Oldman hat geschrieben:...Wenn der Klang durch die Endröhre nicht beinträchtigt werden soll, sondern durch die Beschaltung, wie erklärt sich dann der sich verändernde Klang einer "müden" Endröhre?...
Indem ihre Emission aufgrund von chemischen Vorgängen bzw. Veränderungen in der Kathodenschicht (meistens Bariumoxid) nachlässt. Einen Defekt vernachlässige ich jetzt mal. Durch die sinkende Emission (die genauen chemischen Vorgänge erspare ich mir jetzt mal. Du musst Dir das vorstellen, dass sich auf der Oberfläche der Kathode immer mehr Bereiche bilden, die "taub" werden, die keine Elektronen durch Erhitzung mehr abgeben können) verringert sich mehr und mehr der Elektronenstrom der Röhre.
Wenn Du nun zum Beispiel aufgrund ihrer Beschaltung an der Röhre eine feste negative Gittervorspannung anliegen hast, sowie eine festgelegte Anoden- (und Schirmgitterspannung), dann würde das bedeuten, dass die Röhre immer mehr beginnt, aufgrund ihres sinkenden Anodenstromes zu sperren, ihr Arbeitspunkt wandert auf der -Ug / Ia - Kennlinie nach links unten. Sie zieht immer weniger Strom.
Der am Steuergitter der Röhre anliegenden Signalspannung jedoch ist das wurscht, sie "sieht" ja keinen Arbeitspunkt der Röhre. Aber durch den gesunkenen Arbeitspunkt ändert sich nun grundlegend das Verstärkungsverhalten - im Worst Case zum Beispiel beginnt die Röhre zu verzerren, da sie die Amplituden der Eingangsspannung nicht mehr gleichmäßig verstärken kann (zum Beispiel dann, wenn die negative Eingangsamplitude nicht mehr verstärkt, sondern gekappt wird).
Und allein das schon hört man. Die Schaltungsumgebung wurde dimensioniert für eine Röhre, die lt. Datenblatt Werte liefert, wenn ihre Emission(sleistung) stimmt! Ändert sich die Emissionsleistung aufgrund von Alterung, so passt sich nicht die Schaltungsumgebung der Röhre derart an, dass sie quasi mit dem Altern der Kathode korrekt "mitläuft", so dass unsere Röhre weiterhin sauber arbeitet. Es entsteht ein undefinierter Zustand für die Röhre - durch die gealterte Röhre selbst.
(BTW: Jedes Röhrenprüfgerät arbeitet so, nämlich indem es sich auf eine vorgeschriebene chemische (!) Emissionsleistung verlässt. Diesem Wert werden die statischen, fest definierten Schaltungsparameter (der je nach Röhrentyp verschieden ist) quasi drumherum aufgedrückt. Und somit kannst anhand eines Zeigerausschlages messen, ob die Röhre noch tut oder nicht. Das ist das ganze Geheimnis.)
Und nun können wir gern weiter machen: Der immer geringere Betriebsgleichstrom, der durch die Röhre fließt, verändert das Verhalten des angeschlossenen Netzteiles. Es "saggt" nicht mehr durch, denn es wird ja nicht mehr belastet. An unsere Röhre ist aber nun ja der OT angeschlossen. Durch den fließt der Betriebsgleichstrom UND die verstärkte Anodenwechselspannung - die ja nun aber nicht mehr entweder in voller Höhe da ist oder aber bereits verzerrt geliefert wird; von der sich abzeichnenden Veränderung der Primäranpassung mal ganz zu schweigen...