Spielgefühl vs. Klang

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FretNoize
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von FretNoize » Mittwoch 30. September 2015, 23:26

Ich hab seit kurzer Zeit einen Wechsel hinter mir: Von Tele und Strat hin zur Paula. Schon seit ewigen Zeiten hab ich als Bildschirmhintergrund eine LP, ob das der Auslöser war? :) Jedenfalls hab ich wegen Saitenriß (der zweite innerhalb einer Probe) in der Band mal meine Gitarre entnervt mit unserem Sänger getauscht, irgendeine Samick glaube ich, recht häßliches Teil, aber auf einmal hat das ganze viel besser gedrückt als mit der Tele. Also hab ich eine Edwards E-LP 130 gekauft und war vom Fleck weg super begeistert. Dann ist mir bei einem Gig eine Saite gerissen, und die Backupgitarre war total drucklos dagegen. Also hab ich hier inseriert, daß ich noch eine Edwards als Backup brauche, man gönnt sich ja sonst nix ...

Und so hat der Duke mir eine seiner Edwards verkauft, eine E-LP 98, und die ist sogar noch besser als meine erste, und das für den halben Preis der anderen. Die teure hat ganz leckere Duncan Antiquities, die orangene vom Duke hat die Standard Seymour Duncan SH1n / SH-4 Kombination, und die haut etwas mehr zu als die Antiquities. Nicht falsch verstehen, es geht mir nicht um laut, sondern um Druck und Präsenz. Und diese Gitarren können auch alte Vintage-Mojo-Klänge, z.B. den Hals PU ein wenig abregeln - toller, trocken-pappiger Klang mit Magie für mich. Das ganze dann noch mit einem Tremolo gewürzt...

Aber ich schweife ab: Bisher waren mir Humbucker immer zu dumpf - das hat sich jetzt geändert. Sicher muß man am Amp etwas mehr Höhen regeln oder den Brightschalter drücken. Die Edwards haben aber sehr viel schönere Höhen als ich das bisher mit Humbucker assoziiert habe, und selbst auf dem Hals-PU mulmt nix. Und die Edwards über den Van Weelden Overdrive, das ist eine richtig geile Geschichte...

Mein Referenzsound hat also grade eine 180-Grad Drehung gemacht.

Mickey schreibt:
Die eigentlichen klanglichen Unterschiede ähnlicher Instrumente sind meist zu vernachlässigen.
Das finde ich nicht. Wenn man sie einzeln spielt, vielleicht, aber im Bandkontext funktionieren einige, während andere recht ähnliche sang- und vor allem klanglos untergehen. Eine meiner ersten Gitarren, eine Blade Durango DD-2, Mahagonie, Humbucker, sollte ja den Edwards ähnlich sein. Oder noch besser, weil ähnlicher, meine okinol Gibson LP mit den Kloppmännern für über 300€ sollte dieselbe Funktion erfüllen - aber nein, sie drückt nicht. Perkussiv leichter Klang perlt duftig ans Trommelfell, während die Edwards eine musikalische HMS Majestic-Breitseite (74 Kanonen, https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Majestic_(1785)) abfeuert.
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telly45
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von telly45 » Donnerstag 1. Oktober 2015, 09:08

Holger,

die Edwards sind wirklich feine Teile. Mein Sänger und anderer Gitarrist in der Band hat ja auch eine ganze Reihe von denen, LP mit HB und P90, mit Bigsby, eine ES335, das sind durchwegs feine Gitarren für wirklich günstiges Geld. Sie klingen wie du sagst immer sehr druckvoll. In einer zwei Gitarrenband wie bei uns denke ich aber, dass dann die andere Gitarre frequenzmäßig etwas anders aufgestellt sein sollte. Deswegen spiele ich dann meine PRS mit P90 oder eine Strat. Das setzt sich gegen das druckvolle sehr gut durch (und klingt dabei auch nicht dünn oder quäkig) und ergänzt das Frequenzgefüge bestens. Meine Paula setze ich deswegen auch nur selten ein, zwei von denen sind mir in der Band oftmals zuviel.

Was mir an den Edwards wie dir auch sehr gut gefällt, ist dass sie von sich aus schon über ausreichend Höhen verfügen, egal welcher HB da drin ist. Für mich ein Qualitätsmerkmal einer guten Paula :thumbsup02:
Gruß Rainer

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Batz Benzer
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 1. Oktober 2015, 10:44

FretNoize hat geschrieben:Mickey schreibt:
Die eigentlichen klanglichen Unterschiede ähnlicher Instrumente sind meist zu vernachlässigen.
Das finde ich nicht. Wenn man sie einzeln spielt, vielleicht, aber im Bandkontext funktionieren einige, während andere recht ähnliche sang- und vor allem klanglos untergehen. Eine meiner ersten Gitarren, eine Blade Durango DD-2, Mahagonie, Humbucker, sollte ja den Edwards ähnlich sein. Oder noch besser, weil ähnlicher, meine okinol Gibson LP mit den Kloppmännern für über 300€ sollte dieselbe Funktion erfüllen - aber nein, sie drückt nicht. Perkussiv leichter Klang perlt duftig ans Trommelfell, während die Edwards eine musikalische HMS Majestic-Breitseite (74 Kanonen, https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Majestic_(1785)) abfeuert.
Moin Holger,

wenn Du Dir sicher sein willst, ob es gefühlte oder gehörte Unterschiede sind, kann ich Dir nur empfehlen, mit beiden Gitarren ein- und denselben Song einzuspielen und dann im Mix zwischen den beiden zu wechseln, oder noch besser: am besten lässt Du jemand anderen wechseln und sagst dann, wann gewechselt wurde. Noch viel besser: Mache einen Test hier im Board: Wann habe ich wo gewechselt o.ä. ...? :thumbsup03:

Gerade den "Druck" einer Gitarre spüre ich eher als dass ich ihn nachher "auf Band" höre. Aber ich mich nicht von mir auf Dich schließen: Probier's mal aus und sach bescheid, ja...? ;)

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von FretNoize » Donnerstag 1. Oktober 2015, 23:47

telly45 hat geschrieben: In einer zwei Gitarrenband wie bei uns denke ich aber, dass dann die andere Gitarre frequenzmäßig etwas anders aufgestellt sein sollte. Deswegen spiele ich dann meine PRS mit P90 oder eine Strat. Das setzt sich gegen das druckvolle sehr gut durch (und klingt dabei auch nicht dünn oder quäkig) und ergänzt das Frequenzgefüge bestens. Meine Paula setze ich deswegen auch nur selten ein, zwei von denen sind mir in der Band oftmals zuviel.

Da bin ich ganz bei Dir, unterschiedliche Frequenzverteilung macht absolut Sinn.

Batz, live hat das die Band gehört und das wird sich auch ins Publikum transportieren. Ob das auf einer Aufnahme rüberkommt, ist mir da nicht so wichtig. Vielleicht mach ich den Test mal, aber ich habs bisher nicht mal geschafft, Aufnahmen vom Van Weelden zu machen....
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von Manuel » Freitag 2. Oktober 2015, 08:39

FretNoize hat geschrieben:
telly45 hat geschrieben: In einer zwei Gitarrenband wie bei uns denke ich aber, dass dann die andere Gitarre frequenzmäßig etwas anders aufgestellt sein sollte.


Da bin ich ganz bei Dir, unterschiedliche Frequenzverteilung macht absolut Sinn.
Absolute Zustimmung! Bei uns spielen beide Gitarristen Les Paul (oder ähnliches, also Mahagoni-Planken mit Humbuckern),
aber wir spielen total unterschiedliches Zeux. Auch so kann man die Frequenzen bei ähnlichen Klampfen aufteilen ...
Grusz,

Manuel

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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 2. Oktober 2015, 10:23

FretNoize hat geschrieben:
telly45 hat geschrieben: In einer zwei Gitarrenband wie bei uns denke ich aber, dass dann die andere Gitarre frequenzmäßig etwas anders aufgestellt sein sollte. Deswegen spiele ich dann meine PRS mit P90 oder eine Strat. Das setzt sich gegen das druckvolle sehr gut durch (und klingt dabei auch nicht dünn oder quäkig) und ergänzt das Frequenzgefüge bestens. Meine Paula setze ich deswegen auch nur selten ein, zwei von denen sind mir in der Band oftmals zuviel.

Da bin ich ganz bei Dir, unterschiedliche Frequenzverteilung macht absolut Sinn.

Batz, live hat das die Band gehört und das wird sich auch ins Publikum transportieren. Ob das auf einer Aufnahme rüberkommt, ist mir da nicht so wichtig. Vielleicht mach ich den Test mal, aber ich habs bisher nicht mal geschafft, Aufnahmen vom Van Weelden zu machen....
Ja, aber die Frage ist, ob sich Dein Spielverhalten aufgrund des veränderten Spielgefühl entsprechend geändert hat und man das als Mitmusiker wahrnimmt oder den tatsächlichen Klangunterschied. ;)

Beziehungsweise ob man dann den Unterschied im Mix genau so wahrnimmt oder mit dem Abstand zur Aufnahme vernachlässigen kann; hierfür ist der beste Test m.E. der Beschriebene.

Ganz wichtig, Holger: Ich will gar nicht in Abrede stellen, dass unterschiedliche Instrumente derselben Gattung auch unterschiedlich klingen und auch nicht, dass Du das hörst, aber meiner Erfahrung zufolg kannste Du eine Paula durch eine andere im Mix ersetzen, ohne dass es auffallen würde, wenn man es nicht weiß.

Wenn Du mal Zeit und Lust zum Testen findest, würde ich mich freuen! :thumbsup03:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von FretNoize » Freitag 2. Oktober 2015, 10:55

Na, für Dich tu ich doch alles ;)
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Batz Benzer
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Re: Spielgefühl vs. Klang

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 2. Oktober 2015, 10:59

:prost:
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