Cuvave Fuzz

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Cuvave Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Juli 2020, 17:17

Gegenstand dieser Besprechung ist das Cuvave Fuzz gleichen Namens für gnadenlose 29€, womit auch das Bauland klar sein dürfte: China!

Es kommt im bekannten kleinformatigen Gehäuse a la Mooer, Donner, Movall & Co. und weicht nur minimal in Höhe, Breite und Tiefe ab, die Farbe ist ein mattes, blasses Champagnergold.

Bild

(Bildquelle: Walmart)

Die Unterseite birgt zwei Moosgummi-Stopper, deren Positionen sich geradezu anbieten für zwei Streifen Velcro.

In, Out, 9V-Anschulz, zwei kleine, hohe Potis für Volumen und Tone, ein großes fürs Gain; der Fußschalter schaltet treu beipässig. Das Pedal liegt mit gewohntem Gewicht in der Hand, so dass es sich auch zum Wurfgeschoss eignet, aber nicht aufzwingt. :mrgreen:

Irgendwie frage ich mich die ganze Zeit, ob die Designer bei Cuvave einen echt üblen Tag gehabt haben, sich gegen die konservativen Konzernchefs nicht durchsetzen konnten oder die Konzernchefs an einem echt üblen Tag entschieden haben, überhaupt gar keine Designabteilung zu benötigen: Das hat auch bei höchstem Wohlwollen immer noch nix vom künstlerischen Minimalismus, wie wir ihn vom ersten Trio-Album kennen; das ist schlicht Vollverweigerung!

Was natürlich auch seinen spröden Charme hat: Immerhin steht drauf, was drin ist, und das ohne jegliche Übertreibungen. Was mich übrigens an die Verpackung des Geräts erinnert: Die schlicht schwarze Schachtel ist auf der Oberseits mit den silbernen Buchstaben "M I N I P E D A L" geprägt, was zeitlos elegant wäre, hätte man nicht einen Bardcode-Aufkleber darüber gepappt; die Vorderseite hat auch so einen mit der leicht nach oben rechts verschobenen Information "FUZZ".

Doch zurück zum Inhalt: Beim Einschalten des Fuzz macht der Fußschalter keinen guten haptischen Eindruck, fühlt sich nicht federnd wie andere seiner Art an und verliert spontan mein Vertrauen. :?

Hat der klangliche Eindruck den bisherigen äußerlichen etwas entgegen zu setzen? - Entwarnung: Er hat, und zwar entscheidend! :thumbs:

Hier beginnt der Spaß: Es ertönt ein gewitzt gevoictes HiGain-Velcro-Fuzz, schön zerschlissen wie ein alter, löchriger Hippie-Woll-Überwurf oder alter Läufer im Altbau-Wohnungsflur, so markant wie die knarzig-tiefe Stimme von Arnold Marquis.

Das EQing sorgt für Durchsetzungsfreudigkeit, der Bassbereich ist in den Tiefmitten sehr präsent, so dass im unteren, tatsächlichen Mittenfeld Luft geholt werden kann, um mit dicken Backen in den oberen Mitten die Duftmarke in gitarrenbegünstigenden Frequenzen zu setzen. Untenrum macht die röhrige Basis, obenrum gleichzeitig die transistorisierte Velcro-Säge in Summe kaputte Mega-Distortion, schön schräg und wild, aber sehr formbar wie musikalisch fein interagierend mit Spieler und Equipment.

Besagter Velcro-Effekt wird übrigens durch eine Art Gate verrichtet, der in Spielpausen für Ruhe sorgt, was fein ist und hilft, das Bienst zu bändigen.

Im Rhythmus macht es Dir das daumendicke Brett, im Solo das durch den Mix schneidende Psycho-Messer! Aggressiv, bissig, aber nie ätzend, dabei durchaus mächtig schiebend, aber nicht so 'ne tumbe Wand wie ein Big Muff, sondern schneller, wendiger, spritziger, vowitziger!

Überhaupt verführt es mich zum Lachen, weil es echt kindlichen Spaß macht! Wie im Matsch spielen, schätze ich; ich war das komische Kind, das Matsch vermeidenswert fand. :roll: :rofl:

Beim Gain liegt übrigens schon bei Minimalpegel Fuzz an, der mit dem Aufeißen des Potis immer mehr "Sag" kriegt, welcher bei Maximum dann mit jedem Saitenanschlag erst einmal merklich in die Knie geht und zum Dynamikeindruck beiträgt, so als würde das Gehör vor Druck komprimieren! :o

Dieser Effekt ist, gemeinsam mit dem Voicing, der Grund für den beeindruckenden Ausdruck des Fuzz und für meine Ohren bisher einmalig! Das Spielgefühl ist angenehm, man muss nicht sonderlich kämpfen, und das Gain trägt einen auch auf der Strat nach Lead Heaven.

Dieser Sound erinnert mich daran, wie es wohl gewesen sein muss, das erste Mal die Sex Pistols bei voll aufgerissener Stereo-Anlage zu hören!!! Unzählige Endorphine werden frei, und im Ohr sterben ebenso viele Härchen: Anarchie!!! :mosh:

Cuvave bemüht sich also auch hier keinen Meter, nämlich wie andere Fuzzes zu klingen; man hat den, optisch leider nicht ähnlich umgesetzten, Mut, mit einem eigenen Sound-Design anzutreten im Rennen der Millionen Fuzz-Pedale. Und das sollte mit dem Kauf dieses Pedals belohnt werden, finde ich, zumal der Preis nun wirklich mehr als günstig ist! :thumbsup03:

Der Fuzz hat es wohl auf mein Board geschafft; kann sein, dass der Golden Plexi dafür weichen muss - evtl. findet sich auch 'ne andere Lösung -, aber drauf muss er! :sabber:

Fazit: Außen langweiliger Pollunder-Schalterbeamte vom Mars, innen irrer Punkrock-Messerstecher mit Widerhaken; was für ein Pedal! Ernsthaft, gebt die knappen 30 Tacken ohne zu zögern aus, wenn Ihr meint, dass Euch das Cuvave-Aggregat ansprechen könnte; Ihr werdet es nicht bereuen!

Diese rotzfreche, antiautoritäre Rappelkiste ist nix für Blueser oder rockpoppende Pop-Rocker, aber ein mächtiges Klangwerkzeug für den scherenhändigen Sado-Maso-Traumtänzer zwischen den Klangwelten, wenn es denn mal schön kaputt, aber dennoch hochmusikalisch nutzbar sein soll und Muffiges zu normal ist.

Doch hört selbst; leider nicht ganz so super-basslastig wie hier bei Ryan, aber ansonsten ganz genau so klingt auch bei mir das Cuvave Fuzz:



Lieben Gruß,

Fuzz. :smoke01:
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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von Wizard » Dienstag 21. Juli 2020, 18:33

Oh oh, kann man sich dem Teil bei dem Preis als Fuzzer verweigern? Ich glaube: nein :twisted:

Hast es mal wieder geschafft, der kommt auf mein zweites Board :twisted:
Als du ihn neulich vorgestellt hast war es eben genau das Äussere was mir lieblos erschien aber sch.... drauf! :twisted:

Thanx auch für diesen Bericht, Micky! :twisted:
Gruß Peter

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Batz Benzer
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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Juli 2020, 18:55

Ich danke Dir fürs Feedback, Peter: Wenn Dir das, was Du da im Video hörst, gefällt, dann gönn Dir, wie man neudeutsch zu sagen pflegt. 8-)

:thumbsup03: ,

Batz.
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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von Wizard » Dienstag 21. Juli 2020, 19:48

Ja, werde ich. Wohlgemerkt aufgrund des Klangs; dass er wenig kostet ärgert mich aber nicht :tuete01:

Ich hab auch noch den orangenen Dano Fuzz aus der Cool Cat Serie, der ja auch sehr günstig war, aber durchaus gut ist. He lives in my wardrobe.

Die beiden Big Muffs (USA und Russia) sind schlicht und einfach Abrissbirnen mit Waaaaahnsinnssustain. Der MI Audio Neo Fuzz hat's als

einziger dauerhaft aufs Board geschafft :boing02:
Gruß Peter

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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von HaWe » Mittwoch 22. Juli 2020, 10:21

Ich hatte ja letztens schon geschrieben dass er mir für den aufgerufenen Preis gefällt. (Auch äußerlich ;-) )
Hätte ich mein Carcosa nicht, mit dem, wenn man sich etwas damit befasst, seeeehr viel möglich ist, wäre ich möglicherweise auch schwach geworden. ;-)

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Batz Benzer
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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 22. Juli 2020, 10:50

Umgekehrt würde ich wohl an einem grünstigen Carcosa nicht mehr vorbei gehen... :mrgreen: ;)
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Re: Cuvave Fuzz

Beitrag von HaWe » Mittwoch 22. Juli 2020, 12:57

:thumbsup03:

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