JHS Unicorn V2

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Antworten
Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19483
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

JHS Unicorn V2

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 30. April 2022, 17:09

Gleich vorab: Ich habe gelogen! :tuete01:

Naja, eher unwissentlich die Unwahrheit gesagt als ich behauptet habe, dass das Nux Monterey in dessen Tap Tempo-Funktion ein Alleinstellungsmerkmal hat; dem ist nicht so, wie ich unlängst erfahren und in der Praxis überprüfen durfte.

Denn seit heute bin ich glücklicher Besitzer eines Unicorn V2, meinem ersten JHS-Pedal! :banana01:

Bild

(Bildquelle: Reverb.com)

Das Einhorn ist ein waschechtes analoges Photozellen-Vibe-Pedal im kleinen babyblauen Hammond-Format und tatsächlich das einzige seiner Art, das einen additionalen Taster für die Geschwindigkeits-Eingabe besitzt.

Neben diesem tummeln sich der On/Off-Fußschalter, ein Mini-Toggle zwecks Chorus/Vibrato-Wahl - hier Dry/Wet genannt - sowie vier Potis für Lautstärke (Volume), Effektintensität (Depth), Geschwindigkeit (Speed) und Ratio auf der Oberfläche; letzterer entscheidet darüber, ob das per Fuß eingegebene Tempo als Viertel, Achtel, punktierte oder triolische Achtel intepretiert wird. Na, das ist jetzt wirklich mal einmalig! :thumbsup03:

Ferner gibt es zwei sehr helle weiße LEDs, eine für den Status, die andere für die gewählte Geschwindigkeit; rückseitig finden sich die Buchsen für In, Out und den 9V-Anschluss. Last not least gibt es an der rechten Seite eine Klinkenbuchse, um ein Expression-Pedal anzuschließen oder das Unicorn mit anderen Zeit basierenden Gerätschaften zu synchronisieren.

Eine Menge Möglichkeiten, die dieses kompakte Univibe-Pedal, das einen durchaus robusten wie gut verarbeiteten Eindruck hinterlässt, feilbietet; ich bin beeindruckt wie gespannt! :smoke01:

Also unter Strom gesetzt und gelauscht: Toggle auf "Dry" Ratio auf Viertel und die restlichen Regler in High Noon-Stellung schmeichelt ein beeindruckend frisches HiFi-Klangbild meinem Ohr; huiii, das schmatzt herrlich nass! :sabber:

Gläsern, edel, perlend, vokal, "chewy", effektintensiv und bestens ortbar - jau, das gefällt mir gleich auf Anhieb gut, entspricht voll und ganz meinem Geschmack! :thumbs:

Zumal es schon in besagter 12h-Stellung leicht boostet; bis zum Rechtsanschlag stehen geradezu irrwitzige Lautstärkereserven zur Verfügung, super! :thumbsup02:

Nichts ist verwaschen, kein Nuscheln, keine Knödel-Mitten, wunderbar präsent setzt sich das effektierte Signal ohne jegwelche Probleme souverän durch; so befreit trumpfen nur wenige Mitbewerber auf. Das ist so vielleicht nicht ganz authentisch, aber durchaus wünschenswert, eben eine idealisierte, moderne Variante des klassischen Vibe-Tons.

Der Herzschlag ist ebenfalls da, aber weicher, runder als von Originalen bekannt. Und gut so, denn vom anderen Schlage gibt es wahrlich schon genug Pedale da draußen; das Einhorn setzt seine eigene frische Duftmarke, die perfekt zum Fabeltier passt.

Wechsle ich zum Fulltone CS-MDV mkII, so frage ich mich zunächst, ob dieses auch tatsächlich eingeschaltet ist; so lebendig, dynamisch und üppig ist das Angebot des JHS-Aggregats!

Häufig durfte ich lesen, dass das Unicorn von anderen Afficionados als zu höhen- und bassreich bezeichnet wurde; klar, so kann man die Sache auch sehen. Da es sich in dieser Hinsicht jedoch unauffälliger als z.B. das Tube Vibe verhält, welches eben dieser Eigenschaften halber gemeinhin gelobt wie geliebt wird, kann ich persönlich das überhaupt nicht nachvollziehen.

Was gut ist, da ich bereits befürchtet hatte, dass es mir eventuell nicht munden würde; weit gefehlt, das kommt klar in den Fuhrpark! :thumbsup03:

Allerdings spiele ich meine Vibes auch ungerne schnell; das blaue Wunder spielt seine Trümpfe besonders in den unteren bis mittleren Geschwindigkeits-Regionen aus. Soll es Machine Gun-mäßig schnell, stellt sich kein "Chop-Throb" ein; es bleibt rund und weich, was die ein oder den anderen bestimmt enttäuschen könnte und vom Standard wie der damit verbundenen Erwartungshaltung klar abweicht: Nix fürs flinke Pulsieren!

Tap Tempo funktioniert bei meinem Exemplar wie erwartet und gewünscht; den Ratio-Regler bräuchte ich persönlich nicht, da ich ja gerade nicht möchte, dass das Signal im Puls des Songs, sondern bitte schön dagegen wirkt, um Lebendigkeit, Abwechslung und alle Schattierungen des Phasings ins Spiel zu bringen.

Auch kann ich keinerlei Nebengeräusche ausfindig machen; andere Nachteile, bis auf erwähntes Verhalten bei höheren Speed-Einstellungen, sind mir bislang auch nicht ins Gehör gesprungen.

Dennoch liest mensch andernorts bisweilen, dass sich die Tap Tempo-Funktion gelegentlich mal verabschiedet; bislang blieb ich, dem Großen Gitarristen sei Dank, davon verschont und gehe bis auf Widerruf auch davon aus, dass das so bleibt, sonst werde ich hier entsprechend berichten. ;)

Fazit: Ein inspirierend frischer, intensiver, durchsetzungsfreudiger, weicher, von Schönklang gezeichneter Univibe-Ton, den das JHS Unicorn V2 anbietet, und dies auf kleinstem Raum mit Tap Tempo-Möglichkeiten, die einzigartig sind! :thumbs:

Einzige Einschränkung: Bei höheren Geschwindigkeiten "chopt" es nicht brutal, sondern frönt auch dort der weich blubbernden Modulation; eben ganz Einhorn, und kein Feuer speiender Drache! :D

Wer so etwas sucht, wird hier zum günstigen Preis um die 240€ fündig, so dass ich ein gutes bis sehr gutes PLV attestieren mag.

Ich gebe mein Exemplar jedenfalls nicht mehr her; well done, Josh Scott! :pray01:

Zu guter Letzt vielen Dank an Detlev für den aus meiner Sicht lohnenswerten Tauschhandel; ich hoffe, Du bist mit Deiner Gerätschaft ebenso glücklich wie ich mit Deiner Ex. :prost:

Lieben Gruß,

Batz.

PS: Dieses Demo wird dem Pedal in meiner Wahrnehmung sehr gerecht:

"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Antworten