Arion DCF-1 Digital Chorus/Flanger

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Batz Benzer
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Arion DCF-1 Digital Chorus/Flanger

Beitrag von Batz Benzer » Montag 28. September 2020, 11:19

Gegenstand dieser Vorstellung ist der Arion DCF-1 Digital Chorus/Flanger aus dem Jahr 1986.

Bild

(Bildquelle: Reverb)

Seinerzeit gab es ganze drei digitale Pedale im Arion-Portfolio; die anderen waren der DDS-1 (später DDS-4) Digital Delay/Sampler sowie der DMD-1 Digital Metal Distortion. Diesen Geräten war ein anderes, leicht breiteres Plastik-Gehäuse als der analogen Core-Range zu eigen, so dass die Batterie in einem seitlichen Fach mit Schiebe-Abdeckung Platz findet und den sechs miniaturisierten Drehreglern entsprechend Raum gegeben wurde.

Diese digitalen Treter waren für Arion-Verhältnisse relativ kostenintensiv; 259€ wurden fürs DCF-1 aufgerufen, was seinerzeit nur knapp unter den namhaften Mitbewerbern Boss und Ibanez lag und durchaus als Kampfansage verstanden werden durfte.

Entsprechend ist meine Erwartung an dieses Pedal etwas höher als an die analogen Pendants, namentlich der SCH-Z Chorus und der SFL-1 Stereo Flanger, deren Klangbilder laut Reverb übrigens Vorlage für das DCF-1 waren, die ich beide mein Eigen nenne und ob ihres warmen Tons sehr schätze.

Regelbar ist es in Level, Tone, F-Repeat, Depth, Speed und Mode, wobei letzterer jeweils drei unterschiedliche Delay-Einstellungen - S(hort), M(edium) und L(ong) - für Chorus- wie Flanger-Mode und somit insgesamt sechs Settings bietet; ein Schieberegler ordnet dem 2. Output entweder das cleane oder das fehlende Signal für den Stereo-Betrieb zu.

Das Arion-Aggregat hat überdies noch einen 3,5mm-Klinke-Remote-Anschluss, so dass der Digital Chorus/Flanger auch per Switcher ein- wie ausgeschaltet werden kann; es empfahl sich somit auch der Verwendung in einem Gitarren-Rack, was 1986 ein wichtiges Thema war und zu den professionellen Features gezählt werden muss, zumal die prominenten Mitbewerber dergleichen nicht aufwiesen.

Es gibt also mannigfaltig Einstellmöglichkeiten, die ein flexibles wie vielseitiges Modulationserlebnis versprechen; mal sehen, was davon in der Praxis auch gehalten wird.

Die beginnt gleich mit einer gehörigen Überraschung: Dieses Digital-Aggregat mutet, nicht zuletzt dank Tone-Regler, tatsächlich schön warm an ohne es dabei an Transparenz vermissen zu lassen und hat, verglichen mit anderen digitalen Chorus- und Flanger-Gerätschaften, wahrhaftig einen analogen Touch; es atmet!

Faszinierenderweise klingt das DCF-1 den beiden genannten Vorlagen aus eigenem Hause in der Tat verblüffend ähnlich und erinnert an moderne Modeling-Techniken, ist eine wahre Chorus-, bzw. Flanger-Fabrik!

Es bietet in allen sechs Modi unterschiedliche Grundklänge, da die Delayzeit - S=1-4ms, M=4-16ms sowie L=16-64ms - jedes Mal erweitert wird. Der Digital Chorus/Flanger birgt somit eigentlich drei verschiedene Chorus- wie drei differenzierbare Flanger-Basis-Sounds, die mittels Klangregelung sehr flexibel auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse getweakt werden können.

Dabei kann die Intensität des Effekts hoch ausfallen ohne dass es verstimmt eiert; umgekehrt kann für jede Menge Bewegung und Lebendigkeit bis hin zur seekranken Pitch-Verbiegung im Klangbild gesorgt werden.

Die vollmundige Süffigkeit, die dabei erreicht werden kann, sucht ihresgleichen: Dieser Chorus gehört mit zum Besten, was ich bislang unterm Fuß hatte! :thumbs:

Und ja, er macht auch ein ziemlich gutes Leslie. ;)

Der Flanger hat, genau wie das analoge Pendant in Form des SFL-1, ein sehr eigenes Klangbild, welches wie eine Mischung aus Flanger und Phaser anmutet; er kann überdies sogar Chorus-ähnliche Soundscapes formen.

Das Musiker-Magazin, Vorgänger der Gitarre & Bass, sprach im Test von 1987 davon, dass das DCF-1 recht hohe Nebengeräusche hat; tatsächlich handelt es sich um ein leichtes, leises Rauschen wie es andere analoge Chorus-Pedale auch haben; aus meiner Sicht vollkommen unproblematisch im Studio- wie Live-Betrieb.

Der einzig wirkliche Nachteil des Digital Chorus/Flangers liegt vielleicht in einem seiner Vorteile: Ich spreche von der Flexibilität! - Diese vielen Regelmöglichkeiten bergen für Unerfahrene die Gefahr, sich zu verzetteln; wenn man nicht weiß, was man macht, findet man am Ende eventuell nicht zum gewünschten Ergebnis. Also eher nix für die 3-Regler-Und-Alles-Supi-Fraktion.

Fazit: In meinen Ohren gelang Arion mit dem DCF-1 weiland ein wirklich großer Wurf: Das Ding ist, auf der Basis eines stets warm-musikalischen Timbres, ziemlich flexibel, bietet somit Variation im Themenbereich Chorus und Flanger und kann von subtil bis fett triefend, von wässrig bis klebrig.

Es hat meine Einstellung gegenüber digitalen Chorus- wie Flanger-Einheiten geändert, sich binnen Kürzestem einen festen Platz in meinem Effekt-Herzen sichern können und sogar das theoretische Potential, die beiden analogen Vorbilder auf Dauer im Fuhrpark ablösen zu können.

(Theoretisch deswegen, da das Verhalten eines digitalen Chorus grundsätzlich nicht identisch mit seinem analogen Pendant ist, es sich anders "anfühlt". Ohne direkten Vergleich fühlt man sich hier dank des warmen Klangbildes dann aber doch schnell an die analogen Vorbilder erinnert.)


Leider werden diese Schätzchen klar jenseits der 100€-Grenze bis in die 200er gehandelt; sie sind bis zu 130€ meines Erachtens aber auch ebenso klar wert! :thumbsup03:

Lieben Gruß,

Batz.
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Re: Arion DCF-1 Digital Chorus/Flanger

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 29. September 2020, 11:50

Hier bekommt man eine grobe Ahnung, was das DCF-1 so alles kann...:

"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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