Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

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Ingolf
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Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Ingolf » Dienstag 5. November 2019, 22:40

Moin! Dies wird ein langer Text... ;)

Schon lange interessiere ich mich sehr für die Miniaturisierung meines Rigs, da mich (außer Autofahren) nichts mehr nervt als schweres und teures Equipment zu schleppen und es dann u.U. an Orten einzusetzen, wo man besagtes und teures Zeug eigentlich gar nicht mehr bestimmungsgemäß einsetzen kann (handtuchgrosse Bühnen, Lautstärkeregularien etc.).

Vorläufiger Höhepunkt diesbezüglich war die letzten 7 Jahre der Kemper, und jetzt seit neuestem auch die Kemper- Stage- Version: Nur noch das Boardcase mitnehmen und die kleine Headrush FRFR 108, mehr brauchts nicht.

Parallel habe ich, für noch mehr Reduktion auf das Wesentliche (und das ist für mich der pure Amp-Tone, Effekte sind eher zweitrangig), aber ein noch kleineres Rig betrieben, bestehend aus dem BluGuitar Amp1 Mercury Edition plus 2 Zoom MS50-G.
Das ist ein tolles Rig, ich nehme eine 1x12" Greenback - Box von Palmer mit und fühle mich damit sauwohl.

Dieses Mini- Rig hat nur einen kleinen Haken:
Mein Sound, auf den ich immer wieder zurückkomme, und den ich in der Band am liebsten habe, ist nunmal Vox AC 30.
Ich mag Marshall, besitze auch Marshalls, aber für mein Bandsetting möchte/brauche ich eigentlich Vox.
Und der Amp1 kann fantastisch Marshall, aber Vox? Nicht wirklich.

Deswegen bin ich hellhörig geworden, als mir der Hotone Britwind empfohlen wurde.

https://www.thomann.de/de/hotone_britwind_pedal_amp.htm

Der Britwind ist sozusagen das Zusammenwerfen der beiden beliebten 5W Mini- Amps Brit Invasion und Purple Wind von Hotone.
Zusammengepackt in ein extrem handliches Fusspedal (viel kleiner als der Amp1), und versehen mit einer 75W- Endstufe.
Es gibt drei Schalter: In der Mitte schaltet man um zwischen Vox (Brit Invasion) und Marshall (Purple Wind), der Schalter links bedient den Hall (der in der Intensität regelbar ist), der Schalter rechts bedient einen Boost, der mit eigenem Poti über 12 dB regelbar ist
Dann gibts für jeden Amp getrennt eine sehr effektive Klangregelung (genauso effektiv wie die im Amp1, aber hier hat jeder Amp seine eigene!), und separat regelbar sind Gain und Volume.
Boost und Hallregelung müssen sich die beiden Kanäle teilen.

Dann gibts einen gut funktionierenden Effekt- Einschleifweg, Ground- Lift, Line- Out (auf Wunsch mit Speaker- Emulation, klingt gut) sowie einen Speaker- Out für 4-16 Ohm.
Das Netzteil ist (leider) kein Kaltgerätestecker wie beim Amp 1, sondern ein Netzteil wie Laptops sie haben, mit externem Trafo.

Weiter im Text: wie gut kann so ein Teil sein, das bei Thomann gerade mal 229.- kostet (und das ich bei Soundlsnd sogar nochmal 50.- günstiger bekommen habe)?
Es ist übrigens alles gut verarbeitet, Metallgehäuse, Potis laufen gut etc.

An meiner Greenback 1x12" (8 Ohm) kommt mit der eingebauten 75W Endstufe des Britwind genügend Dampf, um mit einem lauten Drummer gut mithalten zu können.
Der Britwind kann im direkten Vergleich nicht ganz so brachial laut sein wie der Amp1, aber das sind dann auch schon gesundheitsgefährdende Lautstärken.

Was der Amp1 nicht kann, der Britwind aber sehr wohl, ist VOX. (Und wie schon gesagt: ich brauche eigentlich immer Vox).

Hier wird Vox- typisch dieses süßliche Höhenbild und der im Vergleich zu Marshall weniger drückend- knochige und dafür mehr kehlige Mittenbereich sehr gut getroffen. Sweet, edgy, throaty! So muss es sein.
Und auf Marshall umgeschaltet hat man dann so ziemlich genau das, was der Amp 1 auch gut kann: Marshall zwischen Plexi und JCM 800 (beim Amp 1 die Kanäle Vintage und Classic). Druck und Punch. Sehr gut.

Als wirklich großen Vorteil empfinde ich, dass der Britwind zwei unabhängige (und sehr effektive) Klangregelungen hat, da muss ich beim Amp1 immer Kompromisse eingehen, da mir der Vintage Channel dort viel zu höhenlastig abgestimmt ist.
Ansonsten: Latenz vernehme ich keine (es scheint eine analoge Schaltung zu sein) und mit dem Volumpoti lässt es sich exzellent arbeiten, das Britwind hängt sehr gut am Gas.
Der Hall ist ok. Die Decay- Zeit ist recht lang. Wenn man ihn sparsam einsetzt (Poti so bis 8:00), kriegt man dezente Ergebnisse, dreht man weiter auf, kann man auch Surf- Rock machen. :banana01:

Und der Boost ist ein echter Knaller, finde ich, ein sehr guter Kompromiss zwischen Preamp- und Postamp- Boosting. Hat man vorne wenig Gain, macht Boost hauptsächlich lauter, hat man mehr Gain, bringt Boost mehr Sättigung, aber immer noch eine Schippe mehr Volumen.

Erstes Fazit: Das ist ein für mich ein tolles Sekundär- Rig und wird bleiben.

Nach ein paar Tagen des Honeymoon ging es dann weiter:

Ich habe den Britwind gestern bei der Probe im direkten Kontext verglichen mit:


1. Morgan Dual 40.
2. BluGuitar Amp 1 Mercury Edition.
Alles über die Palmer 1x12" Greenback.
Außer Konkurrenz lief noch der Kemper Stage an Headrush FRFR 108 mit.

Für mich am meisten interessant war der Vergleich Britwind gegen den Morgan.
Der Morgan Dual 40 ist ja sozusagen ein handverdrahteter Edel- Vox.
Ich kenne selbst ja auch viele der Amp in a Box- Pedale, inkl. Tech21 Character Liverpool und British.
Um es kurz zu machen: der Britwind schlägt all diese Pedale auf der Vox- Seite um Längen, und man schüttelt schon den Kopf, wenn man bedenkt, dass er weniger als ein Zehntel dessen kostet, was für den Morgan aufgerufen wird.
Natürlich ist er nicht im eigentlichen Sinne besser als der Morgan, dieser große Bolide, aber er ist auch nicht schlechter in dem Sinne, dass man jetzt was vermissen würde. Er ist ein musikalischer kleiner Amp, der einen beim Spielen inspiriert, und nur darauf kommt’s an.
Auf der Marshall - Seite kann er, ich sagte es schon, genau das, was der Amp1 kann. Ist also eine Macht.

Unterm Strich ist das also auch außerhalb des Wohnzimmers mit echtem Drummer usw. ein unglaublich gut klingendes Pedal.
Das Leben kann (und wird in Zukunft) also ziemlich einfach sein.
Am meisten merke ich selbst meine Schere im Kopf: Kann das sein?
Es kann!

P.S.: Ich könnte mir vorstellen, dass das Britwind für Batz eine Alternative zu den kleinen Vox- Handtaschenamps sein könnte. (Hier gibts nämlich einen Effektweg! :thumbsup02: ).
Und ich könnte mir auch vorstellen, dass Magman positiv überrascht wäre, denn auch für Marshallfans, die mit Vox nicht so viel am Hut haben, ist das Britwind eine wirklich ernstzunehmende Alternative zum Amp1 (wobei ich im Moment noch überlege, ob mein Amp1 geht oder bleibt, ich lasse mir zunehmend Zeit mit solchen Entscheidungen...).

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 5. November 2019, 22:49

Ich bin hellhörig geworden, Ingolf; vielen Dank für Dein saftiges Review! :thumbsup03:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Keef » Dienstag 5. November 2019, 23:01

Ist jetzt das zweite sehr begeisterte und glaubwürdige Review dass ich lese.
Lesen sich beide sehr ähnlich in der Darstellung. Scheint ein interessantes Projekt zu sein das Britwimd.
"Ich kenne Sie irgendwoher..."
"Sie schauen zuviel Pornos!"
:lol:

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Ingolf » Dienstag 5. November 2019, 23:04

Keef hat geschrieben:
Dienstag 5. November 2019, 23:01
Ist jetzt das zweite überschwenglich begeisterte und glaubwürdige Review dass ich lese.
Lesen sich beide sehr ähnlich in der Darstellung. Scheint ein interessantes Projekt zu sein das Britwimd.
Du meinst den Rolf Germer, ne? Wenn ja, der hat mich erst darauf gebracht, denn was er zu sagen hat, hat immer Hand und Fuß!
Ich bin ihm für diesen Tipp wirklich zu Dank verpflichtet.

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Keef » Mittwoch 6. November 2019, 09:38

Jepp
"Ich kenne Sie irgendwoher..."
"Sie schauen zuviel Pornos!"
:lol:

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von tommy » Mittwoch 6. November 2019, 10:03

Schönes Review, Ingolf, hat direkt einen Reflex bei mir ausgelöst :D : https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?t=3632
LG, Tommy


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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Hideaway » Mittwoch 6. November 2019, 13:35

Batz Benzer hat geschrieben:
Dienstag 5. November 2019, 22:49
Ich bin hellhörig geworden, Ingolf; vielen Dank für Dein saftiges Review! :thumbsup03:
Ich auch! :tuete01:

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 6. November 2019, 14:47

Schließe mich an... ;)
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von Diet » Mittwoch 6. November 2019, 17:09

Moin,

ich hätte heute morgen fast bestellt.
Dann bin ich noch mal in mich gegangen und mir wurde wieder bewusst: Ich bin Fender :D
(Wobei auch mein Bluesbreaker für mich Fender ist.)

Das Ding würde bei mir am Ende doch nur rumliegen. Da hab ich es dann gelassen mit dem Bestellen.

Ich warte immer noch auf so etwas kleines mit Endstufe a la Amp1 und so mit Fender-Ausrichtung zum untern Arm klemmen
für Gigs.
Wieso macht keiner sowas? :roll:

Gruß Diet

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uwich
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Re: Hotone Britwind vs. Amp1 vs. Rest der Welt

Beitrag von uwich » Mittwoch 6. November 2019, 17:46

Guckst Du hier: HoTone Mojo Attack Pedal Amp
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