Laien und Mischen und Mastern

Produktion, Homerecording & PA
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Diet
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Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Diet » Dienstag 22. Oktober 2019, 01:29

Moin,

Meine kleine totale subjektive Laienerfahrungsmixingundmasteringfibel:
Alles learning by doing, Stand 10.2019:

1.: Kompressoren sind das A und das O!
2.: Kompressoren machen sehr schnell alles kaputt :-(
3.: Komprimiere die Drums eher nicht, vor allem nicht die Snare.
4.: Lerne, was der Kompressor macht und besorge dir gute, die dir gefallen!
5.: Der Kompressor macht es! Darum: 1 bis 4!
6.: Tiefenstaffelung geht eher über Lautstärke als über den Raum.
7.: 6 stimmt, aber der Raum bzw. der Hall ist trotzdem total wichtig.
8.: Total trockene Signale machen Druck, klingen aber sch..
9.: Suche und besorge dir einen richtig guten Raum/Hall, denn den brauchst du.
10.: Berücksichtige und bearbeite die Punkte 1 bis 9 und damit hast du erst mal mehr als genug zu tun :D

Ich würde mich über mehr konstruktive Laienerfahrungsberichte freuen :D

Gruß Diet

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bluesation
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von bluesation » Dienstag 22. Oktober 2019, 12:06

zu 5.
Nöö. Derzeit gibt es einen Trend auf Comps zu verzichten und die Angleichung per Automation zu erledigen. Bekanntester Vertreter Bruce Swedien, der Mischer von zahlreichen Jackson Alben. Ich bin kein Anhänger dieses Trends, weil viel zu aufwendig. Für Lead Vocal parts mag das angehen, aber sonst.

zu 6.
Kommt drauf an. Außerdem Panning nicht vergessen.

zu 10.
So isses.

11.
Ohne parametrischen EQ geht gorrnix.

12.
Nicht alles muss EQed oder komprimiert werden.

13.
Soweit nicht bereits recorded ist das Hinzufügen von Effekten, sparsam und geschmackvoll, gefragt. Ein Delay mit unterschiedlichen Zeiten für Rechts und Links (u.a.) bringt Bewegung und Fläche.
Gruß Tom

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Diet
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Diet » Dienstag 22. Oktober 2019, 14:23

bluesation hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 12:06
zu 5.
Nöö. Derzeit gibt es einen Trend auf Comps zu verzichten und die Angleichung per Automation zu erledigen. Bekanntester Vertreter Bruce Swedien, der Mischer von zahlreichen Jackson Alben. Ich bin kein Anhänger dieses Trends, weil viel zu aufwendig. Für Lead Vocal parts mag das angehen, aber sonst.

zu 6.
Kommt drauf an. Außerdem Panning nicht vergessen.

zu 10.
So isses.

11.
Ohne parametrischen EQ geht gorrnix.

12.
Nicht alles muss EQed oder komprimiert werden.

13.
Soweit nicht bereits recorded ist das Hinzufügen von Effekten, sparsam und geschmackvoll, gefragt. Ein Delay mit unterschiedlichen Zeiten für Rechts und Links (u.a.) bringt Bewegung und Fläche.
Hi,

"Nöö" finde ich unfreundlich :| Würde ich nie jemandem entgegenschleudern.

Ist natürlich total subjektiv, aber ich könnte auf Kompressoren überhaupt nicht verzichten.
Sie klingen ja auch alle unterschiedlich. Das mit Lautstärke-Automation zu machen, bringt natürlich den "reinsten" Klang.

Bei 11, 12 und 13 bin ich voll auf deiner Seite.

Panning natürlich auch. Da gibt es bei mir öfter mal Automation.
Dazu fällt mir auch noch ein: Mir gefällt es besser, das Schlagzeug nicht so weit auseinander zu ziehen.
Manchmal hört man Schlagzeuge, die gefühlt 10m breit sind.

Gruß Diet

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Ingolf
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Ingolf » Dienstag 22. Oktober 2019, 15:10

Oh, da könnte ich einiges zu schreiben.
Aus Zeitmangel mal ganz schnell:
14. Mastering unbedingt NICHT selbst erledigen.
15. Beschränke dich auf zunächst EINEN Compressor und lerne, wie er funktioniert und wie man daraus was Brauchbares rausholen kann.
16. danach kommt dann: Stacking Compressors: Vor allem für Lead-Vocals: Mehrere Compressoren mit wenig Compression benutzen, ist besser als ein Compressor mit viel Compressor.
17. EQ möglichst nur subtraktiv verwenden (absenken statt boosten).
;)

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tommy
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von tommy » Dienstag 22. Oktober 2019, 16:19

Ingolf hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 15:10
14. Mastering unbedingt NICHT selbst erledigen.
Ok, kann ich prinzipiell für Leute nachvollziehen, die wie ich keine Ahnung davon haben. Aber ist es nicht so, dass jedes Studio seine eigene Klangvorstellung anstrebt? Wie bekomme ich da ein Ergebnis, dass sich am Ende voll und ganz mit meinem persönlichen Geschmack deckt?
Vielleicht ticke ich ja anders, aber ca. 70% aller fertigen Tonträgerergebnisse (CD) gefallen mir nicht wirklich.
Wäre es da nicht sinnvoll, selbst das individuelle Mastern zu erlernen?
LG, Tommy


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Ingolf
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Ingolf » Dienstag 22. Oktober 2019, 17:12

tommy hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 16:19
Ingolf hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 15:10
14. Mastering unbedingt NICHT selbst erledigen.
Ok, kann ich prinzipiell für Leute nachvollziehen, die wie ich keine Ahnung davon haben. Aber ist es nicht so, dass jedes Studio seine eigene Klangvorstellung anstrebt? Wie bekomme ich da ein Ergebnis, dass sich am Ende voll und ganz mit meinem persönlichen Geschmack deckt?
Vielleicht ticke ich ja anders, aber ca. 70% aller fertigen Tonträgerergebnisse (CD) gefallen mir nicht wirklich.
Wäre es da nicht sinnvoll, selbst das individuelle Mastern zu erlernen?
Mastering Engineers sitzen halt so ziemlich im Olymp der Toningenieure, will heissen: das sind die mit den allerbesten Ohren und mit dem feinsten Veredelungs- Equipment.
Selbst die renommiertesten Studios lagern das Mastering bewusst aus zu den Spezialisten.
Klar, wenn man nur laut machen will kann man auch Ozone und seine Multiband- Compressoren und Maximizer nehmen (ich mag Ozone übrigens), aber wenn mans wirklich besser haben will, nachdem mann sich beim Mischen so abgemüht hat, dann geht nichts über einen externen Mastering- Ingenieur.

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Big Al
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Big Al » Dienstag 22. Oktober 2019, 20:17

1. Es gibt keine Regeln
2. Brich sie alle!
3. Dogmen sind für die Wurst
Richtig ist, was gefällt.

Mastering kann man selbst machen, wenn man es kann. Wenn man es nicht kann, kann man sich schlau machen. Externes und teures Mastering ist kein Garant für guten Sound. Ein persönlicher Kontakt zum Mastering Engineer ist nicht verkehrt. Alles andere ist imho SchnulliBulli. Woher soll der Wissen, wie ich möchte, dass meine Musik am Ende klingt? Daher halte ich nix von Online-Plattformen, wo man dann einen Song hochlädt und sich dann diverse Leute daran versuchen. Kann mal sehr interessant sein, aber selbst bei einem sehr professionellen Mastering habe ich schon Überraschungen erlebt, daher ist das ein sehr kritisches Thema. Generell wird das Thema meines Erachtens aber auch ziemlich überbewertet.
Denk da lieber nochmal drüber nach (Stoppok)

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Ingolf
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Ingolf » Dienstag 22. Oktober 2019, 21:44

Big Al hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 20:17
1. Es gibt keine Regeln
2. Brich sie alle!
3. Dogmen sind für die Wurst
Richtig ist, was gefällt.

Mastering kann man selbst machen, wenn man es kann. Wenn man es nicht kann, kann man sich schlau machen. Externes und teures Mastering ist kein Garant für guten Sound. Ein persönlicher Kontakt zum Mastering Engineer ist nicht verkehrt. Alles andere ist imho SchnulliBulli. Woher soll der Wissen, wie ich möchte, dass meine Musik am Ende klingt? Daher halte ich nix von Online-Plattformen, wo man dann einen Song hochlädt und sich dann diverse Leute daran versuchen. Kann mal sehr interessant sein, aber selbst bei einem sehr professionellen Mastering habe ich schon Überraschungen erlebt, daher ist das ein sehr kritisches Thema. Generell wird das Thema meines Erachtens aber auch ziemlich überbewertet.
Ja klar, man kann und sollte mit dem Mastering- Engineer in Kontakt sein.
Für unsere letzte CD habe ich beispielsweise noch zwei Dinge nachbessern/ändern lassen.
Dieses einfache 'sich schlau machen' jedoch halte ich jedoch für sehr idealistisch gedacht.
Sicher bekommt man dann etwas, was besser klingt als ein nur gemischtes und ungemäßestes Stück.
Einem von einem Könner gemasterten Stück kann dies jedoch nicht das Wasser reichen.
Diesbezüglich lasse ich auch gerne selbst die Hosen runter.
Für unsere neue CD habe ich mich wirklich so schlau gemacht wie ich nur konnte UND ich kannte alle Songs im Schlaf.
Dann habe ich Masters der Songs mit zwei unterschiedlichen Methodiken gemacht und eben parallel noch externes Mastering.
Dann habe ich sehr genau verglichen (parallel gehört, einzelne Passagen, sehr akribisch).
Am Ende musste ich konstatieren, dass meine Masters zwar schon recht gut waren, die externen fand ich jedoch noch einen Tick besser.
Was mich aber in Zukunft nicht davon abhalten wird, mich auch damit weiter zu beschäftigen.

Für mich persönlich sind sie Kreativentscheidungen bei Aufnahme und Mixing halt deutlich spannender. ;)

Duke

Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von Duke » Dienstag 22. Oktober 2019, 23:30

Sehr interessante Thesen:

Die für mich relevant wären:

1. Nutze einen gut klingenden Raum + Mikros bzw. IRs bei Aufnahmen
2. Kaum etwas ist so wichtig, wie ein analoger Preamp
3. EQs gibt es in geil und in zweckmäßig - zweckmäßig ist zweckmäßig, aber halt nicht geil. Neve, API oder SSL nach dem Preamp und ein Pultec am Ende der Kette können sehr, sehr geil sein
4. Der Kompressor macht es. Und, es gibt nichts geileres als einen 1176, außer zwei 1176
5. Man braucht unbedingt jeweils einen guten Ambience, Plate, Chamber und Lexicon-Style Reverb und sollte die kombinieren
6. Es klingt geil, wenn es dich anmacht und nicht wenn es irgendwelchen "Frequenzregeln" genügt
7. Mastering ist ein Faß ohne Boden, lass es andere oder eine Automation erledigen

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bluesation
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Re: Laien und Mischen und Mastern

Beitrag von bluesation » Mittwoch 23. Oktober 2019, 09:24

Diet hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 14:23
"Nöö" finde ich unfreundlich :| Würde ich nie jemandem entgegenschleudern.
So bin ich halt. Wobei ich das nie und nimmer unfreundlich meine. :prost: Und geschleudert habe ich auch nicht. Das wäre ja dann so: NNÖÖÖÖÖÖÖÖÖÖ :D
Und ja Drums sind manchmal extrem breit.

Ingolf hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 15:10
15. Beschränke dich auf zunächst EINEN Compressor und lerne, wie er funktioniert und wie man daraus was Brauchbares rausholen kann.
16. danach kommt dann: Stacking Compressors: Vor allem für Lead-Vocals: Mehrere Compressoren mit wenig Compression benutzen, ist besser als ein Compressor mit viel Compressor.
17. EQ möglichst nur subtraktiv verwenden (absenken statt boosten).
zu 15
Das gilt generell. kow your tools! Ich verwende zu 95% nur einen Comp, aber der ist sehr flexibel und clean. Möchte ich Färbung (Harmonics) mache ich das ganz gezielt mit speziellen Plugs.

zu 16
Das ist dann schon die Pro Variante.

zu 17
Wenn es um Maskierung geht (und das Material es hergibt, was grundsätzlich immer gilt) dann wird bei kokurrierenden Spuren an der Stelle idealerweise etwas geboostet. Und wenn im Sound was Fehlr (Air) dann booste ich auch, und nicht zu wenig.
Big Al hat geschrieben:
Dienstag 22. Oktober 2019, 20:17
1. Es gibt keine Regeln
Der von mir sehr geschätzte Chris Lord-Alge (u.a.) ist ein steiler Verfechter dieser These. Nun ist Klang (Ton, Schall) aber auch Physik und die kann man nicht außer Kraft setzen. Daher gibt es schon Gesetzmäßigkeiten. Aber grundsätzlich ist das nicht falsch.
Gruß Tom

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