Flatwound-Alternativen

Gurte, Plektren, Sensationen - alles rund um die Gitarre, was nicht Gitarre, Amp oder FX ist
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OhNoNoNo
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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von OhNoNoNo » Dienstag 2. Oktober 2018, 20:11

Jetzt habe ich mir den Fred hier mal ganz genau durchgelesen und meine Bedürfnisse reflektiert.

Ich spiele in einer Jazzkombo eine Jazzmaster, die ich mir extra zugelegt habe. Mit Faßgitarren komme ich nicht so gut klar, weil ich recht kurze Arme habe. Daher die Jazzmaster mit ihren erweiterten Soundoptionen.
Nachdem meine Mitspieler beim Umstieg von Tele auf JM erst einmal zufrieden waren, monieren sie in letzter Zeit wieder, dass die JM zu präsent ist.
Habe mit Saiten herumprobiert und bin wie bei all meinen Fendermensuren bei 11-52 gelandet. Da fühle ich mich am wohlsten und der Sound kann immer noch rockig. Jetzt geht's aber um Jazz.
Wären Flats ein erfolgversprechender Lösungsansatz? Habe keinerlei Erfahrungen mit Flats. Wie steige ich da am Besten ein?
Habe mir Thomastik JS111 ausgeguckt. Besteht die Chance, damit in Verbindung mit meiner JM, dem gewünschten Sound näher zu kommen? Oder steige ich mit anderen Saiten ein?
Mir ist schon bewusst, dass ich die Erfahrungen selber sammeln muß, möchte aber einen möglicht runden Einstieg in das Thema Flat starten.

Besten Dank vorab. :)
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Pfaelzers KSM

Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Pfaelzers KSM » Dienstag 2. Oktober 2018, 20:33

Das wird dir jetzt nicht gefallen:
Die Jazzmaster mag von Leo Fender für Jazzplayer gedacht gewesen sein, tut aber genau das gar nicht und kann es konstruktionsbedingt aufgrund des Steges und der Pickups auch gar nicht: Sie ist zu dünn untenrum und zu sptiz obenrum.
Mit der Tele (eventuell mit Humbucker am Hals) und klassischen 11er oder 12 Flatwounds von Thomastik wärst du definitv besser dran. Es gibt einige sehr gute Jazzgitarristen, die Telecaster spielen und damit wundervoll klingen, z.B. Ed Bickert:

Julian Lage:

John Scofield:


und Mike Stern in seiner ganzen Karriere.
Solltest du die Tele noch haben, probier mal einen Satz 12er Thomastik Swing...ich glaube, dass wird sehr jazzy klingen....auf jeden Fall mehr jazzy als mit der Jazzmaster...

Sorry, das wolltest du jetzt nicht lesen...alles andere wäre aber nicht hilfreich.

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Ingolf
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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Ingolf » Dienstag 2. Oktober 2018, 21:21

Ich besitze ja sowohl 3 unterschiedliche Telecasters sowie auch eine Jazzmaster.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man eine Jazzmaster, deren bedämpften Circuit man einschaltet, zu präsent finden kann. Das ist doch auf jeden Fall ein Sound, mit dem man im Jazz schon arbeiten kann.
Die Jazzmaster kann sehr präsent sein, ähnlich wie die Tele, ja, aber sie kann eben auch sehr anders.
Durch die breiten Single- Coils klingt sie immer breiter als eine Tele, und letztlich sind es die Teles, die noch einen Tick präsenter sind und deren Resonanzspitze höher liegt.
Insofern gehe ich mit Jörg hier nicht konform.
Mit geschliffenen Saiten wirst du dem Ziel wohl noch einen Tick näher kommen.

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Magman
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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Magman » Dienstag 2. Oktober 2018, 21:32

Also ich hatte mir vor langer Zeit mal eine gute Fender Japan Jazzmaster gekauft. Da spielte ich noch sehr viel T-Bone Style. Darauf hatte ich 11-50er Flatwounds von Pyramid. Die Gitarre klang damit sehr sehr gut, aber mir war sie auf Dauer einfach zu „plump“ gegenüber einer Tele. Null Twang, zu viel Bumms untenrum= zu jazzig :mrgreen:
Ein befreundeter Jazzer spielt sie noch heute mit viel Begeisterung. Ich glaube aber das es unter den ganzen JMs auch große Unterschiede gibt, so wie es bei Strats und Teles auch der Fall ist.
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

Pfaelzers KSM

Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Pfaelzers KSM » Dienstag 2. Oktober 2018, 22:04

Die Jazzmaster, die ich meine, ist die mit dem Langarm-Tremolo und dem Schiebeschalter oben, der eine zweite Einstellung für den Hals-PU zulässt (bei den JM, die ich kenne, ist da nichts bedämpft, außer es wären die falschen Potiwerte drin...mit korrekten Potiwerten sollte der Hals-PU in beiden Stellungen gleich klingen). Und da habe ich keine einzige gespielt, die genug Obertöne und fette Mitten gehabt hätte, um wirklich Jazz zu spielen....ich habe schon JM mit TOM und HB gespielt, die durchaus für Jazz geeignet waren, aber die mit Tremolo...no way (zumindest, wenn man mit den Fingern spielt und in erster Linie auf Compingsoundds aus ist). Ich spiele meine Jazzmaster (mit langem Arm) sehr gerne für Brian-Setzer-Sachen und für Brit-Pop-Begleitung, das kann sie richtig gut (bei der Jazzmaster fällt mir als erstes immer Elvis Costello ein...).

Freunde, dass eine Gitarre dumpf und untenrum fett klingt und obenrum bedämpft, ist kein brauchbarer Jazzsound, außer man spielt Kontrabass. Es geht um die Mitten....zumindest wenn man im Bandzusammenhang mit Piano und/oder Bläser spielt. In einer klassischen Jazzcombo ist die Bandwirkung (und auch Bandaufgabe und Stellenwert) eine E-Gitarre in einem Gefüge rein akustischer Instrumente deutlich anders wie in einer Rock- oder Bluesband...gegenüber Kontrabaß, Flügel und Sax funktioniert das alles etwas anders als bei E-Bass und zweiter elektrischer Gitarre.

Ich glaube nicht, dass einer der Menschen, deren Videos ich oben gepostet hat, dumpf, untenrum sehr fett oder im Diskant bedämpft klingt....und all das ist auch nicht nötig, sogar eher kontraproduktiv. Warme, obertonreiche Mitten OHNE irgendwelche Bedämpfung in den Obertönen und mit Definition, aber OHNE Fett in den Bässen lassen die Gitarre ihren Platz zwischen Bass und Piano finden.

Pfaelzers KSM

Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Pfaelzers KSM » Dienstag 2. Oktober 2018, 22:20

Noch was:
Vieles, was der Jazzmaster angedichtet wird (z.B. der veränderte Tonpotiwert bei der Alternativschaltung, die wärmeren PUs durch mehr Wicklungen oder dass Joe Pass sie auf Aufnahmen gespielt hätte) trifft afaik in Wirklichkeit auf eine Fender Jaguar zu, die gerne mit der Jazzmaster verwechselt bzw. gleichgesetzt wird....
Man mag mir das Klugscheißen verzeihen.... :oops: :oops: :oops:
...oder vielleicht liege ich auch falsch und habe die falschen Quellen. :oops: :oops: :oops: :oops:

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Ingolf
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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Ingolf » Dienstag 2. Oktober 2018, 22:40

Doch, ich rede schon über die Jazzmaster, nicht über die Jaguar.
Und na klar ist im sog. Rhythm Mode der Hals Pickup bedämpft und klingt völlig anders als der Hals-PU im Lead Mode.
Du hast definitiv die falschen Quellen, Jörg, da wird nichts angedichtet.

Zum Faktencheck zitiere ich Fender:

So, as we've seen, there are two ways to set a Jazzmaster so that only your neck pickup is heard. You can either set the pickup selector switch to neck-only in lead mode, or simply put the guitar into rhythm mode. Here’s the thing to keep in mind, though: You'll get a different sound from each method.
You'll find that the rhythm circuit's neck-only-by-design tone is noticeably darker than the lead circuit's neck-only tone. This is because the Jazzmaster doesn’t use identical potentiometers for its two onboard tone controls. The rhythm circuit tone control uses a potentiometer with a different electrical value than the one used for the lead circuit, resulting in the differing sonic result you hear.

Now that you have a basic grasp of the traditional Jazzmaster's controls, we're sure you'll enjoy figuring out how to incorporate its range into your personal repertoire.

Quelle: https://www.fender.com/articles/tech-ta ... r-controls

Pfaelzers KSM

Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Pfaelzers KSM » Dienstag 2. Oktober 2018, 23:00

Ingolf hat geschrieben:Doch, ich rede schon über die Jazzmaster, nicht über die Jaguar.
Und na klar ist im sog. Rhythm Mode der Hals Pickup bedämpft und klingt völlig anders als der Hals-PU im Lead Mode.
Du hast definitiv die falschen Quellen, Jörg.
Ich zitiere Fender:
So, as we've seen, there are two ways to set a Jazzmaster so that only your neck pickup is heard. You can either set the pickup selector switch to neck-only in lead mode, or simply put the guitar into rhythm mode. Here’s the thing to keep in mind, though: You'll get a different sound from each method.

You'll find that the rhythm circuit's neck-only-by-design tone is noticeably darker than the lead circuit's neck-only tone. This is because the Jazzmaster doesn’t use identical potentiometers for its two onboard tone controls. The rhythm circuit tone control uses a potentiometer with a different electrical value than the one used for the lead circuit, resulting in the differing sonic result you hear.

Now that you have a basic grasp of the traditional Jazzmaster's controls, we're sure you'll enjoy figuring out how to incorporate its range into your personal repertoire.

Quelle: https://www.fender.com/articles/tech-ta ... r-controls
Ich habe jetzt (weil ich mir unsicher war) meine Jazzmaster aufgemacht und nachgemessen...
...bei mir sind die gleichen Werte für beide Tone-Potis drin. Vielleicht ist meine falsch gebaut....
Mag da aber nicht diskutieren, wenn Fender das schreibt, werden sie wissen, was sie schreiben, von daher: Ich hab Unfug erzählt :oops: (bei der Sache mit Joe Pass und der Jaguar bin ich mir aber sicher. 8-) ).

Übrigens habe ich (in früheren Zeiten, als ich noch keine Jazzschiffe mochte) 2 Jazzmasters für Big Band und Quartett probiert...beide mit 12er Thomastik. Und beide haben mir nicht gefallen. Allerdings habe ich dann für die Bigband eine Explorer benutzt (immer noch soundlich, aber vor allem ergonomisch meine Lieblingsgitarre für Bigband: Sie spielt sich so bequem für Comping) und für die Combo eine Thinline-Tele. Von daher...vielleicht bin ich einfach nur pervers :shock:
Deshalb: Wem die Jazzmaster für Jazz gefällt, sollte sie mit Freuden spielen und auf mein blödes Gewäsch nichts geben. :mrgreen:


Auf jeden Fall (um wieder auf die Frage zu kommen...) helfen Flatwounds, jazzigere Sounds zu erzielen, egal bei welcher Gitarre. Da die Saiten weicher sind (Ausnahme: D'Addario Chromes), sollte man 1 bis 2 Saitenstärken drauflegen, d.h. wenn du bisher 11er Roundwounds gespielt hast, versuch mal 12er Flatwounds (z.B. die Thoastik BB112).
Wenn das Spielgefühl (und der Sound) zu ungewohnt ist, kann man auch Halfrounds als Mittelweg zwischen Flat- und Roundwounds benutzen, die es auch meistens auch mit blanker (statt umwickelter) G-Saite gibt. was dann auch die gewohnten Bendings ermöglicht. Die D'Addario EHR370 sind da ein guter Einstieg. Halfrounds sind übrigens auch prima Saiten für Recordings mit (cleanen) E-Gitarren, da man deutlich weniger Griffgeräusche hört als mit Roundwounds und generell prima für Leute, die den Sound weniger knallig und etwas smoother mögen.

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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von Ingolf » Dienstag 2. Oktober 2018, 23:25

Yup, danke für die Mühe. Meine Schaltkreise klingen tatsächlich sehr unterschiedlich, so wie Fender das auch schreibt, und das liegt daran (auch ich habe nochmal recherchiert), dass
aber für den Tonregler wählte man einen Widerstand von 50 kOhm aus; und der sorgte von sich aus schon für eine kommode Bedämpfung der Höhen.
Das habe ich aus diesem recht gut zusammengestellten Artikel aus der G&B entnommen, den ich sehr lesenswert finde.

https://www.gitarrebass.de/thema/jazzmaster/

Da steht übrigens auch die Joe Pass - Story drin (und warum er wirklich einmal eine Jazzmaster benutzen MUSSTE). :mrgreen:

Sei’s drum, für Leo Fenders Ziel, mit der Jazzmaster die Welt der Jazzer zu erobern, hat sie sich als totaler Flop erwiesen.
Aber im Bereich Surf und Indie hat sie ihren eigentlichen Platz in der Musikgeschichte doch noch gefunden.
Ich persönlich hätte mir jetzt auch keine JM gekauft mit dem Ziel, damit Jazz zu spielen.
Wollte nur nochmal sagen, dass es durchaus ganz gut gehen müsste mit der Gitarre. :banana02:

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OhNoNoNo
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Re: Flatwound-Alternativen

Beitrag von OhNoNoNo » Mittwoch 3. Oktober 2018, 10:05

Pfaelzers KSM hat geschrieben:...
Sorry, das wolltest du jetzt nicht lesen...alles andere wäre aber nicht hilfreich.
Ja, und trotzdem war die Diskussion hier für mich recht hilfreich. Zeigt, wie unterschiedlich doch Herangehensweisen und Empfindungen sind.
Ingolf hat geschrieben:Ich besitze ja sowohl 3 unterschiedliche Telecasters sowie auch eine Jazzmaster.
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie man eine Jazzmaster, deren bedämpften Circuit man einschaltet, zu präsent finden kann. Das ist doch auf jeden Fall ein Sound, mit dem man im Jazz schon arbeiten kann.
Die Jazzmaster kann sehr präsent sein, ähnlich wie die Tele, ja, aber sie kann eben auch sehr anders.
Durch die breiten Single- Coils klingt sie immer breiter als eine Tele, und letztlich sind es die Teles, die noch einen Tick präsenter sind und deren Resonanzspitze höher liegt.
Insofern gehe ich mit Jörg hier nicht konform.
Mit geschliffenen Saiten wirst du dem Ziel wohl noch einen Tick näher kommen.
Genau so habe ich die JM beim Kauf auch empfunden. Das Instrument hat mir auf Anhieb 'gepasst' und der Sound passte auch zu meiner Vorstellung.
Außerdem steht 'Jazz' drauf ... ^^
Als Hobbyspieler mag man mir das verzeihen. ;)

Wenn meine Kollegens (die übrigens auch keine Virtuosen sind) nicht massiv weiternöhlen, spiele ich estmal weiter meine 11er Rounds.
Dann irgendwann werde ich mal die Tomastiks (11er? oder 12er?) probieren. Wurde hier ja durchaus zu geraten.
Die D'Addario EHR370 klingen auch sehr interessant als Zusammenführung beider Welten.
Mal schau'n.

Besten Dank für die engagierten Antworten! :banana02:
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