Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

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M. L. Schwan
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Re: Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

Beitrag von M. L. Schwan » Freitag 17. August 2018, 10:34

Hallo,
sehr schöne Geschichte, die ich auch nachvollziehen kann. Genau so ging es mir mit meiner ES-335, die ich Anfang der 90er gebraucht für 2500,- DM (war damals eine Menge Geld und ich hätte mir vorher nicht vorstellen können überhaupt so viel in eine Gitarre zu investieren)
Die folgenden Sätze kann ich nur unterstreichen:
Pfaelzers KSM hat geschrieben: Wenn es eine Gitarre gibt, von der du träumst, die dir aber zu teuer ist, dann kauf sie trotzdem. Alle Surrogate wirst du wieder verkaufen, und im Endeffekt gibst du für Ersatzbefriedigungen mehr aus, als wenn du einmal heftig zuschlägst (für das Geld, das ich durch Kauf und Wiederverkauf der oben genannten Jazzgitarren ausgegeben habe, hätte ich zwei L5 kaufen können…). Die Gitarre mag nur 10% (so man das in Zahlen fassen kann) besser sein, aber die Inspiration, die sie dir gibt, kann dir keine andere Gitarre geben.
Ich besaß z.B. 3 verschiedene Electromatics…das sind gute Gitarren…aber dann habe ich einmal den Geldbeutel weit aufgemacht, eine White Falcon (PE) gekauft und seit dem ist Ruhe…und die Falcon gibt mir das, was die Electromatic nicht geben kann…die 5% mehr, die eine Welt mehr sind.
Pfaelzers KSM hat geschrieben: Über all die Jahre hat nur der Preis verhindert, dass ich eine L5 erstanden habe…und wenn ich bedenke, wie viel Frust (und monetären Verlust) ich durch den Kauf von mindestens einem Surrogat pro Jahr im Endeffekt eingesackt habe und wie viel Freude mir dadurch entgangen ist, muss ich konstatieren, dass es in der Hinsicht für den Musiker etwas wertvolleres geben sollte als Geld: Die Inspiration eines wirklich guten Instrumentes.
Das sehe ich auch alles so - lieber Klasse statt Masse. Im Endeffekt ist es zielführender seinen Traum zu verwirklichen, als sich mit vermeindlichen "CustomShop-Killern" in die eigene Tasche zu lügen.
Und es stimmt - eine gute Gitarre kommt irgendwann zu Dir - die kann man nicht bestellen.
Pfaelzers KSM hat geschrieben: Und solange man schon beim Kauf darüber nachdenkt, wie der Wiederverkaufswert sein könnte, wie der Markt aussieht usw. dann hat man sie noch nicht gefunden…diese instrumentale Inspiration.
Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich kaufe keine Gitarre als Wertanlage.
Zuletzt geändert von M. L. Schwan am Freitag 17. August 2018, 12:50, insgesamt 1-mal geändert.
Viele Grüße
- Der Schwan -

Mintage
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Re: Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

Beitrag von Mintage » Freitag 17. August 2018, 12:18

Moin,

ich habe in meiner Zeit in der Musikinstrumentenbranche regelmässig erlebt, das all die Jungs, die permanent
hervorhoben, das Fender/Gibson/PRS ect. nur Geldmacherei sei - und das mit Lichtjahre kleinerem Geldeinsatz
klanglich ebenbürtige Erfolge möglich seien - Jahre später im Laden mit den Worten aufschlugen
"Jetzt kaufe ich mir mal was Richtiges..." 8-)

Das sind meine Erfahrungswerte in der Branche.

Bei mir sind im Prinzip alle Gitarren geblieben, die meine Anforderungen an Klang und Spielbarkeit erfüllten - aber
ich habe auch nie Gefallen an "Bastel-Gitarren" gefunden, da mir klar war, das das eine never ending Baustelle und
Geldvernichterei werden würde.

Interessanterweise ist die Gitarre, die ich in der Arbeitsband und somit fast am meisten spiele, diejenige, die einer
Bastel-Strat am nächsten kommt: `95er Fender American Standard Body (mit der "Furnier-Lackierung" aus dieser Zeit,
US-Standard Tremolo u. Potis ), Lindy Fralin PU´s und ein Tandler-Hals aus historisch korrekten Zutaten (der diese
Gitarre derart rettete, das ich mir zwei Jahre später von Jörg eine "komplette" Strat bauen ließ - die bis heute
unerreicht ist !) Diese gemixte Strat ist unzerstörbar, Hitze/Kälte ist ihr egal, der Polyester Lack sorgt dafür, das
der Schweiß nix optisch negatives anrichtet - und klanglich paßt sie optimal zu den Songs der 60er bis Heute !

Wer von einer Gitarre träumt, sollte diesen Traum ruhig angehen: ich habe viel zu viele Gitarristen erlebt,
die das nie versuchten, aus den verschiedensten Gründen heraus. Und sehr oft lag es an der Partnerin, die diesen
Geldeinsatz für "ne Klampfe" nicht einsah - aber den vergänglichen Geldeinsatz für einen Exoten-Urlaub in den Bahamas
als sinnvoll investiert betrachtete...!

Wenn ich dereinst auf dem Weg in die Kiste bin, werde ich bzgl. Gitarren jedenfalls nicht sagen "ach hätte ich doch...!"
(da werden andere Themen auf den Tisch kommen ;) )

Grüße
Rainer

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Big Al
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Re: Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

Beitrag von Big Al » Freitag 17. August 2018, 12:50

Mal ganz nüchtern betrachtet, ist doch auch eine Gitarre um die 5000€ Marke +/- garnicht so teuer. Selbst, wenn man Musik nur als Hobby betreiben würde und nicht, wie u.a. auch der Pfälzer damit wieder Geld verdient, sind doch andere Hobbies oftmals weitaus Kostenintensiver. Wir fahren z.b. Motorrad, was ich da schon investiert habe, da könnte ich ad hoc 4-5 L5 kaufen. Auch im Vergleich mit anderen hochwertigen Instrument. Wenn du z.b. total gerne und versiert Klavier spielst, da kriegst du doch für 5K noch nichts ordentliches. Man muss sich vielleicht in der Betrachtung einfach mal von den asiatischen Billighobeln verabschieden, mit denen man auch "irgendwie" Musik machen kann.

Für mich persönlich passen diese günstigen Instrumente bis 1000€, aber ich kann auch verstehen, wenn jemand sagt, ich will die 5-10% auch noch rausholen und deswegen kaufe ich mir noch ein besseres Instrument. Und ja, vom testen weiss ich, die sind auch oftmals eben noch besser, inspirierender weil es eben genauso klingt und nicht so ähnlich wie man es im Kopf hat.

Das mit den "Surrogaten" kann ich auch unterschreiben, ging mir oftmals auch so. Im Moment bin ich angekommen oder auch einfach durch meine zweite Leidenschaft, die analoge Fotografie etwas abgelenkt - aber wer weiss ;)
Denk da lieber nochmal drüber nach (Stoppok)

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sowatt
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Re: Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

Beitrag von sowatt » Samstag 18. August 2018, 16:18

Eine sehr schöne Geschichte, auch sehr gut geschrieben. Für mich kommt die Story genau zur
richtigen Zeit, da ich schon wieder auf der Jagd nach einer Stromgitarre bin. Jetzt ist mir klar
das ich lieber etwas warte und die nötige Summe in die Hand nehme um gleich "richtig" einzukaufen.

Denn merket auf: Auch ein zweitklassiger Spieler hat das Recht auf erstklassige Gitarren. ;)

Gruß
sowatt

Pfaelzers KSM

Re: Ellie oder: Wie ein Instrument inspirieren kann

Beitrag von Pfaelzers KSM » Samstag 18. August 2018, 16:38

sowatt hat geschrieben:Eine sehr schöne Geschichte, auch sehr gut geschrieben. Für mich kommt die Story genau zur
richtigen Zeit, da ich schon wieder auf der Jagd nach einer Stromgitarre bin. Jetzt ist mir klar
das ich lieber etwas warte und die nötige Summe in die Hand nehme um gleich "richtig" einzukaufen.

Denn merket auf: Auch ein zweitklassiger Spieler hat das Recht auf erstklassige Gitarren. ;)

Gruß
sowatt
Das freut mich wirklich sehr, dass meine Geschichte so inspirierend sein kann :banana01:


So, ind heute abend spielen wir (also Ulli, Elli und ich) auf einem privaten Fest, und es wurde ausdrücklich gewünscht, dass wir JAZZ machen sollen...also so richtigen... :shock:

Das wird Ellie aber Freude bereiten, mal 2 Stunden Standards, Fünfklänge und Swingachtel am Stück.
:mrgreen:

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