Aber woher soll man es denn auch wissen; optisch könnten die beiden ja gar nicht weiter auseinander liegen!
Doch vielleicht fange ich lieber mal letzte Woche an. Da habe ich nämlich damit begonnen, mich schwer für die ollen Danelectro-Pedale zu interessieren; speziell die ersten beiden Verzerrer, der Daddy O. und der Fab Tone, rückten in den Fokus meines Interesses.
Also ein wenig gejagt und entsprechend YT-Videos gelauscht, was ein Fab Tone zur Folge hatte, welches dann auch heute eingetroffen ist.
(Bildquelle: Media-Guitarcenter)
In der Zwischenzeit habe ich jedoch weiter recherchiert und feststellen dürfen, dass es da draußen hartnäckige Gerüchte gibt, die besagen, dass es sich beim Fab Tone ebenso um den Klon eines bekannten Pedals handelt wie der Daddy O. eine Kopie des ersten Marshall Guv'nors darstellt.
Hätte ich das vor meinem Kauf gewusst, hätte ich mich zurückhalten können, da ich die Vorlage nämlich bereits besitze.
Habe ich aber nicht, und jetzt isser da. Was ich in der Wartezeit nicht bereut habe, schließlich liebe ich es, Gerätschaften direkt miteiandner vergleichen zu können, um aus erster Hand zu wissen.
Und zumindest optisch ist Reue ebenfalls kein Thema: Das schwere Guss-Gehäuse in Oxblood kontrastiert stilecht zum Creme des Bedienfeldes, in dem vier "fimschige" (wie der Rheinländer etwas arg dünn Geratenes nennt), aber feste Regler silberner Farbe für Volumen, Bass, Höhen und Fab = Gain sorgen; rückseitig gibt es In, Out wie den 9V-Anschluss.
Tolle 50s-Optik, die mir schwerst zusagt, anderen hingegen ein Dorn im Auge ist, wie ich mich auf Diets guitartest.de-Seite überzeugen konnte.
Nach den Swinging Sixties hingegen klingt der Name "Fab Tone" für mich; gemeint ist dann doch wohl eher das, was in den 90ern "fab", angesagt war, als dieser Verzerrer das Licht der Welt erblickt hat. Und was war das am meisten verkaufte Zerrpedal der Neunziger? Na...?
Richtig, DOD, bzw. Digitechs Grunge! Der Grunge stand hier nicht bloß Pate, das ist eine 1:1-Kopie, so dass ich mir weitere Worte ersparen und auf eben jenes Review verweisen, bzw. es hier zitieren möchte:
Bleibt die Frage, ob es tatsächlich keine klanglichen Abweichungen gibt: Jein. Soll heißen: Ja, es gibt eine, die aber meiner Erfahrung nach der Bauteiltoleranzen geschuldeten, ganz normalen Serienstreuung eines Serienpedals entspricht; wir sollten sie also nicht überbewerten, zumal Einzelfall.Meines Erachtens fällt der Digitech Grunge ganz klar in die Kategorie Metal-Distortion! Selbst wenn Gain am Minimum klebt, hat das Ding ordentlich Zerre, mit der Paula reicht es da bereits zum amtlichen Brett!
Es hat aber auch eine Betonung in den oberen Mitten, die es... "künstlich" klingen lässt, was immens schade ist, da der Grundklang eigentlich voll und extrem harmonisch ist und die Klangreglung darauf keinen Einfluss hat; Single Coils neigen dabei zum stärkeren Näseln im Vergleich mit Humbuckern. Die gute Nachricht: Im Metal-Gewerbe ist das Genre-typisch und daher, natürlich je nach Geschmack, kein Manko, außerdem setzt sich dieser Sound in jedem Mix gnadenlos durch!
Mich erinnert dieser Effekt an den Schenker-Trick: Es klingt nach einem Wah, das in einer oberen Mitten-Stellung "festgefroren" ist.
Kann man mit diesem Notch-Sound leben, ist der Grunge eine superharmonische, ultrafette ProCo Rat mit funktionierender Klangregelung inklusive Fullrange-Bassbereich und keinerlei Verfuzzung auch bei höheren Gainstufen. Und die Idee alleine ist schon mal Gold wert: Die Ratte so in Szene zu setzen, dass sie zeitgemäß und nicht flach wie undynamisch mit entweder zu wenig Bässen oder zu viel Höhen daher kommt, kann nicht verkehrt sein.
Ich verstehe jetzt jedenfalls, warum ihn manche unserer Zunft für den schlechtesten Verzerrer aller Zeiten halten: Wenn man den Mitten-Notch, diese übergroße haifischflossenförmige Michael Kessler-Nase, einfach nicht gut hören kann, ist das Ding automatisch subjektiver Müll!
Wenn man diesen jedoch zu nehmen weiß - das Runteregeln der Höhen auf ca. 9h hilft hier schon mal -, bleibt ein harmonisch auflösender Wall of Sound-Hi-Gain-Distortion, der den Gitarristen bis auf Wolke Neun zu George Harrison trägt und Pinch Harmonics wie Obertöne aktiv fördert: Shred as shred can!
Tatäschlich klingt das Fab Tone etwas offener, aggressiver, frischer, mit höherer Saitentrennung und minimalst weniger "notchig" als der Grunge, der dafür kompakter, mittiger, wärmer und süßer tönt.
Alles andere ist tatsächlich identisch; gleiche Potistellungen haben gleiche Sounds zur Folge.
Rein mechanisch hat der Fab Tone allerdings eine Schwachstelle, und das sind die Klinkenbuchsen aus Plastik; so etwas nicht ist wirklich für die Ewigkeit gemacht! Andererseits hat es bereits für 24 Jahre gereicht...
Fazit: Wo "Fab Tone" draufsteht, ist der Grunge drin; so einfach isses. Witzigerweise hat der Grunge einen eher schlechten Ruf, das Danelectro-Aggregat hingegen gilt als Sleeper, als Geheimtipp, welches aktuell noch günstig zu haben ist.
Lieben Gruß,
Batz.
PS: Und hier noch der gespielte Witzm mal drei; viel Vergnügen: