Diet hat geschrieben:
Und ich habe etwas den Verdacht, dass man sich mit alten Gitarren eben einfach mehr beschäftigt und sich mehr auf sie einlässt und auch intensiver in sie "reinhört",
wenn man dann eben mal eine solche alte hat. Weil es eben alte Gitarren sind und das grundsätzlich schon mal irgendwie "geiler" ist.
Sicherlich spielt der Mojo einer alten Gitarre auch eine Rolle, vor allem eine emotionale. Tatsächlich bin ich aber jetzt nicht so der verklärte Vintage Romantiker und gehe auch an diese Baustelle mit dem nötigen Pragmatismus dran. Grundsätzlich ist es mir erstmal egal wie alt oder neu, billig oder teuer eine Gitarre ist. Meine olle Tele hat allerdings mehrere wirklich gute Instrumente verdrängt, die ich teilweise mit viel Zeit, Geld und Akribie nach meinen Bedürfnissen zusammengestellt habe und die locker auf Custom Shop Niveau mitspielten und ich mitunter schon einige Jahre hatte. Diese Tele hat einfach etwas, das ich seitdem bei jeder neuen Tele vermisst habe. Einen gewissen X-Factor, wenn man so will
. Es hat aber etwas gedauert, bis ich den ergründet habe. Trotzdem musste ich auch ein bisschen was ändern. Der Steg Pickup klang zwar großartig, war aber leicht mikrofonisch und der Neck Pickup klang mir etwas zu belegt. Dem konnte ich allerdings mit einem Satz Kloppmännern Abhilfe schaffen.
Es gibt aber natürlich auch viele alte Instrumente, die nicht besonders großartig sind. Man muss halt wirklich die guten finden, und das sind dann mitunter noch nichtmal die teuren.
Bei Akustikgitarren finde ich den Effekt übrigens noch viel dramatischer. Es gab da ein paar, von denen ich mich anfangs ein bisschen gewundert habe, was daran so besonders sein soll, die ich aber nach ner Stunde nie wieder aus der Hand geben wollte.
Bei einer akustischen kann man sich allerdings leicht durch frische Saiten blenden lassen. Meiner Meinung nach offenbart eine wirklich gute Akustikgitarre ihre wahren Qualitäten erst, wenn die Saiten schon eine ganze Weile (ein paar Wochen oder sogar Monate) eingespielt sind. Vor allem beim Recording. (Nicht umsonst verwahren viele Studio Cracks in Nashville ihre alten Saiten....
) Spielt man dann aber ein ähnliches Modell mit ganz frischen Saiten dagegen, klingt dieses auf Anhieb fast immer erstmal attraktiver.
Aber es stimmt natürlich auch, dass es genau so herausragend gute neue Instrumente gibt. Ich habe mir mal bei einem Freund eine relativ eherkömmliche SG ertauscht (und ich habe SGs immer gehasst). Die ist so gut und so besonders, dass ich mir schwer vorstellen kann, jemals eine zweite zu finden, die mir so gut gefällt. Mit der macht es mir sogar nichts aus, beim Slide spielen wie ein Derek Trucks Ripoff auszusehen...
Andersrum gibt es aber auch immer wieder sehr gute neue Gitarren, die auf Anhieb mit einem wirklich schönen und ausgewogenen Sound imponieren, die dann aber nach einer Weile eine gewisse Kühle und Langeweile ausstrahlen, da ihnen vor lauter Perfektion irgendwie der Charakter fehlt. Das ging mir z.B. schon ganz oft bei PRS, Duesenberg und Taylor so...
Gruß
Gurki