Ich liebe Ocatve Fuzzes; der Ton, der über den Hals-Pickup bei zugedrehtem Ton-Poti jenseits des 12. Bundes entsteht, hat für mich eine ungeheure Magie, erinnert mich irgendwie mehr an funky 70s Disco-Sounds als an Hendrix, obgleich er dank Roger Mayer ja mit dem ganzen Zinnober angefangen hat.
Und ich liebe optische Ordnung auf dem Effekt-Board; aus beiden Gründen fiel meine Wahl aufs Jimi Hendrix Systems Octave Fuzz, welches ich aus zweiter Hand erwarb - es wurde wohl von 1990-2006 produziert -, um es auf die Tauglichkeit für mein Brot- und Butter-Board zu testen.
Denn: Schwarz und im üblichen kleinen Hammond-Format musste es sein; da kamen dann nicht viele bezahlbare Angebote in Betracht.
(Bildquelle: Audiofanzine)
Als das Pedal aus der sogenannten „Jimi Hendrix System“ Serie – den Markennamen Dunlop oder MXR sucht mensch hier vergebens - dann bei mir eintraf, gab es erst einmal große Ernüchterung: Äh, ernsthaft 'n 3,5mm-Klinke-Stromanschluss...? - Ich finde, dass der Verkäufer dies hätte erwähnen oder fotografieren müssen; beides war leider nicht der Fall.
Zumal es spätere Exemplare mit normalem Hohlstecker-Anschluss gibt; echt ärgerlich!
Aber kein KO-Kriterium, denn ich habe hier sowohl ein passendes Netzteil als auch einen Adapter, um das Fuzz übers Board mit Strom versorgen zu können.
Der Form halber: Kleines, auffallend schweres Dunlop/MXR-Gehäuse rechts in, links out, Fußschalter, rote LED und zwei Potis für Volume und Fuzz; das war's!
Nun verhält es sich so, dass Octave Fuzzes zwar Gain-Möglichkeiten mit sich bringen, dies aber leider den Octave-Effekt verringert, so dass (nicht nur) ich diese Effekt-Gattung nicht als Stand Alone-, sondern Filter-Gerät verstehe, das vor eine Zerrung, klassischerweise den Amp, möchte.
Ergo gilt es hier, den perfekten Spagat aus genügend Sustain und dennoch ausreichendem Effekt zu finden; bei mir lautet diese Kompromisslösung Volumen auf 15h und Fuzz auf 9h.
Dann ertönt ein fieser, klirrender Fuzz, der aber satt mit bassigem Fundament unterfüttert ist, diesseits und besagter Synth-Ton-Effekt, der bisweilen an einen Ringmodulator erinnert, jenseits des 12. Bundes.
Und dieser fällt hier herrlich warm und im positiven Sinne topfig aus: Dave Hunter beschreibt dieses Octave Fuzz in seinem Buch „Guitar Effects Pedals“ als „thick, somewhat soft fuzz with good sustain-effect“, was meines Erachtens sehr zutreffend ist, wobei ich mir etwas mehr Sustain gewünscht hätte; dann wäre aber der herrlich-saubere oktavierte Solo-Ton in höheren Gefilden wieder korrumpiert.
Wer mehr Chaos und Dissens vom Gerät will, ist mit anderen Aggregaten besser bedient.
Die Nebengeräusche halten sich erfreulich zurück; erst ab ca. 16h-Stellung beider Potis setzt fröhliches Wasserfall-Rauschen ein, welches mir klar zu viel wäre, würde ich es so nutzen wollen, was aber nicht der Fall ist.
Ich schätze des Stromanschlusses halber, dass die Maschine eher aus dem 20. denn unserem Jahrhundert stammt; für somit mindestens 25 Jahre hat sich das Pedal wacker gehalten, was der sehr robusten Verarbeitung zuzuschreiben ist: Eben typisch Dunlop/MXR!
Fazit: Das weicheste, wärmste und klarste Octave-Fuzz, das ich bisher unterm Fuß hatte; wer dergleichen sucht, wird hier maximal fündig!
Soll es hingegen mehr Chaos, Reibung, Ring-Modulator und Biss sein, gibt es passendere Mitbewerber.
Das aktuelle MXR Octavio schlägt mit 169€ zu Buche; das dürfte wohl auch in etwa ein solches „Jimi Hendrix System“-Pedal von Anno Dunnemals – es gab in der Serie noch ein rotes Germanium-Fuzz sowie ein Wah, an die ich mich spontan erinnern kann - heute aufrufen, zumal die Teile nicht so häufig anzutreffen sind wie andere.
Lieben Gruß,
Batz.
Jimi Hendrix System Octave Fuzz
- Batz Benzer
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Jimi Hendrix System Octave Fuzz
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- George Martin
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