken würde).
2. Verstärker mit gleicher oder ähnlicher Röhrentopologie klingen an unterschiedlichen Lautsprechern total unterschiedlich, auch ein einzelner Amp klingt an unterschiedlichen Lautsprechern jeweils sehr verschieden.
3. Verstärker unterschiedlicher Röhrentopologie können an demselben Lautsprecher immer noch recht ähnlich klingen (oft ähnlicher als Szenario 2, z.B. ein AC30 an einer 4x12" Greenback klingt plötzlich viel 'marshallesker' als man ihm je zutrauen würde).
4. Verstärker unterschiedlicher Röhrentopologie klingen an unterschiedlichen Lautsprechern sehr unterschiedlich.
Mein persönliches Fazit: Natürlich bestehen Unterschiede zwischen Verstärkern unterschiedlicher Röhrentopologien (6L6 vs. EL34 vs. EL84 vs. KT 66), von den unterschiedlichen Vorstufentopologien mal ganz abgesehen.
Der Anteil des Lautsprecher bzw. der Lautsprecher am gesamten klanglichen Endergebnis jedoch beträgt aus meiner Sicht mindestens 60%.