Halskrümmung einstellen

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kiroy

Halskrümmung einstellen

Beitrag von kiroy » Sonntag 15. Februar 2015, 21:27

Hallo, Ihr Fachleute!

Bei meiner Les Paul ist mir aufgefallen, dass die Saiten plötzlich stark schnarren, wenn ich höher als im 5. Bund spiele. Da der Hals eigentlich bolzgerade aussieht, dachte ich, ich könnte mal die Halskrümmung etwas ändern, also den Hals etwas mehr einen Bogen machen lassen. Vielleicht ist der Hals ja zu sehr gerade. Nach einem Buch über E-Gitarren müsste man den Halsstab gegen den Uhrzeigersinn drehen, wenn man die Halskrümmung verstärken will.
Stimmt das?
Immer?
Und von welcher Seite muss man schauen, dass man richtig rum dreht?
Von oben, also von Hals in Richtung Korpus? Oder vom Korpus in Richtung Hals/Headstock?

Also wenn ich von oben, also vom Hals aus in Richtung Korpus schaue und den Halsstab nach links (gegen den Uhrzeigersinn) drehe, ist die Mutter sofort ganz locker und lässt sich mit den Fingern bewegen. Da kann man also wohl nichts mehr verändern. In die andere Richtung (von oben im Uhrzeigersinn) habe ich mich jetzt nicht getraut, zu drehen, nicht dass dann noch etwas bricht. :kopf_kratz01:

Ich habe vermutet, dass man den Halsstab lockert und dadurch die Krümmung zunimmt (die Saiten ziehen ja auch am Hals). Nachdem der Stab aber schon ganz locker ist, wäre es ja auch denkbar, dass durch Festziehen der Mutter, der Hals unter Spannung gerät und sich nach vorne biegt. Oder ist das falsch?

Wer kann mir sagen, wie man den Hals einer Gibson Les Paul Studio einstellt?

Vielen Dank mal wieder.

Guitarthunder
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von Guitarthunder » Sonntag 15. Februar 2015, 22:19

Hi Roland
Wenn du die Halsmutter anziehst (Rechtsgewinde) geht der Hals zurück. Du machst damit die Vorspannung. Wenn die Mutter gelöst ist wird der Hals durch den Saitenzug nach vorn gezogen. Wenn du vom Headstock auf die Mutter blickst musst du im Uhrzeigersinn den Hals spannen.

Gruß Michael

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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von Wizard » Sonntag 15. Februar 2015, 22:35

Bevor du die Halskrümmung veränderst, würde ich erst mal die Bridge höher drehen. Wenn's nicht hilft dann ran an die Halskrümmung.
Gruß Peter

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Magman
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von Magman » Sonntag 15. Februar 2015, 22:50

Guitarthunder hat geschrieben:Hi Roland
Wenn du die Halsmutter anziehst (Rechtsgewinde) geht der Hals zurück. Du machst damit die Vorspannung. Wenn die Mutter gelöst ist wird der Hals durch den Saitenzug nach vorn gezogen. Wenn du vom Headstock auf die Mutter blickst musst du im Uhrzeigersinn den Hals spannen.

Gruß Michael
So sieht's aus ;)

Merke:

War das Mädchen brav, bleibt der Bauch konkav (also flach nach innen gewölbt), hat das Mädchen Sex, wird der Bauch konvex (also nach außen gewölbt) :mrgreen:

Einige Gibson Paulas mit modernen Griffbrettmaterialien (baked und toasted maple) klagen unter aufquellenden Bünden. Ich hatte auch so eine und hab sie als ich das bemerkt habe repariert und verkauft. Daran wird es auch vielleicht bei deiner Studio liegen. Ich empfehle dir nicht einfach mal ahnungslos so am Hals zu drehen sondern einen Fachmann um Rat zu bitten. Es kann gut sein das ein paar Bünde abgerichtet werden müssen und dann ist's wieder gut ;)
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partscaster
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von partscaster » Sonntag 15. Februar 2015, 23:25

Wenn du die Schraube anziehst, wird der Hals gerader und die Saitenlage flacher, löst du sie, nimmt die Krümmung zu und die Saitenlage höher. Viele aktuelle Gitarren haben allerdings auch Dual-Action-Trussrods, die man in beide Richtungen einstellen kann. Das heisst, wenn du z.B. den Spannstab löst, spürst du irgendwann wieder ein Widerstand und du kannst den Hals auch "zwangsweise" Krümmen. Sowas sollte man aber nur versuchen, wenn man entweder sicher weiss, das die Gitarre so etwas hat, oder man genau weiss, was man tut!!

Wichtig zu beachten ist außerdem, dass immer nur eine -die richtige- Kombination aus allen Einstellmöglichkeiten zu einem guten Ergebnis führt! Es ist auch so, dass Saiten auch bei einer zu hohen (!) Saitenlage mehr "schnarren"! Dazu kommt, das Les Pauls mit schlechtem Setup grauenvoll intonieren, die sind da wesentlich empfindlicher als Gitarren mit längerer Mensur.

Als eine Art Grundeinstellung mache ich immer folgendes: Ich bringe einen Kapo am ersten Bund an, drücke die Saite im letzten Bünd mit dem Finger herunter und stelle den Halsstab so ein, dass von der Saitenunterkante zur Bundoberkante am 7. Bund ein Abstand von ca. 0.5mm entsteht. Dann nehme ich den Kapo ab und justiere die Bridge so, dass die dünne E-Saite (Unterkante) einen Abstand von ca. 1,5mm zur Bundoberkante des 12. Bundes hat und die dicke E-Saite 1,8-2mm. Dazu ist es gut, kleines Lineal zu benutzen.
Von da an hat man IMHO einen guten Ausgangspunkt geschaffen. Schnarren die Saiten dann noch immer, deutet das schon auf eine unsaubere Bundierung hin. Bei einer gut Verarbeiteten Gitarre kann man locker noch einen halben Millimeter tiefer gehen und auch den Hals noch einen Tick gerader stellen. Aber das ist ja eine Frage des Geschmacks.

Wenn du Hals und Saitenlage einstellst, sollte immer auch die Intonation kontrolliert werden. Meistens muss auch da nachgestellt werden. :?

Wer wenig Gedult und handwerkliches Geschickt hat, sollte diese Arbeit unbedingt von einem Profi machen lassen, denn das kann A) eine sehr nervige Angelegenheit sein und B) bringt ein gutes Setup mehr, als neue Pickups oder ein Pedal! Ehrlich! :mrgreen:

Ich habe in der letzten Zeit viel daran gewerkelt, meinen Anschlag zu entschärfen und meine Greifhand lockerer zu bekommen. Extremer Bund- und Saitenverschleiss sowie ein zunehmend angespanntes Gefühl in den Händen brachten mich dazu! Letzte Woche habe ich bei allen meinen Gitarren eine Saitenlage von ca. 1-1,8 mm eingestellt (10-46 Saiten). Gestern habe ich den ersten - 3 Stunden Set - Gig damit gespielt und muss sagen: Ich habe noch nie so locker und dynamisch gespielt. Nach Jahren mit dicken Saiten und SRV-Gedächtnis-Saitenlage ein echtes AHA-Erlebnis, weil mir auch der Klang besser gefällt! Ein gutes Setup kann da wirklich viel beitragen. :)

Grüße
Michael

JerryCan
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von JerryCan » Montag 16. Februar 2015, 07:43

kiroy hat geschrieben:
Also wenn ich von oben, also vom Hals aus in Richtung Korpus schaue und den Halsstab nach links (gegen den Uhrzeigersinn) drehe, ist die Mutter sofort ganz locker und lässt sich mit den Fingern bewegen. Da kann man also wohl nichts mehr verändern. In die andere Richtung (von oben im Uhrzeigersinn) habe ich mich jetzt nicht getraut, zu drehen, nicht dass dann noch etwas bricht. :kopf_kratz01:
Also Deine Gitarre hat trotz vollständig gelöster Mutter einen völlig geraden Hals und die Saiten schnarren, wenn Du oberhalb des fünften Bundes spielst?!
Das kommt mir ziemlich spanisch vor. Als erstes würde ich Dir empfehlen, einmal ein langes Lineal zwischen dritter und vierter Saite über alle Bundstäbe zu legen und einmal zu sehen, ob der Hals wirklich gerade ist.

MfG

JerryCan
Zitate des Tages: "Dieser Fingersatz wird im Jazz nicht gespielt." ()
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kiroy

Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von kiroy » Montag 16. Februar 2015, 13:13

Ok, erst einmal vielen Dank für Eure Hinweise.
Dann habe ich ja im Prinzip alles richtig gemacht. Zuerst habe ich die Bridge etwas höher gedreht (eine Umdrehung jede Seite). Das hat keine Besserung gebracht, außer dass die Saitenlage nicht mehr akzeptabel ist. Darauf wollte ich die Mutter des Halsstabs lockern, die war aber schon locker. Kaum eine Achtelumdrehung und schon war kein Widerstand mehr zu spüren und ich konnte die Mutter mit den Fingern hin und her drehen. Der Hals ist immer noch unverändert. Für meine Begriffe sieht er gerade aus.

ich habe die Gitarre gestern Abend mal einen Ganzton höher gestimmt, damit vielleicht der Hals mit der Zeit der Saitenspannung nachgibt.
JerryCan hat geschrieben:Als erstes würde ich Dir empfehlen, einmal ein langes Lineal zwischen dritter und vierter Saite über alle Bundstäbe zu legen und einmal zu sehen, ob der Hals wirklich gerade ist.
Super Idee!!!
Ich habe ein 30cm-Stahl-Lineal. Wenn ich das auf den ersten Bund auflege, ist zwischen den folgenden Bünden und dem Lineal ein klitzekleiner Abstand, der so um den 6. oder 7. Bund am größten ist. Am 11. Bund scheint das Lineal schon wieder aufzuliegen, obwohl das Lineal bis zum 13. Bund reicht.
partscaster hat geschrieben:Als eine Art Grundeinstellung mache ich immer folgendes: Ich bringe einen Kapo am ersten Bund an, drücke die Saite im letzten Bünd mit dem Finger herunter und stelle den Halsstab so ein, dass von der Saitenunterkante zur Bundoberkante am 7. Bund ein Abstand von ca. 0.5mm entsteht.
Das habe ich jetzt als Nächstes probiert.
Den Abstand bekomme ich trotz total gelockerter Halsmutter nicht hin. Ich schätze mal, das sind höchstens 0,3 mm. Justiere die Bridge dann so wie beschrieben, schnarrt es zum einen immer noch (nicht mehr so sehr, aber immer noch zu viel), zum anderen ist die Saitenlage dann schlechter als an meiner Strat. :shock:
partscaster hat geschrieben:Wer wenig Gedult und handwerkliches Geschickt hat, sollte diese Arbeit unbedingt von einem Profi machen lassen, denn das kann A) eine sehr nervige Angelegenheit sein...
Jooo, darauf wird's wohl hinauslaufen. Ich denke, vielleicht müssten die Bünde etwas bearbeitet werden. Allerdings lässt sich dann der Hals immer noch nicht konkav einstellen.

Eigentlich wollte ich ja mal 009er-Saiten ausprobieren. Da die aber noch weniger Zug auf den Hals bringen, wird es dann ja wieder schnarren! :o

Jetzt werde ich wohl erst einmal einen fähigen Gitarrenfachmann suchen müssen... :(

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Magman
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von Magman » Montag 16. Februar 2015, 13:23

Roland ich hatte mich erinnert und eben mit einem Kollegen gesprochen der auch eine Studio hatte, bei dem das gleiche Problem auftauchte. Auch hier kamen verschiedene Bünde hoch. Auch er ließ es richten und verkaufte sie dann aber über die Bucht. Qualitätsmangel bei Gibson :roll:
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Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von partscaster » Montag 16. Februar 2015, 13:45

Hmm... das hört sich ja alles nicht so gut an. :? Denn selbst wenn du die Bünde abrichten lässt, wäre der Hals ja offenbar immer noch nicht richtig einstellbar.

Gehe mit der Gitarre am besten wirklich erstmal zum Fachmann und lass denn mal urteilen, ob das alles so richtig ist. Wenn nicht, würde ich auch noch mal zum Händler gehen, das Instrument ist doch noch fast neu. Sind die ersten 6 Monate schon um? Wenn nicht, muss der Händler nachweisen, dass die Gitarre in Ordnung war, als er sie verkauft hat. Sollte der Trussrod wirklich nicht richtig montiert sein, wirst du ja auf Dauer keine Freude damit haben. Meiner Meinung nach müsste sich Gibson oder der Händler da sogar während der gesamten Gewährleistungszeit von 24 Monaten bewegen. Ich fände es auch unzumutbar, wenn du jetzt schon Geld in Reparaturen stecken müsstest. Ein Setup okay, alles andere eher nicht. Nicht in der Preisklasse. :thumbsdown01:

Bei manchen Gitarren wird der Trussrod übrigens versehentlich mit Leim verklebt, und hat so keine Wirkung. Da hilft es dann, wenn man ihn einmal etwas strammer anzieht. Allerdings habe ich sowas bisher nur bei ganz billigen Fabrikaten aus Fernost erlebt... und auch nur sehr selten. Normalerweise wird sowas bei Markenherstellern ja gecheckt.

Viel Glück!

Grüße
Michael

kiroy

Re: Halskrümmung einstellen

Beitrag von kiroy » Montag 16. Februar 2015, 13:55

Magman hat geschrieben:...Ich hatte auch so eine und hab sie als ich das bemerkt habe repariert und verkauft....
Magman hat geschrieben:... eben mit einem Kollegen gesprochen der auch eine Studio hatte, bei dem das gleiche Problem auftauchte. Auch hier kamen verschiedene Bünde hoch. Auch er ließ es richten und verkaufte sie dann aber über die Bucht.
Öhm... und wieso habt Ihr sie wieder verkauft, nachdem der Mangel behoben war? :kopf_kratz01:

Du weißt ja, dass diese Gitarre ein Geschenk meiner Frau zum 60. Geburtstag war. Ist meine teuerste und auch ideell wertvollste Gitarre.
Wenn ich jetzt zu meiner Frau sage, dass ich die wieder verkaufen will... :pray02:

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