Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Selbst ist der Gitarrist: Reparieren, Pimpen, Customizen, Eigenbauten
Benutzeravatar
Diet
Beiträge: 7365
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 21:32
Kontaktdaten:

Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Diet » Freitag 31. Oktober 2014, 20:17

Hi,

ein älterer Bericht aus meiner website, der gut hier hin passt, finde ich. Mit dem "damals" gemachten bin ich immer noch sehr zufrieden.
Anders ist heute nur, dass in meinem SFDR wieder 6V6 Endröhren werkeln.
Vielleicht ist es interessant für den einen oder anderen:

Der 22 Watt Fender Deluxe Reverb Amp fängt relativ früh an zu verzerren, wenn man den Volume Regler aufdreht. Das ist sicher neben dem sehr schönen cleanen Sound auch ein Grund, warum dieser Verstärker so beliebt ist. Ich spiele meinen Silverface Deluxe Reverb aber hauptsächlich clean und hätte schon lange gerne mehr cleane Reserven. Darum geht es in diesem Bericht. Für Leute, die Fans des Zerrsounds des kleinen Fender Klassiker sind, ist dieser Bericht also eher nicht interessant.

Ich spiele meinen Deluxe Reverb schon lange problemlos mit 6L6 Endstufenröhren, was meiner Meinung nach besser und größer klingt und auch etwas mehr cleanen Spielraum bringt. Ich möchte aber noch mehr cleanen Spielraum. Natürlich wäre jetzt das Argument angebracht, dann kauf doch einen größeren wattstärkeren Fenderamp. Dann habe ich aber auch einen schwereren und größeren Amp. Und gerade die "Transportabilität" des kleinen Deluxe hat es mir angetan und die möchte ich nicht missen.

In der Ausgabe 8/2010 der Zeitschrift Gitarre&Bass fand ich dann einen Artikel von Udo Pipper, der genau dieses Thema behandelt. Er beschrieb dort die erhöhte Stabilität und die größeren Cleanreserven durch den Einbau eines größeren Ausgangsübertragers. Das kam mir wie gerufen und ich habe dann genau das gemacht.

Der neue Ausgangsübertrager ist von Mercury Magnetics und für den Fender Tweed Pro gedacht. Die Bezeichnung ist ToneClone FTPRO-O. Er ist etwas größer als der normale Deluxe Reverb Trafo und passt gerade so eben in das Combogehäuse, ein etwas größerer würde gegen den Speaker stoßen. Der Übertrager hat 8 Ohm und steigert die Ausgangleistung des 22 Watt Deluxe Reverb auf ca. 28 Watt. Da nicht viel Platz im Chassis des Verstärkers ist, ist das Einlöten der 5 Kabel eine etwas fummelige Sache, aber es geht. Diese Beschreibung gilt für meinen noch point to point verdrahteten Silverface Verstärker von 1978! Wie diese Arbeit im neueren Platinen-bestückten Deluxe Reverb Reissue von der Hand geht, kann ich nicht beurteilen.

Abgesehen davon möchte ich hier darauf hinweisen, dass man den Einbau nur vornehmen sollte, wenn man genau weiß, was man tut. Das Innenleben von Röhrenamps ist eine sehr gefährliche Gegend. Deshalb gibt es hier auch keine genauere Einbauanleitung oder so, sondern nur den folgenden Hinweis: Die Bohrlöcher für die beiden Schrauben, die den Trafo halten liegen beim größeren Mercury Trafo etwas weiter auseinander. Man benutzt also am besten eins der alten Bohrlöcher und muss dann ein neues Bohren. Dabei muss man drauf achten, dass man das zum Lautsprecher liegende alte Bohrloch benutzt und in Richtung Backplate ein neues setzt, sonst passt das Chassis nicht mehr in das Combogehäuse, weil sich Speaker und Trafo ins Gehege kommen.

Das Resultat des Einbaus:
In Sachen Klang hat sich in meinen Ohren eigentlich nichts bemerkenswertes geändert. Für mich klingt mein Amp (zum Glück) genauso gut wie vorher. Eine Klangänderung wollte ich auch nicht erreichen, er sollte nur mehr Clean-Reserven haben und genau das ist auch eingetreten! Und zwar trotz der nur etwas mehr Watt gar nicht mal knapp. Der Amp hat jetzt deutlich spürbar mehr Druck und fängt deutlich später an zu verzerren. Insbesondere im Bass ist der Klang jetzt viel definierter und druckvoller. Voll aufgedreht zerrt er weniger als vorher. Er ist dann subjektiv lauter und komprimiert weniger. Ich würde sagen, das, was er an cleanen Reserven zugelegt hat, hat er an Zerrreserven abgelegt. Wer also seinen Deluxe Reverb in erster Linie ohne Zerr-Pedale zerren lassen will, für den ist dieser Umbau die falsche Adresse.

Der Amp klingt genauso wie vorher, hat aber deutlich mehr Reserven und Bums! Für mich war der Einbau ein Volltreffer.
Wer also seinen Deluxe Reverb etwas cleaner und stabiler haben will, dem kann ich den Tipp von Udo Pipper absolut empfehlen.

Gruß Diet

Ferdi

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Ferdi » Samstag 1. November 2014, 18:23

Trafos sind in ihrem Einfluss in der Tat nicht zu unterschätzen.

Mein Ferditone (der 1x15 Einkanaler, den ESPedro mir irgendwann abgeschwatzt hat) litt ursprünglich ebenfalls unter zu geringem cleanen Headroom.
Mein damaliger Ampschrauber hat sich das beguckt und ihm einen neuen Netztrafo verordnet. Der ist seitdem drin und hatte auch den gewünschten Effekt.

Guitarthunder
Beiträge: 271
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 23:09
Wohnort: 68519 Viernheim

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Guitarthunder » Samstag 1. November 2014, 18:47

Hi
je nachdem was für eine V1 verwendet wird kann man hier auch noch Einfluß auf den Cleansound nehmen. Statt einer ECC83 eine 82 oder 81.Da gibt es ein paar Pin-kompatible.Das kostet erstmal weniger. Ein AÜ von Mercury Magnetics kostet ja schon ein paar Scheine.
Gruß Michael

espedro

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von espedro » Montag 3. November 2014, 11:09

Ferdi hat geschrieben:Trafos sind in ihrem Einfluss in der Tat nicht zu unterschätzen.

Mein Ferditone (der 1x15 Einkanaler, den ESPedro mir irgendwann abgeschwatzt hat) litt ursprünglich ebenfalls unter zu geringem cleanen Headroom.
Einspruch, euer Ehren!!!!!!!!!!!
Ich hab dir den nicht abgeschwatzt, du hast mir den aufgedrängt! :D
Ich musste den innerhalb einer Stunde abholen, damit du wieder Platz für Neues hattest.
So rum rollt die Murmel :mrgreen:
(ich bin aber trotzdem ganz froh darüber, der ist ja nur noch im Einsatz, Atze und Co. fristen nur noch ein Wohnzimmerdasein)

Benutzeravatar
Diet
Beiträge: 7365
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 21:32
Kontaktdaten:

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Diet » Montag 3. November 2014, 15:19

Guitarthunder hat geschrieben:Hi
je nachdem was für eine V1 verwendet wird kann man hier auch noch Einfluß auf den Cleansound nehmen. Statt einer ECC83 eine 82 oder 81.Da gibt es ein paar Pin-kompatible.Das kostet erstmal weniger. Ein AÜ von Mercury Magnetics kostet ja schon ein paar Scheine.
Gruß Michael
Hi,

ja, aber dadurch erhält der Amp nicht mehr Druck.
Das ist ja sozusagen die umgekehrte Herangehensweise.

Gruß Diet

Duke

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Duke » Montag 3. November 2014, 20:06

Hi Diet,

was bei mir so aus dem 15-Watter mit Mercury-Trafos etc. rauskommt ist gewaltig.

Gemeinsam mit einem Wirkungsgrad-starkem Speaker (G12H30 Anniversary) bin ich mit Band noch nie über einen halb aufgedrehten Master (Scaling) hinausgekommen.

Ist dann schon tierisch laut, durchsetzungsstark und aufgeräumt klingt der kleine eh.

Mann kann halt gute Dinge noch besser machen. Schön, wenn das so funktioniert hat, wie du dir das vorgestellt hast.

LG
Uwe

Benutzeravatar
Magman
Beiträge: 17686
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:17
Kontaktdaten:

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Magman » Montag 3. November 2014, 23:51

Duke hat geschrieben:?..was bei mir so aus dem 15-Watter mit Mercury-Trafos etc. rauskommt ist gewaltig.

Gemeinsam mit einem Wirkungsgrad-starkem Speaker (G12H30 Anniversary) bin ich mit Band noch nie über einen halb aufgedrehten Master (Scaling) hinausgekommen.
LG
Uwe
Hi Uwe,

ein richtig guter Trafo wie zB ein Mercury macht die halbe Miete an einem Tubeamp aus und ist verantwortlich für den Headroom. So können auch 15 Watt richtig fett drücken. Das können sich viele gar nicht vorstellen wenn man sie nicht davon überzeugt.
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

Ferdi

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Ferdi » Donnerstag 6. November 2014, 18:25

Duke hat geschrieben:Wirkungsgrad-starkem Speaker
100%.

Ich habe aus diesem Grunde in erster Linie verschiedene Boxen in Betrieb. Für leise und zu Hause eine 1x12 mit Celestion G12C (sehr leise bei sehr gutem Sound - ein super Speaker), eine vertikale 2x12 mit G12H (unten) und G12M (oben) und eine geschlossene großvolumige ebenfalls vertikale 2x12 mit zwei G12H.

Meine 18-Watter sind an einer Box mit G12H ebenso laut wie der JTM45 an G12C.
Deutlich lauter als der G12H Anni- sehr guter Speaker übrigens - ist meines Wissens nur der Emi Wizard.
Hast du den noch, Uwe?

Duke

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Duke » Donnerstag 6. November 2014, 21:27

Ferdi hat geschrieben:
Duke hat geschrieben:Wirkungsgrad-starkem Speaker
...
Deutlich lauter als der G12H Anni- sehr guter Speaker übrigens - ist meines Wissens nur der Emi Wizard.
Hast du den noch, Uwe?
Neeh, fahre gerade zu 100% Sortenrein. ;)

Kann gar nicht sagen, ob der lauter war. Man musste den Wizzard auf jeden Fall nie laut machen, damit er sich durchgesetzt hat.
Alleine klang er im Vergleich mit anderen Speakern auch nie besser, in der Band war das anders. Immer sehr cool.

Aber, bin irgendwie beim Anni hängengeblieben, bleibt erstmal so. Wobei der Jensen Backbird auch sehr geil war/ist...

Ferdi

Re: Dem Deluxe Reverb mehr cleanen headroom verpassen:

Beitrag von Ferdi » Freitag 21. November 2014, 20:56

Ich setze in die große closed back 2x12 für den JTM testweise unten einen Wizard rein, früher war mir der zu laut, aber heute fahre ich die Amps cleaner (Volume 9 Uhr reicht mir an Breakup) und der Pegal soll ja nicht unnötig absinken, nicht wahr.
Am 18W habe ich drei Boxen zur Auswahl - siehe oben - und für die lauteren Gigs war es mit der G12H/G12M-Box manchmal etwas knapp, daher probiere ich in einer 2x12 jetzt G12H/V30 (alt und eingespielt). Das Dr Z Best Cab hat ja auch diesen Bestückung, kann nicht schaden, das mal zu probieren.

... und der Zusammenhang mit dem, THEMA besteht darin, dass ein gefühlt doppelt so lauter Speaker den gefühlten Headroom eines jeden Amps verdoppelt. Doppelte Lauststärke = nur halb soweit aufdrehen müssen = weniger Verzerrung bei gleicher Lautstärke = mehr Headroom.

Insgesamt wundere ich mich nach wie vor sehr, wie wenig über Speaker gesprochen wird, wo sie bestimmt die Hälfte des Gesamtsounds ausmachen und die Lautstärke wesentlich bestimmen. Da geht es um Trafos und Modifikationen und Booster und Leistungsfresser, obwohl ein anderer Speaker für nicht mal 100€ womöglich den gewünschten Effekt (leiser / lauter / anderer Klang) hätte.

Antworten