Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

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uwich
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Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von uwich » Samstag 26. Oktober 2019, 19:19

Ich wurde kürzlich nachdenklich und beginne zu zweifeln, ob der Ratschlag, nicht "blind zu bestellen - Anfassen und Antesten" wirklich immer angebracht ist. Meine Erfahrung der letzten 12 Jahre, in denen sehr viele Gitarren kamen und auch wieder gingen, zeigt, dass die Gitarre erst nach Saitenwechsel, Säuberung und Einstellung auf die persönlichen Vorlieben wirklich ihren Charakter zeigt.

Im Gitarrenladen (bei mir wäre das immer mit mind. 1 Stunde Autofahrt verbunden) kann die angestrebte Traumgitarre mit rostigen Saiten, furchtbarer Saitenlage und versifftem Griffbrett sowie nach 6 Jahren an der Wand abgehängt und verstimmt auf mich warten und die junge Liebe ist sicher gleich dahin. Und bei Kauf wird dann eh die originalverpackte aus dem Lager gezogen. Oder umgekehrt.

Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Gitarren, die mich spontan begeisterten, anschließend zu Hause mau und mittelmäßig wirkten und wieder verkauft wurden. Und es gab auch schon Gitarren, die mich anfangs enttäuschten und die nach "Service" langjährige Begleiterinnen wurden.

Es scheint dummerweise wie immer zu sein: die "Wahrheit" ist viel komplexer als gedacht. Oder ich mache mir es zu komplex......... Will doch nur spielen.
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OhNoNoNo
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von OhNoNoNo » Sonntag 27. Oktober 2019, 11:27

uwich hat geschrieben:
Samstag 26. Oktober 2019, 19:19
Ich wurde kürzlich nachdenklich und beginne zu zweifeln, ob der Ratschlag, nicht "blind zu bestellen - Anfassen und Antesten" wirklich immer angebracht ist. Meine Erfahrung der letzten 12 Jahre, in denen sehr viele Gitarren kamen und auch wieder gingen, zeigt, dass die Gitarre erst nach Saitenwechsel, Säuberung und Einstellung auf die persönlichen Vorlieben wirklich ihren Charakter zeigt.
Ja, isso. Glibberige Gitarren fasse ich im Laden garnicht erst an. Einmal nur den Hals angefasst und die 'dreckige' Wahrheit ist raus. Stehenlassen.
uwich hat geschrieben:
Samstag 26. Oktober 2019, 19:19
Im Gitarrenladen (bei mir wäre das immer mit mind. 1 Stunde Autofahrt verbunden) kann die angestrebte Traumgitarre mit rostigen Saiten, furchtbarer Saitenlage und versifftem Griffbrett sowie nach 6 Jahren an der Wand abgehängt und verstimmt auf mich warten und die junge Liebe ist sicher gleich dahin. Und bei Kauf wird dann eh die originalverpackte aus dem Lager gezogen. Oder umgekehrt.
Hier empfehle ich den Ballungsraumfred. :P Mein Gitarrenikea befindet sich fünf Mopedminuten von meinem Arbeitsplatz entfernt. Kann also alle sauberen Gitarren schnell in Augenschein nehmen und einem Glibbertest unterziehen. :smoke01:
uwich hat geschrieben:
Samstag 26. Oktober 2019, 19:19
Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Gitarren, die mich spontan begeisterten, anschließend zu Hause mau und mittelmäßig wirkten und wieder verkauft wurden. Und es gab auch schon Gitarren, die mich anfangs enttäuschten und die nach "Service" langjährige Begleiterinnen wurden.

Es scheint dummerweise wie immer zu sein: die "Wahrheit" ist viel komplexer als gedacht. Oder ich mache mir es zu komplex......... Will doch nur spielen.
Ja, kann ich bestätigen. Die "Wahrheit" liegt wohl tatsächlich irgendwo in der Mitte. :|
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partscaster
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von partscaster » Sonntag 27. Oktober 2019, 12:19

uwich hat geschrieben:
Samstag 26. Oktober 2019, 19:19
Ich habe schon die Erfahrung gemacht, dass Gitarren, die mich spontan begeisterten, anschließend zu Hause mau und mittelmäßig wirkten und wieder verkauft wurden. Und es gab auch schon Gitarren, die mich anfangs enttäuschten und die nach "Service" langjährige Begleiterinnen wurden.
Mit dieser Erfahrung bist du nicht alleine. :)

Ich gehe gerne in Gitarrenläden und spiele Instrumente an, die gar nicht so sehr auf meinem Radar sind. Also welche, die ich sehr wahrscheinlich auch nicht zum probieren ordern, oder einfach mal nebenbei aus den Kleinanzeigen kaufen würde. Ansonsten habe ich in den letzten 30 Jahren auch viele Erfahrungen gemacht, bei denen ich für den heute so unkomplizierten Fernabsatz dankbar bin. Die meisten davon haben mit verhinderten Rockstars als Verkaufspersonal zu tun. :mrgreen:

Eine Gitarre in Ruhe und in der eigenen Umgebung zu probieren ist schon ein großer Gewinn.

Grüße
Michael

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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von OhNoNoNo » Sonntag 27. Oktober 2019, 12:29

partscaster hat geschrieben:
Sonntag 27. Oktober 2019, 12:19
... Ansonsten habe ich in den letzten 30 Jahren auch viele Erfahrungen gemacht, bei denen ich für den heute so unkomplizierten Fernabsatz dankbar bin.
... ...
Eine Gitarre in Ruhe und in der eigenen Umgebung zu probieren ist schon ein großer Gewinn.
Stimmt alles. Finde es allerdings extrem lästig so einen Trümmer wieder zur Post zu schleppen und zurück zu senden. :|
Gehe dann lieber direkt in den Laden. Für mich weniger Aufwand und zurückgeben geht dann einige Tage nach dem Kauf immer noch.
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von Molle » Sonntag 27. Oktober 2019, 12:39

ich hab noch nie eine vor dem kauf ausprobiert. und ich hab auch nur zweimal neu gekauft. das war 1984 und 1988.
ansonsten hab ich gebraucht von privat im internet gekauft, und zwar nach optik. mit den allermeisten habe ich mich gut angefreundet und sie dürfen bei mir wohnen bleiben.

bei amps und boxen bin vorsichtiger. die müssen an den strom, sonst tu ichs nicht. hab mir schon mal einen mit einem kaputten speaker (von zweien) andrehen lassen. :motz01:
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partscaster
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von partscaster » Sonntag 27. Oktober 2019, 12:40

OhNoNoNo hat geschrieben:
Sonntag 27. Oktober 2019, 12:29
partscaster hat geschrieben:
Sonntag 27. Oktober 2019, 12:19
... Ansonsten habe ich in den letzten 30 Jahren auch viele Erfahrungen gemacht, bei denen ich für den heute so unkomplizierten Fernabsatz dankbar bin.
... ...
Eine Gitarre in Ruhe und in der eigenen Umgebung zu probieren ist schon ein großer Gewinn.
Stimmt alles. Finde es allerdings extrem lästig so einen Trümmer wieder zur Post zu schleppen und zurück zu senden. :|
Gehe dann lieber direkt in den Laden. Für mich weniger Aufwand und zurückgeben geht dann einige Tage nach dem Kauf immer noch.
Bei mir ist die Post nur ca. 500 Meter entfernt. ;) Und durch die aktuellen Systeme, bei denen man bei vielen Läden nicht mal mehr einen Versandaufkleber drucken muss, ist das alles schon stressfreier als die Reise in andere Bundesländer, die ich sonst auf mich nehmen muss. Der nächste Laden mit kleinerer Auswahl ist ca. eine Stunde Autofahrt entfernt. Die nächste größere Auswahl ist bei wenig Verkehr mindestens 1,5 Std./160 Km weit weg.

Grüße
Michael

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Diet
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von Diet » Sonntag 27. Oktober 2019, 15:22

Moin,

Ich glaube, ob eine Gitarre wirklich passt und bleibt, das weiß man eh erst nach ein paar Wochen oder Monaten.

Meine beiden Lieblingsgitarren habe ich beide blind gekauft.
Die kamen beide per Post.

Manche Stangengitarre ist ja auch nach einem Setup beim Gitarrenbauer schnell in einer ganz anderen Liga.
Zumindest was Haptik und Bespielbarkeit angeht.
Ich wage sogar zu behaupten, das trifft auf die meisten zu. Jedenfalls meiner Erfahrung nach.
Ich hatte bisher eigentlich nur eine Gitarre, bei der sofort alles richtig gut war. Das war meine Gibson ES.
Alle anderen haben die Sättel und die Bünde überarbeitet bekommen und waren erst dann wirklich ok.

Ich glaube, es kommt auch echt auf den Laden an. Aber welcher Laden hat denn schon jemanden, der sich wirklich jede
Gitarren richtig zur Brust nimmt und auf Vordermann bringt, bevor sie dort testbereit steht oder hängt?

Das Online Rückgaberecht ist zwar leider eine ökologische Katastrophe, hat ja aber so manchen Vorteil gegenüber dem Test im Laden.
Man bekommt alles ohne Umwege.
Lübeck ist z.B. keine wirklich kleine Stadt. Wenn ich aber sehe, was ich hier im Laden für eine Auswahl zum Antesten habe... das ist lachhaft, eigentlich gar nix.

Wenn ich etwas bestimmtes möchte, muss eh bestellt werden. Manchmal sogar in größeren Läden.
Warum sollte ich dann über den Laden bestellen, was ich mir auch nach Haus liefern lassen kann?
Da hab ich viel mehr Ruhe, am nächsten oder übernächsten Tag kann vieles schon ganz anders sein, und
ich hab meine gewohnte Umgebung und das Gewohnte hinter der Gitarre parat.

Im Laden kaufen bedeutet für mich heute eigentlich nur noch "Zufallsfund und das Geld gerade über".
Und ob der Zufallsfund dann bleibt... siehe Satz 1 ganz oben :D

Gruß Diet

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BruderM
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von BruderM » Sonntag 27. Oktober 2019, 17:04

Mit geht das auch so,
ausserdem stelle ich fest, daß ich selbst auch in unterschiedlicher Verfassung bin und somit das Testen mehr oder weniger erfolgreich. Ich gehe so 1-2mal im Jahr zum Store nach Köln und hab da schon eine Gretsch Dobro vor Begeisterung spontan gekauft, ein anderes Mal fasse ich verschiedene Gitarren an und obwohl ein Testamp verfügbar ist, bin ich irgendwie nicht frei und locker und nichts kann mich begeistern....
Ich habe auch schon "blind" bestellt und z. Bsp. eine PRS-SE ist eine meiner Lieblingsgeigen geworden.....
Gruß
Marc
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Magman
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von Magman » Sonntag 27. Oktober 2019, 22:16

Interessantes Thema, bei dem was mich selbst betrifft beide Seiten die Waage halten. Seien wir mal ehrlich, wir suchen doch immer mit den Augen aus! Man stöbert beim T oder S herum und sieht eine Gitarre die einem sofort gefällt. Man stellt sich vor, wie sie wirkt wenn man sie umhängen hat und dann weiß man: die mag ich! Klar, ist auch immer eine Preissache. Wer kann es sich schon leisten Spontankäufe beim F oder G Customshop zu machen. Meist sind es eher günstigere Instrumente die man bestellt, oder?
Ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht, das diese nie lange bleiben, weil es eben besser geht. Premiuminstrumente teste ich immer im Laden an, denn dort hat man den direkten Vergleich zu anderen Modellen dieser Klasse. Die klingen ja eben auch alle anders! Und so sucht man sich dann sein Modell aus. Dann wird es schwer für andere Gitarren und man findet etwas Ruhe. Optisch habe ich selbst schon schönere Gitarren für mich gefunden, aber klanglich nicht. Gut so ;)

Nebenbei: seitdem ich meine Challenger Korina schwarz habe lackieren lassen ist es meine No1 geworden. Ich mochte das *sorry* Ikea Design einfach nicht mehr, hatte sie deshalb vernachlässigt. Ich wusste aber das es mein bislang bestes Pferd im Stall war und ist. Wer eine solche Gitarre umbauen lässt muss eigentlich nen Riss in der Schüssel haben. Aber der Plan ging voll auf!
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Blumenpflücker
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Re: Anfassen und Antesten kritisch hinterfragt

Beitrag von Blumenpflücker » Sonntag 27. Oktober 2019, 22:49

Moin zusammen,
bin bei Mag. Ist ein interessantes Thema. Abteilung grindige Testgitarren. Hier gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder das Teil gleich wieder zurückstellen,legen, oder trotzdem antesten und den Grundcharacter rausfinden. Ist der OK, könnte man nach einer "Frischen" fragen und den erste Eindruck gegentesten. Was ich auch so täte, wenn ich mich schon beim Aussteller zu kauf entschieden habe. Könnt ja sein, die Lagergitarre ist eine Gurke und der Aussteller eine von 1000..... ;-)
Ich möchte nicht absprechen, das es mal eine Gitarre "abgespielt" in den Verkaufsraum schafft, bzw. dort einfach nicht gewartet wird. Für mich wäre das aber spätestens nach der dritten Testgitarre(hintereinander von der Wand genommen) ein Grund in dem Laden kein Instrument zu kaufen.
Musik; Ein FUZZ ohne Boden.

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