Dr. No Roadrunner Octave Fuzz Wah Flying Machina

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Antworten
Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19384
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

Dr. No Roadrunner Octave Fuzz Wah Flying Machina

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 9. April 2020, 16:45

Kleine Einstimmung...:



Gegenstand dieser Vorstellung ist ein Exemplar des Dr. No Roadrunner Octave Fuzz Wah Flying Machina.

Hierbei handelt es sich um ein Pedal im klassischen Wah-Gehäuse, doch wäre es nicht von Dr. No, wenn es nicht noch ein paar optische Leckerbissen parat halten würde: So ist der Korpus intensiv blau, das Pedal ebenso rot beflockt, was dem Ganzen schon mal ein edles Äußeres verleiht. :sabber:

Die Trittfläche ziert ein herrlich beschriftetes Gummi, welches den vollen Namen des Pedals nennt und überdies eine rutschfeste Oberfläche bietet.

Im wah-rsten Sinne des Wortes den Vogel abgeschossen haben jedoch die beiden seitlichen weißen Zier-Flügel, die mich schwer an Ottos ostfriesischen Götterboten denken lassen. :D

Bild

Bedienelemente sind linker Hand ein 3-Stufen-Rotations-Switch, der verschiedene Wah-Voicings parat hält, begleitet von einem 2-Weg-Schalter, der den Octave Up-Effekt aktiviert.

Rechts gibt es drei Potis für Fuzz, Intensity und Volumen; that's all, folks!

Gut, dass wir das geklärt hätten. Kommen wir zur Frage: Was zur fickenden Hölle ist ein Octave Fuzz Wah Flying Machina?

Hierbei handelt es sich um ein Fuzz mit Octave-Up-Möglichkeit, dem ein Wah nachgeschaltet ist. Also quasi Hendrix-in-a-box; fehlt nur noch das Vibe. ;)

Nun verhält es sich jedoch so, dass man das Fuzz so tief einpegeln kann, dass es nicht verzerrt; dann hat man ein spitzenmäßig regelbares (3-Wege-Schalter fürs Voicing, Intenstiy, Laustärke) Luxus-Wah!

Und damit mag ich auch schon zum praktischen Teil übergehen: Die Erkenntnis, dass der Roadrunner eben auch ein vollwertiges Boutique-Wah darstellt, hat mich umgehauen!

Man kann es tatsächlich 100%ig an seine Spielweise, Bedürfnisse, Vorlieben wie Peripherie angleichen, der musikalische Ausdruck ist herrlich vokal und rund!

Und es vereint den gleichmäßigen Pegelweg eines Vox mit der Ausdrucksstärke eines gutes Cry Babies, ohne dabei die guten alten italienischen Originale zu vergessen: Best of all worlds! :boing02:

Jetzt könnte der Test im Prinzip bereits beendet und ich glücklich sein.

Aber natürlich kann dieses Dr. No-Aggregat noch sehr viel mehr: Kommt Fuzz ins Spiel und hängt dit Janze am besten noch vor 'nem Amp mit Endstufenzerre, ist man Jimi so nahe wie sonst selten: Kreisch, jaul, knöter, schmatz!!!

Durch die Voicings und Intensity ergibt sich eine unfassbare klangliche Vielfalt! Und alles wirklich weltklasse!!!

Ja, wie: Perfekt, oder was? - Nun, all das trifft zu... wenn es denn funktioniert.

Mein Exemplar hat, so fühlt es sich zumindest an, ein paar Jahre gelegen. Und war mir zu tief eingepegelt, so dass ich es öffnen musste, um die Spule etwas weiter zu drehen. Dabei löste sich bereits die Bedruckung auf der Bodenplatte; die kann man quasi abrubbeln wie ein Los! :?

Das gefällt mir natürlich gar nicht und ist das erste qualitative Manko!

Leider gesellt sich noch ein wenig was dazu: Im Inneren sehe ich, dass die Riffelung des Potis beschädigt ist; zwar an einer unkritischen Stelle, aber super finde ich auch das nicht.

Dann der nächste Bummer: Kaum wieder zusammengeschraubt, gibt es plötzlich Nebengeräusche, und zwar genau in dem Teil des Wah-Sweeps, der jetzt in Form von Höhen frisch dazu gekommen ist: Es knackt und zischelt leise!

Na gut, vielleicht dreckig, so dass man einfach mal was treten und spielen muss? - In der Tat, das war es wohl; nach ein paar Minuten verschwindet der Effekt.

Dafür war der Sound mal ganz weg als ich die 3-Weg-Spule nach unten bat. Ist nicht nochmal passiert, war aber blöd.

Somit muss ich in Summe sagen: Ein phantastisches Pedal, wirklich edel im Ton und irrsinnig vielseitig! Das beste Wah, das ich bisher spielen durfte! Wenn es denn fehlerfrei läuft. Was es heute, im Gegensatz zu gestern, auch tat.

Dennoch fühlt es sich komisch an und bleibt erst einmal unter Beobachtung. Doch selbst wenn es sich auf Dauer als unzuverlässig erweisen sollte, möchte ich es unbedingt behalten; dann wird es eben eingeschickt. :thumbsup03:

Auch unglücklich macht mich die Tatsache, dass man "die Riffelung des Zahnrads" beim Spielen spürt. Das Wah gleitet nicht widerstandslos hoch und runter, sondern fühlt sich pixelig an, macht "Rrrrrrrrrrrr" unterm Fuß; besser kann ich es nicht ausdrücken.

Das empfinde ich als nicht schön, für mich fühlt sich das auch billig an, da ich es bisher mit eher schlechten Pedalen assoziiert hatte.

Und wo wir schon mal meckern: Ich schalte das Teil andauernd versehentlich an und aus! - Andere Stimmen im Netz loben die Leichtgängigkeit, ich hingegen verfluche sie hiermit! :motz01: ;)

Fazit: Octave-Fuzz-Wah und Wah in einem, klanglich spitzenklasse, verarbeitungstechnisch... noch auf dem Prüfstand. Jedenfalls bislang nicht uneingeschränkt überzeugend.

Das Gerät selbst ist großartig, die vielen anfänglichen Mängel sind es nicht.

Ist es die aufgerufenen 360 Lappen (die ich so nicht bezahlen musste) wert? - Wenn es 100%ig läuft und wir aus klanglicher Verzückung beide Augen zudrücken... ja, geht gerade noch klar, ist aber hart an der Grenze.

Würde ich es wieder kaufen: Ohne mit der Wimper zu zucken! 8-)

Beep, beep,

Batz.

PS: Und hier wie stets noch ein paar Höreindrücke:





"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Antworten