Hm. Schwieriges Thema.
Im letzten Jahr haben mein Bandkumpel und ich einen Shootout von Gitarrenkabeln in seinem Studio gemacht.
Versuchsaufbau sehr simpel, Preamp Mesa Boogie TriAxis, diverse Gitarren, Cubase mit Ampsim und Mixir und dann seine Fähigkeit, das Gleiche exakt gleich spielen zu können, sowohl in Time, als auch Dynamik (kein Wunder, er ist klassischer Geiger, verdient sein Geld im Orchester und hat eine ziemlich beeindruckende Vita)
Nun gut, wir hatten diverse Kabel in verschiedenen Längen, aber im wesentlichen ging es um die Frage, ob die Qualität der pervers teuren Analysis Plus Yellow Oval und Chocolade den Mehrpreis(!) gegenüber vovox link protect und vovox sonorus rechtfertigen.
Und interessant war zudem, dass der Typ, der die Analysis Plus bereitgestellt hat, selbst einen High End Hifi-Laden betreibt, ein guter Kumpel von mir ist, und -jetzt kommt's- einige Tage mit Signalen behandelt und darauf besteht, dass unbedingt die Laufrichtung beachtet wird.
Nun, unser Shootout zeigte, dass das Analysis Plus Yellow Oval, jedenfalls das von ihm behandelte, für Strats sehr gut geeignet ist, weil es die unteren Mitten sehr angenehm anhebt, und gleichzeitig auch die Höhen sehr, sehr angenehm und seidig überträgt. Naja, wer damit einen Marshall Valvestate beschickt, wird damit nicht glücklich werden, was hilft es, wenn man die besten Zutaten nach McDonalds bringt..
Das vovox ist ebenfalls sehr gut, ist billiger und signifikant besser jedenfalls als 08/15, ich glaube, es war sogar ein Sommer oder so, und weit besser als mein (zum damaligen Zeitpunkt) Klotz LaGrange. Aber was genau ist in diesem Zusammenhang denn eigentlich "besser"? Ich würde es so beschreiben: wuchtiger, präsenter. Eben nicht flach. Ob es dann im Kontext auch besser sein wird, das hängt freilich von vielen Faktoren ab. Und selbst das beste Equipment klingt in einem akustisch schlechtem Raum nicht mehr gut. Und klar, die Finger und so.
So, nach dem Test ist mir klar geworden, dass Kabel grundsätzlich wichtig sind. Aber von meinem LaGrange abzurücken, das kam später.
Als ich dann das Analysis Plus wieder meinem Hifi-Kumpel zurückgeben wollte (ich war ja nur der Bote), steckte ich es in mein Case, aus dem es dann bei der nächsten Bandprobe entgegenfiel. Dann probierte ich es halt aus und das war eine Initialzündung. Selbst nach mehrfachem Tausch ist eindeutig und deutlich eine Klangveränderung, immer weit zu Gunsten des teuren Kabels zu hören gewesen. So signifikant, dass es selbst unserem Bassisten auffiel, und der arme Kerl hört nur bis ca. 8000 Hz.
Ich war jedenfalls sehr angefixt und bestellte sofort.
Das Kabel, das ich dann bekam, klang im Vergleich mit dem Testkabel allerdings sehr neutral. Und nun wird es esoterisch: Es spielt sich aber ein.
Ich habe mit einigen meiner Kollegen, ich arbeite als SQL-Entwickler in der Leuchtenindustrie, die in der Elektronikentwicklung zu Hause sind, darüber gesprochen.
Es ist grundsätzlich nicht auszuschließen, dass es zu richtungsabhängigen Magnetisierungen im Material kommt. Desweiteren stehen die elektrischen Felder, die wie ein Dielektrikum wirken, mit dem Elektronenfluss in Wechselwirkung. In wie weit das -determinisisch- zu bestimmten Effekten führt, das ist wohl nicht ausreichend erforscht. Und ob es zu gewollten oder zu ungewollten Effekten führt, auch das ist wohl einfach Ermessenssache. Aber es wäre naiv oder ignorant zu glauben, dass es egal ist. Ich jedenfalls bin mit dem Thema nicht durch und werde weiter forschen und versuchen... nach 30 Jahren Kabel-ignoranz...
Was ich auf jeden Fall festhalten würde, wäre, dass sowohl das vovox sonorus als auch mein Analysis Plus keine Koax-Architektur haben, und beide ähnlich gut klingen. Ich bin jedenfalls dazu übergegangen, überall im permanentem Signalweg hochwertige Kabel zu verwenden. Im Augenblick bin ich auf vovox Trip, zumal auch die sonstige Qualität hervorragend ist.
Und wenn man über keinen Amp verfügt, der angenehme Höhen bringt, kann man das Thema eh vergessen
(als ich vor ein paar Wochen bei Realguitars war und meine dort frisch neubundierte Strat abholte, meinte der auch gerade im Raum anwesende Dirk Baldringer noch, dass genau das im Verstärkerbau die Trennlinie zwischen Spreu und Weizen wäre). Und es spielt auch keine Rolle, wenn man es nicht hört, weil das Gehör nun einmal auch klanglich trainiert werden muss/kann (befragt mal einen Tontechniker hierzu)
Und live ist eh wieder alles anders
Grüße Thomas
