Die Sache mit dem Stop Tail - hoch, mittig oder runter...?

[Batz Benzer]

Gemeinde, Bäcker, Igel, Nähmaschinen,

wir hatten uns ja bereits im Rahmen diverser Threads über die "richtige" Höhe des Stop Tail-Piece unterhalten, bzw. von unseren Vorlieben erzählt.

Ich wollte das hier konzentriert zum Nachschlagen und gezielten Darüber-Unterhalten in einen Extra-Thread packen und freue mich über rege Beteiligung.

Normalerweise stelle ich mir immer gleich alles, was ich kriege, auf meine Bedürfnisse ein. Nur... dann klingt es eben immer auch nach... äh, mir. Also: Meiner Klangvorstellung.

So ist es auch mit den Stop Tail: Mit vielen Jahren Erfahrung im Nacken stand für mich persönlich immer fest: Runter bis zum Anschlag mit dem Ding! - Denn: Es macht den Ton mittiger, dicker, fetter, hebt das Sustain bis zum möglichen Maximum und gewöhnt den Saiten das "Übermodulieren" bei festem Anschlag ab!

Das alles finde ich gut, es kommt meinem Spiel wunderbar entgegen.

Jetzt habe ich aber sowohl bei der P-90-Paula als auch bei der SG, beides Gibsons, mal nix gemacht, weil ich mir dachte: Du hast die Gitarren doch gekauft, weil sie Dir gut gefallen haben; dann ändere doch einfach mal nix!

Habe ich auch brav gemacht - bis ich vorgestern 'nen Rappel bekam und das Stop Tail der Paula wieder runtergedonnert habe. Dabei dürfen die Saiten auch gerne hinten auf der Tune-O-Matic aufliegen - warum auch nicht? - Und siehe: Mit einem Mal wurde aus dem dünneren, flirrenden Ton dieser feste, mittig-sirupige Pfundston, den ich so liebe! Geschätzte subjektive Verbesserung: 95%!

Und die Moral von der Geschicht: Es ist bestimmt gut, eigene Systeme hin und wieder zu überprüfen, aber hier war das mehr als flüssig, nämlich: überflüssig!

Ich bin wohl der klassische Viel-Andruck-und-gut-ist-Typ; die Saiten gar übers Stop Tail zu führen oder das Stop Tail oben zu lassen gibt für mich persönlich einfach keinen Sinn!

Wie ist das bei Euch, was erkennt Ihr als Vor- und Nachteil?

Lieben Gruß,

Batz.

[tommy]

Moin Batz,

eigentlich hast Du die Antwort schon selbst gegeben.

Erscheint mir eine Gitarre im Rahmen ihres Einsatzgebietes zu flirrig, schraube ich das STP runter und zwar richtig mit festangezogenen Studs.
Klingt sie zu brutal, drehe ich es höher, teilweise sogar mit dem Saitenverlauf oben drüber. Auch hier ist der von mir avisierte Einsatzzweck entscheidend.

Beispiel: Meine wunderbare Chevy Les Paul Custom soll brachial zu Werke gehen. Hier ist das STP ganz unten. Mit meiner Hamer P90 Special verbinde ich kreischenden, krachenden Rock'n Roll. Hier verlaufen die Saiten über die Obersaite. Ich könnte es auch genau umgekehrt handhaben, auch das klingt jeweils gut, dann passt es für mich aber irgendwie, bezogen auf die Bestimmung, nicht mehr richtig. Die Gitarren sind ja doch letzlich auf eine bestimmte Auslegung hin konstruiert und "sozialisiert".

Auf Zwischenstellungen verzichte ich. Das ist mir von der Bewertung her zu subtil. Das höre ich nicht.

Also alles wieder Geschmacksache. Von groben Ausnahmen mal abgesehen, gibt es hier m.E. kein gut oder schlecht.


P.S. Ich meine festgestellt zu haben, dass das Fixieren der Studs einigermaßen wichtig ist. Insofern würde ich das feste Einschrauben der Studs mit Saitenverlauf oben drüber dem normalen Saitenverlauf mit hochgedrehtem, "wackeligem" STP immer vorziehen.

Sieht darüber hinaus auch unwahrscheinlich wichtig aus!

[Wizard]

Ich bin wohl der klassische Viel-Andruck-und-gut-ist-Typ; die Saiten gar übers Stop Tail zu führen oder das Stop Tail oben zu lassen gibt für mich persönlich einfach keinen Sinn!

So halte ich es auch. Ziemlich weit runter damit, aber nicht zu extrem. Und Saiten um das Stop Tail herumwickeln mag ich gar nicht.

Früher hab ich nagelneue Gitarren gerne erstmal bei diversen Einstellungen so gelassen wie vom Werk oder gar Custom Shop eingestellt.
Heutzutage hinterfrage ich mir diese Einstellungen und mach es so wie es mir mein Gehör, Herz und Verstand sagt.

[kiroy]

Ha!
Zu diesem Thema habe ich auch was!
Ich vermute mal, mit "Stop Tail" meinst Du die Saitenhalterung hinten.

Bereits im März habe ich einen Thread eröffnet, von dem ich hoffte, hier würden genau solche Tipps gesammelt werden:

... Mir war der Sound meiner Les Paul (Ja, genau dieser) irgendwie nicht voll und rund genug. Sie klang mit dem Hals-PU etwas zu grell und mit dem Bridge-PU zu agressiv.
Als ich wegen des welligen Halses beim Gitarrenbauer war, fragte ich ihn auch danach, was man da machen könnte ... Er schaute sich die Gitarre an und sagte nur, "das hammer gleich". Er fing an, die Saitenhalterung nach oben zu schauben! Und nachdem die Halterung so ca. 1-1,5 cm von der Decke angehoben war, meinte er "jetzt spiel mal." Und siehe da, es klang schon eher so, wie ich es mir vorstellte. Er drehte das Ding noch ein bisschen rauf und endlich war da ein voller, runder Sound zu hören, am Hals fast schon ein bisschen jazzig. ...
Der Gitarrenbauer erklärte mir dann, dass das mit dem Winkel zusammenhängt, mit dem die Saiten von hinten über die Brücke laufen. Wenn dieser Winkel sehr steil ist, kann die Saite nicht so schwingen, wie wenn der Winkel flacher ist...

...Erscheint mir eine Gitarre im Rahmen ihres Einsatzgebietes zu flirrig, schraube ich das STP runter und zwar richtig mit festangezogenen Studs.
Klingt sie zu brutal, drehe ich es höher, teilweise sogar mit dem Saitenverlauf oben drüber. Auch hier ist der von mir avisierte Einsatzzweck entscheidend.

Beispiel: Meine wunderbare Chevy Les Paul Custom soll brachial zu Werke gehen. Hier ist das STP ganz unten. Mit meiner Hamer P90 Special verbinde ich kreischenden, krachenden Rock'n Roll. Hier verlaufen die Saiten über die Obersaite....

Tommy, also für mich klingt es gerade umgekehrt: Eine Gitarre mit ganz reingedrehter Saitenhalterung klingt wesentlich agressiver, giftiger, greller. Wenn man die Saitenhalterung rausdreht, wird der Sound voller, runder, weicher, fast schon jazzig. Habe ich Dich da missverstanden?

[Batz Benzer]

Nee, kroy, Tommy liegt zumindest mit meiner Wahnehmung da 100% auf einer Wellenlänge: Oben = flirrig, mehr Obertöne, Twangig. Unten = fetter, dicker, mehr Sustain.

Dergestelt hatte mich das seinerzeit schon extrem Wunder genommen, was der schraubende Kollege da erzählt hat...

Aber genau dafür ist der Thread ja da: Warten wir mal ab, wie andere das beschreiben und empfinden.

Lieben Gruß,

Batz.

[kiroy]

...Dergestelt hatte mich das seinerzeit schon extrem Wunder genommen, was der schraubende Kollege da erzählt hat...

Das hat er ja nicht nur so erzählt. Er hat nur dran rumgeschraubt und mich dann spielen/hören lasssen.
Und ich hab's gehört! Sogar ICH!

Wenn es so ist, wie Du und tommy das empfinden, würde ja eine Tele ohne "stringthrough" auch twangiger klingen, als eine "normale" Tele, bei der die Saiten durch den Body gehen. Oder habe ich da einen Denkfehler?

[tommy]

Roland, ich meinte das schon so, wie ich es geschrieben habe.

Allerdings kann es sein, dass die ein oder andere Gitarre bei ganz runtergeschraubtem Stoptail etwas "tot/leblos" klingt. Zuviel des Guten sozusagen. Verringert man jetzt durch Höherdrehen den Saitendruck auf die Böckchen (gleichzeitig verringert sich auch der Saitenverlaufs Winkel), kann das eventuell die Gitarre plötzlich zum Leben erwecken. Die Saite schwingt freier, harmoniert besser mit der Schwingungsaufnahme des Bodys. Du hast mehr Ton/Obertöne aber auch der Bassbereich wird offener zum Leben erweckt. D.h. die Gitarre klingt harmonischer, größer und auch wärmer. Das ist u.U. das, was Du als jazziger wahrnimmst.

Dieser Effekt tritt m. E. nicht in Erscheinung, wenn die Gitarre erstgenannte Defizite von vornerein gar nicht erst aufweist. Dann passiert einfach nur das, was Batz und ich eingangs geschrieben haben.

Ok, dass ist meine Sicht der Dinge und meine ganz persönliche Erfahrung und besitzt möglicherweise keine Allgemeingültigkeit. Zumindest könnte es eine Erklärung sein. Mit den persönlichen Empfindungen und Beurteilungen ist es ja immer so eine Sache.




P.S. Es gibt halt keine Allgemeingültigkeit sondern nur die Summe aller Faktoren. Mal klingt eine Toploader Tele twangiger, mal eine String Trough Body, selbst öfter erlebt. Eine mögliche Erklärung: Siehe oben.

[Batz Benzer]

Ich schließe mich an und eröffne mit Tommy eine Herrenboutique in Wuppertal.

[tommy]

Ich schließe mich an und eröffne mit Tommy eine Herrenboutique in Wuppertal.

Ich übernehme dann als langjähriger Spezialist die Abteilung Haute Couture für den "gut sichtbaren Herren"!

[kiroy]

Ich übernehme dann als langjähriger Spezialist die Abteilung Haute Couture für den "gut sichtbaren Herren"!

Aaah! Endlich ein Laden für mich!
Wann kann ich zum shoppen kommen?

Guido Maria Kiroy