Die Abenteuer des Prof. Dr. Stringovicz Gretschkowski, Teil 1: Über wieviel Brücken musst du gehen...?
Verfasst: Freitag 10. Januar 2020, 16:11
Liebe Freunde der Wissenschaft,
mein Name ist Prof. Dr. Stringovicz Gretschkowski von der G-Major-Universität in Twangsville; der von mir zu erforschende Bereich ist die nach mir benannte Gretschologie.
Ich widme mich heute der Frage, welche Brücke welche klangliche Auswirkung auf das Instrument hat.
Die Probanten:
- Gretsch Adjustomatic
- Gretsch Aluminium-Brücke
- Gretsch Rocking Bar Bridge
- Gretsch Space Control Bridge
Die Gitarren:
- Gretsch 5124
- Gretsch 5127
- Gretsch 5420
- Gretsch 5422
Im Vergleich zur ordinären Gretsch Adjustomatic-Bridge, die in ihrer neuesten Inkarnation auf den modernen Electromatics bisweilen zum Rappeln neigt, klingen die anderen Bridges wie folgt:
Aluminium-Brücke: Diese findet sich serienmäßig auf urrrralten USA-Gretsches und auch wieder auf der frühen 522X-Serie mit den DeArmond-Pickups; diese dünnt den Bass- und Tiefmitten-Bereich heftigst auf uns bringt viiieeel Zzzzzinnng! in den Ton. Der Anschlag-Attack ist staubtrocken, knüppelhart, metallisch und somit typisch Alu; wie Mäggy weiter unten schreibt "nasal". Für Mulm- und Nuschel-Kübel sicher ein gutes Heilmittel; das Sustain nimmt jedoch merklich ab. Bestimmt klasse für Jazz-Gitarristen; quasi eine "Holz-Brücke mit Twang".
Space Control Bridge: Auch diese dünnt schwerst aus. Oder besser gesagt: Es höhlt den gesamten Ton aus, was auf Solid Bodies bestimmt zum klassischen Gretsch-Ton führt, auf Hollows aber dann doch schnell zu viel des Guten sein kann, wenn diese nicht Sustain und Masse mitbringen. Weniger nasal, rotzfrech und trocken als das Alu-Pendant, verzeihender, aber ähnlich "entsaftend", entschleunigend. Die Space Control Bridge hat übrigens die beste Saitentennung.
Rocking Bar Bridge: Dieses Aggregat macht nun das totale Gegenteil im Vergleich mit den bereits genannten beiden Probantinnen; es addiert Sustain und nimmt Schärfe aus dem Klangbild! - Überdies macht es die Mitten "crisp"; vielleicht kein streng wissentschaftlicher Terminus, aber anders lässt sich "nasal-hölzerne (im Gegensatz zu metallischer) Perkussivität" zur schwer in normale Worte kleiden. Die Gitarre tönt sowohl perliger als auch kompakter und macht, stark vereinfacht gesprochen, aus einer Electromatic klanglich eine Japanerin! - Ihr Nachteil kann der Biegewinkel der Brücke sein, da sie eher Vintage-Rundungen hat und damit nicht so flach wie die anderen Bewerber ausfällt: Dann können die äußeren Saiten zu wenig Andruck haben und silbrig bis wölfisch klingen, bzw. D- wie G-Saite seeehr hoch liegen.
Setze ich das in Relation zur Adjustomatic, so unterstützt diese klar das Sustain wie den Bass-, bzw. unteren Mittenbereich, ist quasi "anti-nasal", HiFi. Die Töne neigen hier viel mehr zum Schmatzen und Federn als bei den anderen Aggregaten; gleichzeitig verwischen sie aber auch großzügiger ineinander, artikulieren nicht so auffallend-präzise. Ganz klar: Dies ist die "gnädigste" Brücke, die auch Gitarrenanfänger viel mehr trägt! - Macht in der Tendenz aus einem "S" ein cremiges "Sch", wenn Ihr versteht, wie ich das meine.
In meiner beruflichen Praxis habe ich mich auf der 5420 für die Rocking Bar Bridge entschieden; die anderen behalten, bzw. bekommen (5124 statt Alu) - zumindest erst einmal - Adjustomatics. Die Space Control Bridge habe ich aufgrund mangelnden Einsatzgebiets verworfen, die Alu-Bridge behalte ich mir für entsprechende Fälle erst einmal vor; z.B. um Filtertrons mehr Kante zu spendieren. Mit DeArmonds war es auf der 5124 etwas zu viel der nackten Nase; zu hart.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass man keinem dieser Bauteile einen schlechten Ton per se attestieren kann und/oder sollte: Es sind allesamt Angebote, die in der jeweils passenden Umgebung Gutes bewirken können!
Dies sind meine bisherigen Erfahrungen unter strengsten Labor-Bedingungen. Ich würde mich freuen, diese Erkenntnisse mit geschätzen Kollegen teilen und diskutieren zu dürfen.
Es verbleibt mit freundlichem Gruße Ihr
Prof. Dr. S. Gretschkowski.
mein Name ist Prof. Dr. Stringovicz Gretschkowski von der G-Major-Universität in Twangsville; der von mir zu erforschende Bereich ist die nach mir benannte Gretschologie.
Ich widme mich heute der Frage, welche Brücke welche klangliche Auswirkung auf das Instrument hat.
Die Probanten:
- Gretsch Adjustomatic
- Gretsch Aluminium-Brücke
- Gretsch Rocking Bar Bridge
- Gretsch Space Control Bridge
Die Gitarren:
- Gretsch 5124
- Gretsch 5127
- Gretsch 5420
- Gretsch 5422
Im Vergleich zur ordinären Gretsch Adjustomatic-Bridge, die in ihrer neuesten Inkarnation auf den modernen Electromatics bisweilen zum Rappeln neigt, klingen die anderen Bridges wie folgt:
Aluminium-Brücke: Diese findet sich serienmäßig auf urrrralten USA-Gretsches und auch wieder auf der frühen 522X-Serie mit den DeArmond-Pickups; diese dünnt den Bass- und Tiefmitten-Bereich heftigst auf uns bringt viiieeel Zzzzzinnng! in den Ton. Der Anschlag-Attack ist staubtrocken, knüppelhart, metallisch und somit typisch Alu; wie Mäggy weiter unten schreibt "nasal". Für Mulm- und Nuschel-Kübel sicher ein gutes Heilmittel; das Sustain nimmt jedoch merklich ab. Bestimmt klasse für Jazz-Gitarristen; quasi eine "Holz-Brücke mit Twang".
Space Control Bridge: Auch diese dünnt schwerst aus. Oder besser gesagt: Es höhlt den gesamten Ton aus, was auf Solid Bodies bestimmt zum klassischen Gretsch-Ton führt, auf Hollows aber dann doch schnell zu viel des Guten sein kann, wenn diese nicht Sustain und Masse mitbringen. Weniger nasal, rotzfrech und trocken als das Alu-Pendant, verzeihender, aber ähnlich "entsaftend", entschleunigend. Die Space Control Bridge hat übrigens die beste Saitentennung.
Rocking Bar Bridge: Dieses Aggregat macht nun das totale Gegenteil im Vergleich mit den bereits genannten beiden Probantinnen; es addiert Sustain und nimmt Schärfe aus dem Klangbild! - Überdies macht es die Mitten "crisp"; vielleicht kein streng wissentschaftlicher Terminus, aber anders lässt sich "nasal-hölzerne (im Gegensatz zu metallischer) Perkussivität" zur schwer in normale Worte kleiden. Die Gitarre tönt sowohl perliger als auch kompakter und macht, stark vereinfacht gesprochen, aus einer Electromatic klanglich eine Japanerin! - Ihr Nachteil kann der Biegewinkel der Brücke sein, da sie eher Vintage-Rundungen hat und damit nicht so flach wie die anderen Bewerber ausfällt: Dann können die äußeren Saiten zu wenig Andruck haben und silbrig bis wölfisch klingen, bzw. D- wie G-Saite seeehr hoch liegen.
Setze ich das in Relation zur Adjustomatic, so unterstützt diese klar das Sustain wie den Bass-, bzw. unteren Mittenbereich, ist quasi "anti-nasal", HiFi. Die Töne neigen hier viel mehr zum Schmatzen und Federn als bei den anderen Aggregaten; gleichzeitig verwischen sie aber auch großzügiger ineinander, artikulieren nicht so auffallend-präzise. Ganz klar: Dies ist die "gnädigste" Brücke, die auch Gitarrenanfänger viel mehr trägt! - Macht in der Tendenz aus einem "S" ein cremiges "Sch", wenn Ihr versteht, wie ich das meine.
In meiner beruflichen Praxis habe ich mich auf der 5420 für die Rocking Bar Bridge entschieden; die anderen behalten, bzw. bekommen (5124 statt Alu) - zumindest erst einmal - Adjustomatics. Die Space Control Bridge habe ich aufgrund mangelnden Einsatzgebiets verworfen, die Alu-Bridge behalte ich mir für entsprechende Fälle erst einmal vor; z.B. um Filtertrons mehr Kante zu spendieren. Mit DeArmonds war es auf der 5124 etwas zu viel der nackten Nase; zu hart.
Ich bin jedoch der Ansicht, dass man keinem dieser Bauteile einen schlechten Ton per se attestieren kann und/oder sollte: Es sind allesamt Angebote, die in der jeweils passenden Umgebung Gutes bewirken können!
Dies sind meine bisherigen Erfahrungen unter strengsten Labor-Bedingungen. Ich würde mich freuen, diese Erkenntnisse mit geschätzen Kollegen teilen und diskutieren zu dürfen.
Es verbleibt mit freundlichem Gruße Ihr
Prof. Dr. S. Gretschkowski.