E-Gitarren Optimierung meiner 92er Les Paul Custom Teil 3: Über diese Brücken musst du gehen...
Kommen wir zum dritten Teil meines kleinen Berichts über das Optimieren einer 92er Les Paul Custom.
Nach dem Einbau des "56-60 Wirings von Crazyparts, das, wie gesagt, vor allem die Klang- und Lautstärkeregelmöglichkeiten und auch etwas die Dynamik meiner Paula verbesserte, aber in Sachen "transparenter Höhen" noch nicht der "Grand Cru" war, suchte ich nach weiteren Möglichkeiten etwas mehr Glanz und Durchsichtigkeit in die Hochmitten und Höhen meiner Custom zu bekommen. Ich hatte in einigen Artikeln im Netz etwas von "Faber-Parts" gelesen und mich dann an die Recherche gemacht.
Die ursprünglich amerikanische Firma Faber wird hier in Deutschland durch Gottfried Schmid vertreten, der im Übrigen auch astreine Gitarren und Pickups baut und die Faber-Gitarrenparts auch selbst aged. Als erstes bestellte ich mir bei Gottfried eine Brücke aus vernickeltem Messing-Alu und dazu noch ein Alu Tailpiece (noch nicht in vergoldet, so wie ihr es auf den Beispiel-Bildern seht, das war erst später). Ich hatte für dieses Experiment erst einmal meine Flying V auserkoren, die wie ich fand, ebenfalls noch klanglich optimiert gehörte. Außerdem wartete auch noch meine gute alte SG 61 reissue darauf, in dieser Richtung aufgehübscht zu werden.
Man hat bei Faber die Möglichkeit, alle Teile einzeln zu bestellen. Sprich also:
die Buchsen und Halterungen für die Brücke,
http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... 2_29_10_61
die Brücke selbst:
http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... olzen.html
die Buchsen und Schrauben für das TP aus Alu (das sogenannte Tone Lock Kit) selbst:
http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... -Kits.html
und das Tailpiece:
http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... ath=2_29_7
Bei Gibson Gitarren, zumindest bei den klassischen die ich habe, ist übrigens jeweils die Nashville Ausführung für Brücke und TP vonnöten.
Kommen wir zuerst zum Ein- bzw. Ausbau. Der geht wie folgt:
Nach dem Entfernen der Saiten, zieht man als erstes vorsichtig die Buchsen für die Brücke aus dem Gitarrenkörper.
Dazu kann man normalerweise einfach die alten Haltepfosten etwas herausdrehen und anschließend dran ziehen.
Dieses sollte man allerdings mit der gebotenen Vorsicht und Ruhe machen und, wenn sie allzu fest sitzen, es lieber lassen. Das wichtige Teil ist die Brücke selbst und man kann bei Faber Geld sparen, wenn man nur die Brücke in der Einfachausführung bestellt (auch wenn Faber seinen Buchsen noch geheimnisvolle Klangverbesserungen zuschreibt, die sich aber in der Realität in engeren Grenzen halten).
Ich hatte sogar die noch teurere Brückenvariante bestellt, die mit zwei Schrauben gegen das Abfallen fixiert werden kann (aber nicht muss). Im Nachhinein sollte man sich überlegen, ob man das wirklich braucht. Denn die Brücke kann, wenn sie nicht starr fixiert ist, einfach noch etwas besser eigenschwingen, was sich m.E. sehr positiv auf den Sound auswirkt. Außerdem benötigt man zum Festdrehen der Brückenschrauben ein kleines Spezialwerkzeug. Das liefert Gottfried zwar mit, aber es verbummelt sich auch sehr leicht, wenn man, wie ich zur zeitweisen Schludrigkeit neigt
. Aber, wie gesagt, man muss ja die Feststellschrauben nicht montieren, bzw. festdrehen.
Weil ich nun schon mal die Saiten ab hatte, ersetzte ich gleich auch das alte Tailpiece gegen das von Faber aus Alu. Die Tailpiece-Buchsen lassen sich im Allgemeinen nicht ganz so leicht durch Ziehen entfernen. ( Das gilt für ziemlich alle Gitarren, die ich kenne) Hier sorgt allerdings die Firma Rockinger mit einem kleinen, genialen und völlig überteuerten Tool
für die Lösung:
Mit Hilfe eines Inbusschlüssel und einer langen Madenschraube (heißt die eigentlich so??) für Zoll- oder metrische Gewinde, je nachdem (ich brauchte Zoll) ist es kein Problem mehr. Auf diese Weise lassen sich die Buchsen spielend leicht entfernen, man sollte nur darauf achten die Oberseiten der Buchsen so gut wie möglich vom Lack zu befreien, damit es beim Herausdrehen keine größerflächigen Lackabplatzer des Decklacks der Gitarre gibt. Dass man außerdem die Oberfläche seines wertvollen Stücks mindestens diesem Bereich mit einem weichen Tuch und mit einer guten Unterlage vor Kratzern schützen sollte, muss ich, glaube ich, nicht extra betonen. Einen rückschlagfreien Gummihammer zum Wiederhineinklopfen der neuen Buchsen solle man auch parat haben.
Im Prinzip ist aber auch das Entfernen der Tailpiece-Buchsen gar nicht notwendig, weil die Faber Alu-Tailpiece-Schrauben gut in die Gewinde der vorhandenen Buchsen passen. Auch bei den Tailpiece-Schrauben hat man wieder zwei Möglichkeiten. Welche, die das TP fixieren (Lock) und die anderen, die ja von der Form her bei Gibson auch serienmäßig sind und bei denen das Stop-Tailpiece dann abfällt, wenn man die Saiten abmacht. Im Prinzip kann man sogar die alten original TP-Halterungsschrauben verwenden, wenn man nicht das letzte Tüpfelchen „Zoing und Boing“
aus der Gitarre herauskitzeln will.
Die Gewichtsunterschiede zwischen dem Alu Tailpiece (28g) und dem normalen Tailpiece (90g) sind übrigens eklatant.
Die klangliche Verbesserung bei der Flying V durch die Alu/Messing Brücke und das neue Tailpiece ist das ebenfalls.
Wie schon in einem anderen Thread von mir ansatzweise geschildert fühlte es sich an, als ob jemand den „Dumpf und Mumpfschleier“ von den Pickups gezogen hatte. Der Ton meiner "fliegenden Festung" blieb nach dem Anschlag offen, ohne einzubrechen. Eins stand fest, ich war ziemlich angefixt, denn diese Kombination passte zumindest zur Flying V ganz hervorragend, weil auch der gewollt etwas "hohle" Grundsound der Gitarre, bedingt durch deren Korpusform voll erhalten blieb.
Was anderes war nun auch klar: auch die anderen Gitarren und insbesondere die Les Paul, um die es hier ja hauptsächlich ging, sollte diese positive Veränderung erfahren. Allerdings hatte ich zwischenzeitlich Kontakt mit Martin, hier aus dem Forum, der mich darauf hinwies, dass es mit ABM ebenfalls einen Hersteller gab, der zudem aus Deutschland, genauer gesagt, aus Berlin kommt und vom Material her einen etwas anderen Weg geht. Die Firma ABM hat mal als Hersteller von Blasinstrumenten angefangen und sich dann die Eigenschaften von Glockenmessing für die Veredlung elektrischer Gitarren zu Nutze gemacht. Ihr findet sie hier:
http://www.abm-guitarpartsshop.com/
Bestärkt durch einen hervorragenden Test in der Zeitschrift in "Gitarre und Bass" (den man sich, wenn man sich eingeloggt hat, von der Thomann Seite laden kann), bestellte ich mir also noch eine ABM-Glockenmessingbrücke, um diese mit der Faber Brücke vergleichen zu können (für meine Paula und den Wahn des zu erzielenden Traumsounds war mir offenbar einfach nix zu aufwendig
). Die ABM-Brücke ist deutlich massiver und damit optisch näher dran an der Original Nashville als die Faber und um einiges teurer. Allerdings muss man berücksichtigen, dass hier alle Buchsen und Schrauben gleich mit geliefert werden, so dass es sich im Endeffekt nicht soviel nimmt.
http://www.abm-guitarpartsshop.com/Tune ... 7_100.html
Diese ABM-Brücke baute ich, zusammen mit einem Faber Alu Tailpiece, testweise mal gleich in meine Paula ein. Und siehe, plötzlich war alles im Übermaß da: Die gute Klang- und Lautstärkeregelung und die Grund-Dynamik vom neuen alten 50er Wiring kam plötzlich erst jetzt so richtig zur Geltung. Endlich war auch die so lange vermisste Durchsichtigkeit in den hohen Saiten hörbar. Die Les Paul wirkten deutlich transparenter und dynamischer, ob Crunch oder Clean. Das Ansprechen war ein Traum.
Der direkte Vergleich zwischen Faber und ABM in allen Gitarren die dafür in Frage kamen, brachte im Übrigen die weitere Überraschung, dass es eben von den jeweiligen Gitarren und deren Grundsound abhängt, welche Brücken und Tailpiece Kombination man wählt. Die Les Paul war beispielweise mit der Faber Brücke zwar gut, klang aber mit der ABM einfach noch um einiges edler (bei der SG war's komischerweise genau umgekehrt. Hier "gewann" Faber).
Ohne Euch nun mit weiteren Einzelheiten meiner stundenlangen Umbauten und "Hinundhertauscherei" weiter langweilen zu wollen: nach vielen Versuchen, die zum Teil bis Anfang dieses Jahres andauerten, waren bei mir folgende Tailpiece- und Brückenvarianten Varianten klanglich am eindrucksvollsten und so blieb es auch bis heute:
Les Paul 92 Custom: ABM Glockenmessingbrücke (2504g) und ABM Glockenmessing Tailpiece (!)
2015 Flying V (Limited Run for Japan Market): Faber Brücke und Faber Alu Tailpiece
2010 Gibson SG 61er Reissue: Faber Brücke und Faber Tailpiece
2015 Epiphone Casino Coupe: ABM Glockenmessingbrucke (2504n). Wirklich empfehlenswert, Martin, du würdest sie noch mehr lieben!!!!
Ich war happy, aber auch etwas erschöpft
, die Sheptones konnten also kommen...
Grüße
Sven
"Singe, wem Gesang gegeben, wer's nicht kann, soll einen heben"... Heinz Erhardt