akustikgitarrist hat geschrieben: ↑Freitag 12. März 2021, 09:34
Uff, ich muss unsagbar alt sein, intolerant oder ignorant oder alles auf einmal sein.
Ich kann leider nix zum Mix sagen - also irgendwie offtopic mein Beitrag.
Für mich ist jetzt selbst das Hören dieser Auskopplung eine arge Belastung. Ich bekomme da innerhalb einer Minute Beklemmungen. Nicht wegen des Mixes (ich weiß gar nicht ob man sowas mixen kann) sondern weil ich mir vorstelle, was sich im Seelenleben und in der Gedankenwelt dieser meist jüngeren Menschen abspielt, damit man sowas kreiert? Ich finde es unfassbar traurig. Ich habe mir noch in ein paar der anderen Songs reingehört und da erkennt man dann auch mal eine Art Melodie und kann teilweise die Texte verstehen, aber überallem schwebt diese fast schon selbstzerstörerische Hoffnunglosigkeit, Dunkelheit, Aggression und Angst. Dabei hat die Sprache Musik soviel zu bieten, ich hoffe nicht, dass die Musik das Leben der dieser Menschen ansatzweise reflektiert.
Ich buche jetzt erstmal nen Termin beim Therapeuten um eine evtl. posttraumatische Belastungsstörung auszuschließen. Uff...
Spannender Beitrag, Rolli, danke dafür!
Ich denke, dunkle Themen waren in der Musik doch schon immer präsent; siehe, bzw. höre z.B. Beethovens Fünfte, Schuberts Unvollendete oder Klagegesang, wie er im Fado oder, moderner, im Blues stattfindet; Schwermut und Abgründigkeit werden hier eben zeitgemäß und plastisch, (nach)fühlbar und leidenschaftlich ausgedrückt.
Daher ist das für mich auch nicht wirklich "neu"; all das gab es schon immer und wird es hoffentlich auch immer geben, solange Menschen ihre Gefühle musikalisch artikulieren. Ich erkenne hier überdies sehr viel Melodie und Harmonie, viele der Songs (z.B. "Bloom") wären auch in einem Akustik-Gitarren-Gewand mit "Schöngesang" problemfrei möglich.
Darüber hinaus: Aggressionen rauszulassen, ihnen ein Ventil zu geben, damit der Kessel nicht platzt, ist aus meiner Sicht sehr wichtig. Diese Jungs haben was zu sagen und holen Menschen ab; belanglose Musik ohne echte Tiefe und Bedeutung gibt es m.E. schon genug.
Ich hoffe, Du bist mir nicht grimm, wenn ich sage, dass ich z.B. mit Deiner Musik wenig bis gar nichts anfangen kann, was auch schon bei der Produktion selbst beginnt; ich habe für mich immer das Gefühl, das ist "nur" Handwerk und für mich eben keine Kunst, keine Aussage. Für viele, die Dir hier im Board auf Deine Musik antworten, ist es hingegen ganz klar künstlerisch sehr wertvoll, berührend und wunderschön (was mich unheimlich freut!!!), was ich natürlich wahr nehme; für mich belanglos und im Vergleich mit Paddys Musik, wie sich das Photo einer Sommerwiese mit blauem Himmel zu einem abstrakten Gemälde à la Kandinsky oder auch Picasso verhält, die mir Herausforderungen sind und zum Denken wie Erfühlen anregen, mir die Kommunikation mit dem Künster selbst ermöglichen, auch wenn dieser schon lange tot sein sollte.
Damit mag ich Dich selbstversäntlich nicht ärgern, provozieren oder vor den Kopf stoßen, sondern aufweisen, was für ein weites Feld die Musik ist, die in ihrem gesamten Spektrum in den seltensten Fällen jedermenschen Geschmack sein kann; daher finde ich es wichtig und interessant, darüber zu reden, seinen eigenen Standpunkt, das eigene Erleben darzulegen, damit man durch die Augen, bzw. Ohren des anderen eine Perspektive erhält, die man nicht aus dem eigenen Standpunkt hätte erreichen können.
Wertvoll ist das m.E. alles, solange es für Menschen Relevanz hat und Mittel ihres Ausdrucks ist, auch wenn man das in manch einem Fall eben nicht persönlich nachvollziehen kann.
Ich finde jedenfalls, dass man sich um Leute, die ihren Gefühlen so Ausdruck verleihen, weniger Sorgen machen muss als um Rex Gildo oder Roy Black, die in ihrem musikalischen Schaffen traurigerweise tatsächlich gefangen waren.
Herzliche Grüße,
Batz.