Behringer CO600 Chorus Orchestra Effektpedal

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Batz Benzer
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Behringer CO600 Chorus Orchestra Effektpedal

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Oktober 2014, 22:57

Entschleunigung...?

Tz, da habe ich bislang immer den fettesten, transparentesten, wässrigsten, klarsten, vollmundigsten… na ja, halt den besten Chorus in der Superlative gesucht. Da kommt plötzlich dieses gelbe Plastikteil daher und klingt eher subtil, aber unheimlich schön. Nix da von wegen Fett: Abgespeckt ist abgesagt!

Die Entdeckung der Langsamkeit: Dieser Chorus soll dem CE-5 aus dem Hause Boss nachempfunden worden sein. Leider habe ich keinen solchen zum Vergleich zur Hand, glaube das aber eher nicht, da dieser herrlich gelbe Plastikspaß eben nicht mit üppigen Reizen reizt, sondern ein schönes, wohlproportioniertes Dekolleté zeigt, nicht im DD-Cup, vielmehr ist hier ein Push-Up im Spiel: Viel Wirkung bei wenig, aber reizvollem Einsatz. Beim CE-5 dachte ich immer, dass der so richtig fett, aber so richtig dolle fett… doch diese Erfahrung steht mir noch bevor.

Zurück zu unserem Spielzeug, und wie ein solches wirkt es, wenn es da so vor sich hin plastikt: Regelbar ist unser mehrstimmiges Orchester in Level, Rate, zwei kleineren, übereinander angeordneten Cut-Potis für sowohl Höhen als auch Bässe und dem Depth-Regler. Mono-Eingang, Stereo-Output, an B liegt das unverfälschte Originalsignal an. Uns egal, wir hören mono, und das klingt so:

Sehr wenig Effekt, keine Verbreiterung, die das genaue Tracking erschwert, was ja schon mal ein klarer Vorteil ist. Das, was an Chorus zum Gitarrensignal hinzukommt, ist in der Tat maximal „sauber“, also weder klangverbogen noch Rauschorgie, Flanging oder hörbarem Eiern, dabei so klar wie ein Bergsee. Ein feines Höhenglitzern liegt wie leichter Puderzucker über allem, der Zuckerguss, der nicht verklebt, sondern einfach transparent und leicht wirkt, wie feiner Chorus-Flaum. Das EQing beschneidet Frequenzen von rechts nach links und blieb bei mir für die Höhen voll auf, den Bass nehme ich gerne mindestens zur Hälfte bis ganz weg, da er so einen schönen Vintage-Flair auf den tiefen Saiten kriegt.

Der CE-5 arbeitete bis 2001 analog, danach digital; der CO600 ist erstem nachempfunden. Mehr Leerdammer als saftiger mittelalter oder herrlich-satter alter Gouda, fein im Geschmack. Flink und wendig, dafür nicht so stark bewaffnet und groß, würde der Seemann sprechen. Insofern erinnert mich dieser Chorus an den Line 6 Space Chorus, der auch durch subtiles Verhalten (im wahrsten Sinne des Wortes) glänzte.

Normalerweise würde ich sagen, dass man hier für 19,90€ einen mehr als fairen Chorus kaufen kann. Meine Erwartungen waren durch die zuvor getesteten CC300 und CD400, ebenfalls von Behringer, allerdings sehr hoch, und dem wird diese Kiste zwar in Qualität, nicht aber in Üppigkeit oder Wandlungsfähigkeit gerecht. Muss auch nicht, denn beide oben genannte Aggregate sind kostenintensiver (+10€/+20€), insofern war mein Anspruchsdenken auch nicht ganz fair. Daher bleibe ich doch mal bei „normalerweise“ und sage: Gutes Angebot für den Preis. Soll es mehr Chorus sein, gibt es aus eigenem Hause oder z.B. von Danelectro (das kuhle Kätzchen) interessante Alternativen, die nur wenig mehr kosten. Soll es jedoch nur dieser feine Chorus-Schimmer, dieser aber in bestechender HiFi-Qualität sein, dann ist das CO600 Chorus Orchestra nicht nur des Preises halber in die engere Wahl zu fassen.
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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