Gitarrenweekend mit Aynsley Lister
Verfasst: Sonntag 15. Februar 2015, 22:59
Ausgehend von einem PN-Verkehr zwischen Thorsten (THB) und mir (FretNoize alias Holger) poste ich das ganze hier mal, vllt interessierts ja noch andere.
THB hat geschrieben:Betreff: Amp1 von BluGuitar
Was ist das für ein Cab?FretNoize hat geschrieben:Ferdi hat geschrieben: grade mal das Cab, Amp1, Delay & Dual Fusion (die ich nachher beide nicht gebraucht habe), alle Kabel und Toilettensachen geschluckt hat.
Am Abend, als wir gepackt haben, hab ich also voller Zuversicht mein Cab in meinen normalen Koffer gewuchtet, um voller Schrecken festzustellen, daß es da nicht reinpasst. Da ich ein Spätpacker bin, war das am Vorabend um 22:00. Ohne Witz, ich habe echt daran gedacht, mit der Säge den hinteren Teil des Cabs abzusägen, auf die Gefahr hin, daß es beim ersten dicken Ton in Sägemehl zerfällt. Da fiel meiner Freundin ein, daß wir noch irgendwo im Keller einen größeren Koffer haben. In den ist es dann reingegangen. Mir ist echt ziemlich heiß geworden bei der Aktion.
Das alles hätte viel stressfreier ablaufen können, wenn ich ein kleines und leichtes Cab gehabt hätte.
Und: Wie war es bei Aynsley Lister?
FretNoize hat geschrieben:Hola,
das Cab war ein billiges Fame GN112, das ich mal bei ebay geschossen hab. Klingt zuhause bei niedriger Laustärke etwas kratziger, aber in einem akustisch etwas halligen Raum hat vermutlich genau das einen Unterschied gemacht. Ich hab mich echt super gehört, und das mit echtem Bass und Schlagzeug.
Da simmer auch schon bei Aynsley. Ich muß gestehen, ich war erst etwas eingeschüchtert, aber er ist im Umgang genau so relaxed wie z.B. ein Thomas Blug. Seine Theorie-Kenntnisse sind nicht so toll, er ist eher ein Praktiker mit einem schönen Ton. Das besondere an diesem Wochenende war ganz klar das Zusammenspiel mit der Band. Steve (Bass) und Bonni (Drums) sind supernett, Steve ganz besonders, Bonni ist meist etwas ruhiger. Als ich die beiden mal gefragt habe, ob das nicht langweilig wäre, mit so - sagen wir nicht ganz so begabten - Gitarristen zu spielen, haben beide sinngemäß gesagt, wenn sie das langweilig fänden, wäre sie nicht am richtigen Platz. Fand ich bermerkenswert.
Aynsley hat jede Menge Amps mitgehabt, darunter seinen alten Marshall, total zerrupft, einen ebenso alten Fender, und die waren immer an und Kabel dran, frei für jeden, damit zu spielen. Anders als bei meinen bisherigen Workshops hätte man hier nur seine Gitarre mitbringen müssen, aber die Info hab ich nicht bekommen, sonsts wär's nochmal stressfreier abgegangen - obwohl es mir schon drauf ankam, den Amp1 mal zu testen. Das war auch ein Grund für meine anfängliche Hemmung - lauter tolle Röhrenamps, z.T. mit Patina, "richtige" Cabinetts, und ich steh da mit so einem neumdischen Transending mit Fame (!) Cab. Als ich aber dann die ersten Töne gespielt habe, da hab ich mich deutlich entspannt
Ebenfalls anders als bei meinen bisherigen Workshops waren alle Amps an der Stirnseite aufgebaut, und man hat auf Stuhlreihen wie in einem Seminarraum gesessen. Wenn es ans spielen ging, sind immer zwei bis vier Leute nach vorne, haben sich auf einen Song geeinigt, das ganze kurz mit Steve und Bonni abgesprochen, und los gings. Freitag abend war nur Jam, Samstag hat er ein wenig erklärt was auch immer die Leute sich gewünscht haben, z.B. die Kommunikation mit der Band, dann war wieder Jam. Sonntag war noch ein wenig globales Quatschen, wieder Jam, und mittags sind die meisten nach Hause.
Hat mich verändert, das Wochenende. Ich will jetzt wieder mit Band spielen. Und ich höre irgendwie anders auf meinen Ton. All diese Pedalgeschichten sind irgendwie unwichtiger geworden. Ob ich jetzt Amp1 spiele oder Axe-Fx, ich suche einen Ton, der "mich" ausdrückt, nicht den Ton irgendeines Pedals. Daß ich nach wie vor Spass an der Soundbastelei habe, ja, aber wenn ich spiele, sind andere Dinge wichtig. Das ist jetzt nichts, was Aynsley jetzt forciert hat, es ist mehr das Resultat, mal tatsächlich Songs mit Band zu spielen. Wo er mein Spiel verändert hat, ist, weniger vorhersagbar zu sein. Auf verschiedenen Zeiten anzufangen, sich ständig auf seine Standardlicks zu überwachen, unerwartete Töne zu spielen.
Steph, Aynsley frischgebackene Ehefrau, hat das nette organisatorische Händchen über der ganzen Sache. Sie ist echt nett, und weil sie mit Wendy direkt gut klarkam, haben die beiden auch oft miteinander geredet, wenn Workshop war. Und mit einem Satz hat sie mich echt glücklich gemacht: Eine der anderen Gitarrenfrauen, Sharon, hat mit Steph im Nebenraum Billard gespielt. Sharon sagte dann irgendwann, oh, das klingt aber nett, wer spielt denn grade? Steph sagte, entweder Aynsley oder Holger. Mann, war ich platt, als ich das später gehört habe!
Soviel Text haste jetzt nicht erwartet, oder?
THB hat geschrieben:Danke,
Doch - so viel Text hatte ich erwartet.
Das solltest Du mal front line posten. (HH:Was ich hiermit tue )
Es ist schön, wenn ein Workshop Haltung fördert.... und genau das hatte ich Aynsley zugetraut....
Wie war denn der Amp 1 im Vergleich zu den Heiligen Kühen? (BTW, diese 50 Watt Marshall Combos sind für mich der Heilige Gral, wenn die nicht so Scheissschwer wären....)
Grüße aus Lüneburg
Thorsten
FretNoize hat geschrieben:Das ist eine sehr gute Frage, die ich Dir aber nicht beantworten kann. Ein direktes Shootout hab ich gar nicht gemacht. Das wär auch unfair, wenn man ein Combo von 1979 mit 2x12 guteingespielten Governors mit einem Amp1 über eine Famebox mit Noname-Speaker mit rausgerissener Rückwand vergleicht... Aber ich hatte nie das Gefühl, einen schlechten Ton zu haben. Aynsley war ganz angetan von der Kiste, vielleicht zieht er sie ja in Betrachtung, wenn es um ferne Gigs geht, bei denen er nur kurz spielt. Das Publikum merkt sicher keinen Unterschied, er klang toll, als er über das Ding gespielt hat. Sein Marshall hat mit Sicherheit mehr Mojo, und allein durch die 2x12 ein wenig mehr Tiefe.