Behringer SF300 Super Fuzz

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Juli 2020, 18:33

Gegenstand dieser Präsentation ist das Behringer SF300 Super Fuzz, eine Kopie des mittlerweile legendären Boss FZ-2 Hyper Fuzz; im Gegensatz zu dessen 200€ auf dem Gebrauchtmarkt kostet das SF300 gerade mal knappe 24€.

Es kommt im bekannten Behringer-Gehäuse, hier in orange, und ist regelbar in Level, Treble, Bass und Gain. Überdies gibt es einen Schieberegler, um zwischen Fuzz 1, Fuzz 2 und Boost zu wählen. In, Out, 9V-Anschluss, fettich!

Bild

(Bildquelle: Suonostore)

Generell zum Plastik-Gehäuse und der Verarbeitung: Bisher waren die von mir getesteten Gehäuse allesamt ohne Fehl und Tadel; das ist hier auch der Fall. :thumbsup03:

Kommen wir zu den inneren Werten: Fuzz 1 ist breit und mittig, dank Klangreglung mit ordentlicher Basswucht und Biss in den Höhen. Fuzz 2 ist eine klangliche Badewanne mit viel Bass und nadelspitzen Höhen ohne Mitten. Beides sind Octave-Fuzzes, allerdings bleibt die addierte obere Oktave sehr vage und ist mehr für ein brutales Klirren im Klangbild verantwortlich, also Klangfarbe und nicht Primäreffekt.

Boost ist klangneutral, bzw. wie mit Bass und Treble eingestellt und hat ordentlichste Reserven, um heftigst anzupusten!

Klingt nach 'nem geilen Paket? - Dachte ich auch, und es entsprach auch meinem Höreindruck bei YT-Videos, zumal von Josh Scott in der JHS-Show abgesegnet und von Ryan von 60's Cycle Hum immer wieder demonstriert. Also nach laaaaaaaaaaaaaangem Zögern endlich mal bestellt. 8-)

Jetzt ist es aber so, dass man auf YT nur hören und auf das Spielgefühl rückschließen kann. Das ist aber auch mit viel Erfahrung immer noch ein Lotto-Spiel, so dass man bisweilen negativ überrascht ist, wenn man das Ding dann das erste Mal selbst daddelt.

So ging es seinerzeit vielen z.B. mit den EHX-Orgel-Pedalen; das Spielgefühl stimmte am Ende nicht!

Und ganz genau so ist es für mich jetzt auch mit dem Super Fuzz: Meine Ohren sagen, dass es dasselbe wie im Video macht. Meine Hände und mein Gefühl sagen aber gleichzeitig: Das fühlt sich nicht gut an! Es ist so als wäre dem Sound ein Filter über gestülpt, der des Spielgefühls halber nicht gut für Dich klingt! Bekloppt, ich weiß, aber das ist der Effekt! Zumindest für mich.

Fällt das Spielgefühl weg, finde ich den Klang wieder gut. Clark Kent, Superman! Zauberei!!! :shock:

Mit Fuzz 2 kann ich generell nix anfangen, der Booster hingegen ist reizvoll!

Ryan von 60s Cycle Hum meint, dass er seines wegen dieses Filter-Effekts, der Dich zu passiv außen lässt, wieder verkauft hat. Um sich dann für die Show wieder eines zu kaufen, aber auch wieder dasselbe Problem wie vorher damit zu haben.

Aus diesem Grunde kann ich das Behinger Super Fuzz leider nicht wirklich amp-fehlen. Es macht alles, was es soll, aber "es verbindet sich nicht mit Deiner Seele", wird nicht zum verlängerten Arm, ist zu wenig formbar und ausdruckssark, um Dein dauerhafter Kumpel zu werden.

Das mit nix mit billig oder Behringer zu tun; das Boss-Original würde mir wohl auch nicht behagen.

Zumal, und dafür kann der SF300 nun mal gar nix, er am selben Tag wie das Cuvave Fuzz (siehe: https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=1 ... 14#p105514 ) gekommen ist, das all das richtig macht, was mir hier fehlt. Und in diesem Kontext kann mich das Super Fuzz nicht überzeugen; es bleibt zu sehr Abbild seiner Idee, ist zu zweidimensional in der klanglichen Ausrichtung und Tiefe.

Dabei drückt das objektiv schon sehr, aber es artikuliert nicht gut, ist irgendwie zu grob, wird nicht zum Ausdrucksmittel der Wahl. Es bleibt immer eine Distanz zwischen Spieler und Pedal; die sprichwörtliche Decke überm Amp.

Außer lustigerweise in einer Disziplin: In Fuzz 1 über den Hals-PU der Strat mit zugedrehtem Tone-Poti ergibt sich ziemlich genau der Synthie-Mundharmonika-Klang aus Tina Turners "What's love got to do with it"! Und hier sind der Ausdruck und die Dynamik auch absolut in Ordnung! :D

Allein für diesen Sound sind 24€ nicht zu viel; aber es nimmt eben auch Platz weg, das Super Fuzz, und ich weiß nicht, wie wichtig mir eben dieser eine Nischen-Klang ist...

Fazit: Auf den ersten Blick mächtig, fett und jede Menge Spaß; auf den zweiten dann schnell langweilig und zweidimensional, aber ein guter Booster mit spezialgelagertem Sonder-Solo-Sound!

Andererseits so günstig, dass der potenzielle Fehler zumindest wirtschaftlich ungeahndet bleiben wird, und man kann es ziemlich gut wieder für 20€ verkaufen.

Hier ein Video, indem es mit guten Gerät verglichen wird. Hier hofft Ryan, dass man den Unterschied auch hören kann; konnte ich leider nicht, und wer nicht hören kann, muss fühlen:



Hier hat Josh Scott, ab 20:25min, ein paar Worte über das Super Fuzz verloren:



Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Juli 2020, 21:57

Nach ein paar weiteren Stunden Spielens muss ich gestehen, dem Super Fuzz vielleicht Unrecht getan zu haben: Das Klangbild ist schon schön fies! Es bleibt dabei, dass es an Plastizität (nicht Plastik! :lol: ) und Dynamik fehlt, aber das macht es irgendwie mit gnadenloser Grausamkeit wett.

So einen Sound assiziiere ich mit satanischem Doom-Metal (der Fachmann sieht, ich kenne mich mit diesen Genres nicht aus :tuete01: ), der jetzt nicht so mein Ding von Haus aus ist. :clown:

Aber Fakt ist: So einen Sound habe ich tatsächlich noch nicht, ich kann ihn auch mit keinem anderen Ding herstellen. Oder doch...? - Er erinnert mich von der grundsätzlichen Kerbe her an den Dr. No Skull Fuzz, nur weniger interagierend, auch hatte Letztgenannter Sag und mehr Modulation im Ton, wenn ich mich nicht irre; muss ich beizeiten mal vergleichen, da beides m.E. Univox Super-Fuzz-Kopien sind.

Ich bitte also, es mir nicht nachzutun, das letzte Urteil noch nicht vorschnell zu fällen und abzuwarten, ob und was ich hier noch zu ergänzen habe; vielen Dank. :thumbsup03:

Lieben Gruß,

Batz.

PS: Auch habe ich entschieden, dass ich es für das Geld, was es kostet, nicht wieder zurück schicken werde; das gibt für mich irgendwie keinen Sinn. ;)
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von FretNoize » Dienstag 21. Juli 2020, 22:47

Danke schön! Hatte mich auch kurz dafür interessiert, aber ich habe leider so ein dickes Vorurteil gegen Behringer, daß ich mit dem Ding einfach nicht glücklich werden würde. Dumm, aber ist so.

Das Fuzz, das mir im Augenblick am besten gefällt - denn ja, verdammter Batz, Deine ganzen Reviews haben mich den Fuzzies nähergebracht! - ist das Earthquaker Hoof.
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 22. Juli 2020, 09:33

:D Gern geschehen, Holger! :thumbsup03:

PS: Haste das hier https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=14&t=4010 schon gesehen? - Müsste doch was für Dich sein... ;)
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von FretNoize » Mittwoch 22. Juli 2020, 10:03

Das hatte ich gesehen, fand ich aber für mich nicht relevant. Ich habe schon 2 Wege: Entweder ich gehe direkt ins Axe-Fx und route den Ausgang dann zum Amp, oder ich mach dasselbe mit meiner UAD-Apollo-Soundcard. Die Mikrofone gehen sowieso in die Apollo mit ihren wunderbaren Neve-Emulationen. Was sehr schön klingt, ist das Mikrofon-Signal dann via Send zum Axe-Fx zu schicken, für die schönen Reverbs vom Axe-Fx.

Du siehst, ich hab mehr Wege, meine Plugins einzubinden als ich Songs spielen kann ;)
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 22. Juli 2020, 10:14

Alles klar! :prost:
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 25. Juli 2020, 09:58

So,

ich habe mich jetzt intensiv mit Super-Fuzzes und ihren Klonen auseinander gesetzt und muss sagen: Die klingen/agieren tatsächlich alle so!

Ich muss meinen Kommentar zum Spielgefühl also insofern relativieren als es keine Frage der Qualität, sondern dieses speziellen Effekts an und für sich ist.

Das meine ich mit: Ich lerne noch, wenn es um Fuzz geht. ;)

Und wenn das Spielgefühl auch bleibt und bestimmt auch für den ein oder anderen eine adäquate Warnung darstellt, möchte ich mittlerweile ein anderes Fazit ziehen: Das Behringer SF300 Super Fuzz macht ganz genau das, was es soll in bester Qualität; ob man persönlich damit parat kommt, gilt es zu entscheiden. ;)

So, jetzt fühle ich mich wohler. :mrgreen:

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Behringer SF300 Super Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Montag 27. Juli 2020, 10:21

Das hat Josh Scott zum Pedal zu sagen...:

https://youtu.be/ApJZa8yCMCQ?t=1225

;) ,

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Behringer SF300 Fuzz

Beitrag von Paulasyl » Dienstag 4. Oktober 2022, 14:43

Ups, sorry, es ist ja ein SUPER Fuzz...

Aber das ist gar nicht so falsch, denn es ist eigentlich der erster Fuzz-Treter, dem ich überhaupt was abgewinnen kann, so gesehen ist super schon mal okay.

Kurz und knapp die Specs: Es ist ein Behringer Gehäuse in schönem Orange, Volume, eine EQ Section mit Bass und Treble, ein Gainregler und ein Schiebeschalter Für Fuzz1, Fuzz2 und folgerichtig "Boost". Stromanschluss an der Seite, wo man ihn so gar nicht gebrauchen kann, so what?

Fuzz 1 ist ein Fuzz, der nach Gitarre klingt. Jedenfalls nach dem, was Billy Gibbons mit seinen ganz kaputten Sounds à la"I gotsta get paid" unter Gitarre versteht. Gain setzt dabei im oberen Drittel der Palette an, selbst ganz unten kommt da schon ordentlich Saft aus der Presse. Das Ganze mit deutlich Betonung der unteren Mitten. Je mehr Gain, desto sahniger und satter und fuzziger halt. Volume kann hier auch schon ordentlich boosten. Der EQ ist nicht ganz so effektiv, wie ein aktiver vorgibt zu sein, aber es passiert wenigstens was. Die Potis sind sehr schwergängig, die verdrehen sich nicht mal eben. Laufen dabei aber gleichmäßig, also schwergängig eher im Sinne von "stabil" als "gefressen".

Fuzz zwei ist dagegen eine Badewanne, fiese Brizzelhöhen und mächtige Bässe, die fast wie ein Octaver wirken, bei beiden EQ-Knöppen auf Mittag ist das für mich schon fast unerträglich, aber ich bin ja auch kein "Fuzz Gourmet". Nu kommt aber noch der Geheimtipp aussem Internetz: Man kann - ähnlich wie bei alten Strats - eine Mittelstellung zwischen 1 und 2 hinpfriemeln, die dann einfach beides macht. Fuzz über das gesamte Spektrum menschlichen Hörens: Ich empfehle Powerchords mit zusätzlicher Quinte im Bass, ein Sandsturm für die Psyche!

Boost ist der Knaller, das Ding boostet bei wenig-kein Gain ganz enorm und holt dann bei Vollgas einfach mehr Zerre aus der EIngangsstufe des Amps und man kann dann via EQ und noch ein bissi "shapen" oder man dreht Gain ein wenig auf und nutzt die Kiste mehr so, wie man das früher mit einem TS gemacht hat, oder man dreht Gain weit auf und hat dann eher einen weichen Overdrive als ein Fuzz.
Mein persönliches Highlight dabei: Strat an einem angecrunchten Amp, Boost Stellung, Gain auf 11 Uhr, Volume ordentlich auf und man landet je nach Pickup, EQ und Spielweise irgendwo zwischen Hendrix und Blackmore. So macht Strat Spaß!

Mein Fazit: Fuzz1 kann ich als alter Fuzzverächter sogar gebrauchen, Fuzz 2 ist experimentell und der Booster wäre allein sein Geld wert, zumal der Gerät im Vergleich zu anderen Behringer "Gadgets" sogar relativ gut im Nebengeräuschverhalten ist, sprich es brummt nicht viel und man bekommt auch kein Radio Kasachstan damit rein.
Verglichen mit einem EHX Big Muff PI ist das Ding deutlich überlegen und das in jeder Hinsicht außer dem Gehäuse. Schönes Spielzeug für kleines Geld, das mit dem Boost einen echten Mehrwert mitbringt.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

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Re: Behringer SF300 Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 4. Oktober 2022, 14:54

"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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