Harley Benton XT-22 Paradise
- Paulasyl
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Harley Benton XT-22 Paradise
Moinsen,
im Epi Thread kam ja mal kurz eine neue DC zur Sprache, zu der es ein falsches Bild gab. Ebendiese HB nämlich.
Ich suchte schon einige Zeit nach einer gescheiten Les Paul Double Cut, aber irgendwie scheint der Markt da leergefegt. Gibsons sind kaum zu bekommen oder kosten 7000 und drüber.
Ich wollte eigentlich keine Billiggitarren mehr kaufen, weil sie zu oft dann wieder gehen müssen und der Gebrauchtwert in keinem Verhältnis zum Aufwand mehr steht, doch dann haben mich der geringe Preis von 222 Euro (im Verhältnis zur verbauten Hardware) und natürlich das Rückgaberecht doch ausreichend animiert.
Eins vorweg: ein klassischer Fall von "Einmal anschlagen - die bleibt!"-Beziehung!
Prompte Lieferung, dank DHL Wunschtermin sogar am Samstag, wenn man ein Paket auch annehmen kann. Zubehör: Ein Inbusschlüssel, vermutlich für den Halsstab. "Vermutlich", weil es weder an der Halskrümmung noch an der Intonation noch am Sattel etwas auszusetzen gab. Lediglich die Saitenlage wurde noch ein wenig meinem Gusto angepasst. Ein derartig gutes Setup habe ich erst einmal erlebt: vor etwa 15 Jahren bei einer Epiphone Explorer. Da fragt man sich unwillkürlich wieder, was bei Gibson falsch läuft, dass das bei 10-fach teureren Gitarren nicht klappt.
Der Hals eher breit aber recht flach, das Griffbrett ist mit einem großen Radius gefertigt, ein Flitzehals, der aber genug Fleisch hat. Ich fühle mich auf Anhieb wohl damit, bin aber auch nicht allzu eingeschossen auf ein bestimmtes Profil. Für mich sehr angenehm: Es gibt am 1. Bund den "Gibson Knubbel" der 70er. Ich mag den einfach!
Ich habe genau einen Gurt - ein billiges Nylonding - ohne Straplocks, damit ich habe ich geprüft, wie es um die Kopflast bestellt ist. Fast perfekt, minimal zieht es nach links. Also Straplocks dran, den Ledergurt her und siehe da: Alles klar, hängt gut am Mann, auch dank des großzügigen Wampenshapings.
Die Bundierung ist für dieses Preissegment ausgezeichnet, erlaubt eine flache Saitenlage, keine Ausreisser beim Bending etc. Klar, die Politur ist immer ein Kostenfaktor, ist hier aber immerhin ansatzweise vorhanden. Habe ich bei Gibson auch schon schlechter erlebt (aber auch besser). In den Bewertungen beim Händler wurden scharfe Bundkanten benörgelt, bei meiner ist das Problem nicht festzustellen.
Lackierung ist bis auf einen winzigen Kratzer auf der Decke und eine kaum sichtbare Stelle hinten völlig okay, am Halsansatz ist es ein wenig ungenau abgeklebt, aber auch das ist absolut auf dem Niveau meiner Gibbos.
Optisch richtig obergeil finde ich die satinierte Nickelhardware, alleine schon ein Kaufgrund. Sieht klasse aus auf der hübschen Flametoptapete. Mechaniken sind immerhin Grovers, die Roswell Pickups überzeugten mich spontan beim ersten Ton. Die gibt es übrigens auch separat zu kaufen, spielen preislich in der Liga von Wilkinson. Bei dieser Austattung samt CoilTap fragt man sich wieder, ob die Arbeiter in Vietnam noch Geld mitbringen, um solche VK-Preise zu ermöglichen. A propos Vietnam, das ganze Ding erinnert auch im direkten Vergleich an meine PRS SE. Ob "World Musical Instrument Co Ltd" wohl alte Produktionslinien nach Vietnam verkloppt hat? Sattel, Binding, Kopfplatte (Form und Winkel, wenn man die neben die PRS hält, fällt auf, dass nur der obere Bogen in der Kopfplatte anders geformt ist, sonst absolut identisch.), das ganze Feeling legt diese Vermutung nah.
Der Sound ist klasse, bringt auf Anhieb diesen Celloton im Anschlag, den ich so mag. Gitarre weg, Gibson Les Paul her, wieder die HB. Da ist nicht besser oder schlechter, ein wenig anders, sogar etwas runder als die "richtige" LP. CoilTap macht, was man erwartet. Es wird natürlich keine Strat draus, aber hier und da einen Single Coil Sound zu haben ist doch praktisch...
Die Humbuckertöne überzeugen trotzdem sehr, sowohl in der Tonentfaltung als auch in der Auflösung. Auch am Hals kein Gematsche, wenn man nicht gerade Slayersounds am Amp fährt.
Das Tonepoti kann man getrost vergessen, auf den ersten 75% passiert schlicht gar nichts, dann wird schlagartig die Wolldecke übergestülpt. Das Volume tut allerdings wie es soll. So schön die Nickelknöppe auch sind, mir fehlt die Nummerierung auf den Potis. Immer dann, wenn man sich nicht hört fehlt dann die optische Kontrolle. Wen das nachhaltig stört, der macht halt andere Knöppe dran oder sollte sich ne Band suchen, wo man den Gitarrero hören darf.
Den Sattel werde ich beizeiten vielleicht mal gegen Knochen tauschen, das aber tut auch 2000 € Gitarren gut. Ab Werk sind D'Addarios 10-46 drauf, wie praktisch, die Saiten benutze ich eh, allerdings in 11er Stärke. Stimmstabilität nach ausgiebigem Dehnen ist bisher gut, lassen wir sich das alles erst einmal setzen. Karton ist schon weggeworfen, Rückgabe kommt nicht in Frage. Ich freu mich riesig, dass ich es doch getan habe und für ein kleines Geld eine Klampfe auf hohem Niveau bekommen habe. Natürlich ist das kein "Custom Shop Killer" und hat auch nicht die Wertigkeit einer "Ich will 'nen Cowboy als Mann"-Sängerin von einigen Kiloeuros, aber die Liga einer guten Epi wird auf jeden Fall erreicht. Ob ein Tonabnehmer was taugt oder nicht, ist von wenigen Parametern (Pfeiffestigkeit etc.) abgesehen eh Geschmacksfrage, die Physik darunter juckt nicht, ob es Kloppmanns für 500 € oder Koreaner für 60 € pro Paar sind. Ist aber allemal ein brauchbares Arbeitsgerät, Backupgitarre oder Abwechslung...whatever.
Wer 'ne DC sucht und gerade nicht seven Grands für 'ne 58er Junior übrig hat: Zuschlagen!
im Epi Thread kam ja mal kurz eine neue DC zur Sprache, zu der es ein falsches Bild gab. Ebendiese HB nämlich.
Ich suchte schon einige Zeit nach einer gescheiten Les Paul Double Cut, aber irgendwie scheint der Markt da leergefegt. Gibsons sind kaum zu bekommen oder kosten 7000 und drüber.
Ich wollte eigentlich keine Billiggitarren mehr kaufen, weil sie zu oft dann wieder gehen müssen und der Gebrauchtwert in keinem Verhältnis zum Aufwand mehr steht, doch dann haben mich der geringe Preis von 222 Euro (im Verhältnis zur verbauten Hardware) und natürlich das Rückgaberecht doch ausreichend animiert.
Eins vorweg: ein klassischer Fall von "Einmal anschlagen - die bleibt!"-Beziehung!
Prompte Lieferung, dank DHL Wunschtermin sogar am Samstag, wenn man ein Paket auch annehmen kann. Zubehör: Ein Inbusschlüssel, vermutlich für den Halsstab. "Vermutlich", weil es weder an der Halskrümmung noch an der Intonation noch am Sattel etwas auszusetzen gab. Lediglich die Saitenlage wurde noch ein wenig meinem Gusto angepasst. Ein derartig gutes Setup habe ich erst einmal erlebt: vor etwa 15 Jahren bei einer Epiphone Explorer. Da fragt man sich unwillkürlich wieder, was bei Gibson falsch läuft, dass das bei 10-fach teureren Gitarren nicht klappt.
Der Hals eher breit aber recht flach, das Griffbrett ist mit einem großen Radius gefertigt, ein Flitzehals, der aber genug Fleisch hat. Ich fühle mich auf Anhieb wohl damit, bin aber auch nicht allzu eingeschossen auf ein bestimmtes Profil. Für mich sehr angenehm: Es gibt am 1. Bund den "Gibson Knubbel" der 70er. Ich mag den einfach!
Ich habe genau einen Gurt - ein billiges Nylonding - ohne Straplocks, damit ich habe ich geprüft, wie es um die Kopflast bestellt ist. Fast perfekt, minimal zieht es nach links. Also Straplocks dran, den Ledergurt her und siehe da: Alles klar, hängt gut am Mann, auch dank des großzügigen Wampenshapings.
Die Bundierung ist für dieses Preissegment ausgezeichnet, erlaubt eine flache Saitenlage, keine Ausreisser beim Bending etc. Klar, die Politur ist immer ein Kostenfaktor, ist hier aber immerhin ansatzweise vorhanden. Habe ich bei Gibson auch schon schlechter erlebt (aber auch besser). In den Bewertungen beim Händler wurden scharfe Bundkanten benörgelt, bei meiner ist das Problem nicht festzustellen.
Lackierung ist bis auf einen winzigen Kratzer auf der Decke und eine kaum sichtbare Stelle hinten völlig okay, am Halsansatz ist es ein wenig ungenau abgeklebt, aber auch das ist absolut auf dem Niveau meiner Gibbos.
Optisch richtig obergeil finde ich die satinierte Nickelhardware, alleine schon ein Kaufgrund. Sieht klasse aus auf der hübschen Flametoptapete. Mechaniken sind immerhin Grovers, die Roswell Pickups überzeugten mich spontan beim ersten Ton. Die gibt es übrigens auch separat zu kaufen, spielen preislich in der Liga von Wilkinson. Bei dieser Austattung samt CoilTap fragt man sich wieder, ob die Arbeiter in Vietnam noch Geld mitbringen, um solche VK-Preise zu ermöglichen. A propos Vietnam, das ganze Ding erinnert auch im direkten Vergleich an meine PRS SE. Ob "World Musical Instrument Co Ltd" wohl alte Produktionslinien nach Vietnam verkloppt hat? Sattel, Binding, Kopfplatte (Form und Winkel, wenn man die neben die PRS hält, fällt auf, dass nur der obere Bogen in der Kopfplatte anders geformt ist, sonst absolut identisch.), das ganze Feeling legt diese Vermutung nah.
Der Sound ist klasse, bringt auf Anhieb diesen Celloton im Anschlag, den ich so mag. Gitarre weg, Gibson Les Paul her, wieder die HB. Da ist nicht besser oder schlechter, ein wenig anders, sogar etwas runder als die "richtige" LP. CoilTap macht, was man erwartet. Es wird natürlich keine Strat draus, aber hier und da einen Single Coil Sound zu haben ist doch praktisch...
Die Humbuckertöne überzeugen trotzdem sehr, sowohl in der Tonentfaltung als auch in der Auflösung. Auch am Hals kein Gematsche, wenn man nicht gerade Slayersounds am Amp fährt.
Das Tonepoti kann man getrost vergessen, auf den ersten 75% passiert schlicht gar nichts, dann wird schlagartig die Wolldecke übergestülpt. Das Volume tut allerdings wie es soll. So schön die Nickelknöppe auch sind, mir fehlt die Nummerierung auf den Potis. Immer dann, wenn man sich nicht hört fehlt dann die optische Kontrolle. Wen das nachhaltig stört, der macht halt andere Knöppe dran oder sollte sich ne Band suchen, wo man den Gitarrero hören darf.
Den Sattel werde ich beizeiten vielleicht mal gegen Knochen tauschen, das aber tut auch 2000 € Gitarren gut. Ab Werk sind D'Addarios 10-46 drauf, wie praktisch, die Saiten benutze ich eh, allerdings in 11er Stärke. Stimmstabilität nach ausgiebigem Dehnen ist bisher gut, lassen wir sich das alles erst einmal setzen. Karton ist schon weggeworfen, Rückgabe kommt nicht in Frage. Ich freu mich riesig, dass ich es doch getan habe und für ein kleines Geld eine Klampfe auf hohem Niveau bekommen habe. Natürlich ist das kein "Custom Shop Killer" und hat auch nicht die Wertigkeit einer "Ich will 'nen Cowboy als Mann"-Sängerin von einigen Kiloeuros, aber die Liga einer guten Epi wird auf jeden Fall erreicht. Ob ein Tonabnehmer was taugt oder nicht, ist von wenigen Parametern (Pfeiffestigkeit etc.) abgesehen eh Geschmacksfrage, die Physik darunter juckt nicht, ob es Kloppmanns für 500 € oder Koreaner für 60 € pro Paar sind. Ist aber allemal ein brauchbares Arbeitsgerät, Backupgitarre oder Abwechslung...whatever.
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Zuletzt geändert von Paulasyl am Montag 21. Januar 2019, 12:10, insgesamt 1-mal geändert.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.
- Motörheiko
- Beiträge: 1828
- Registriert: Sonntag 29. Mai 2016, 19:16
Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Schönes Review und "Sorry'" für die Wortwahl aber...
Leck mich am Arsch, ist das eine geile Verarbeitung - für 222€
Für ein paar Euro ist dann bestimmt auch eine passende Kombination Tonepoti / Tonekondensator drin
Leck mich am Arsch, ist das eine geile Verarbeitung - für 222€
Für ein paar Euro ist dann bestimmt auch eine passende Kombination Tonepoti / Tonekondensator drin
notasis - Oasis Tribute Band
- Paulasyl
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Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Tonepotis werden überbewertet.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.
Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Ein wunderbares Review mit tollen, aussagekräftigen Bildern!
LG, Tommy
Esst mehr Obst!
Esst mehr Obst!
Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Schon irre für das kleine Geld und die sieht auch noch super aus dazu!
Naja, so hatte das ja dann doch was Gutes das ich mich mit Tommy da oben im Epi Thread abgesprochen hatte und wir dich damit GAS-gefixt haben. Gelle Paule
Naja, so hatte das ja dann doch was Gutes das ich mich mit Tommy da oben im Epi Thread abgesprochen hatte und wir dich damit GAS-gefixt haben. Gelle Paule
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock
- Batz Benzer
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- Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
- Wohnort: Sonic Marshall City
Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Verdammt.
Verdammt, Mäggy, verdammt; das war nicht gut.
Nicht das Review, das war wie immer ausgezeichnet. Aber das Gefühl, hier zuschlagen zu wollen... sollen... müssen? - Risikolos, einfach nur mal gucken...?
Verdammt...!!!
,
Batz.
PS: Mäggy = Hans Thomann...!???
Verdammt, Mäggy, verdammt; das war nicht gut.
Nicht das Review, das war wie immer ausgezeichnet. Aber das Gefühl, hier zuschlagen zu wollen... sollen... müssen? - Risikolos, einfach nur mal gucken...?
Verdammt...!!!
,
Batz.
PS: Mäggy = Hans Thomann...!???
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."
- George Martin
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- telly45
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- Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 23:32
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Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Tolles Review, in jeder Hinsicht
Auch weil Martins Pseudonym hier jetzt enttarnt ist.
Martin = Hans Thomann
Auch weil Martins Pseudonym hier jetzt enttarnt ist.
Martin = Hans Thomann
Gruß Rainer
Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Hans Martin Thomann sein Müllertelly45 hat geschrieben:Tolles Review, in jeder Hinsicht
Auch weil Martins Pseudonym hier jetzt enttarnt ist.
Martin = Hans Thomann
Das Review ist interessant , bin gespannt, ob dir die Gitarre auch in einem Jahr noch zusagt.
Aber jetzt prügele sie erst mal richtig, vielleicht überlebt sie es ja
Gruß Peter
immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<
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- Paulasyl
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Re: Harley Benton XT-22 Paradise
Ach so ist das...Maggy, DU hast ja Tricks drauf!
Ich gebe dann Bescheid.
Wer weiß, ob ichin einem Jahr noch da bin...Wizard hat geschrieben:Das Review ist interessant , bin gespannt, ob dir die Gitarre auch in einem Jahr noch zusagt.
Ich gebe dann Bescheid.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.