Vintage

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bluesation
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Re: Vintage

Beitrag von bluesation » Montag 1. Juni 2015, 10:57

Ich habe oft mehr Fragen als Antworten und stelle auch gerne Fragen die die Sache in Frage stellen. Findet man dann belastbare Antworten, ist an der Sache was dran, ansonsten ...!

Ist denn Vintage im Zusammenhang mit Gitarren ein fest definierter Begriff? Wenn ich hier so quer lese, 80er Vintage Schätzchen usw. und mal Autos heranziehe, dann ist es doch wohl so, dass alles was älter ist als 30 Jahre als Vintage gilt. Nehmen wir das mal so an.

Dann beträgt der Unterschied zwischen einer 85er Strat und 55 Strat 30 Jahre, also 2 mal Vintage, ist also doppelt so alt. Wirft man die trotzdem in einen Topf, alles Vintage?
Eine Gitarre, die heute 25 Jahre alt ist, ist in 5 Jahren Vintage. Ist sie in 5 Jahren besser als heute? Eine Gitarre heute 30 Jahre alt, heute Vintage, ist sie heute besser als vor 5 Jahren? Wenn man diese Frage mit nein beantwortet, wie kann man dann sagen, eine Vintage Gitarre ist immer besser, selbst wenn man sich nur auf selbst gespielte Probanten bezieht?

Worauf ich hinaus will, ist Vintage nicht eigentlich ein zu schwammiger Begriff um zu diskutieren ob heute oder Vintage?

Anschlussfrage: Nehmen wir mal eine Strat aus 60-65. Die kostet ein mehrfaches wie eine Serien, Custom oder Masterbuild. Warum?
Klar, Angebot und Nachfrage, Liebhaberei usw. Aber das gibt es bei anderen Sammelobjekten auch. zb. Oldtimer. Selbst beliebte und gesuchte Modelle sind da nicht so teuer wie Neufahrzeuge. Autonarren gibt es bestimmt auch viel mehr. Spezialfälle wie 59 LP und Mercedes SL oder Pagode lassen wir mal außen vor, mit dem Einzelfall lässt sich bekanntlich alles beweisen).
Gibt es noch andere Gebiete, wo die Vintage Schätzchen so deutlich teurer sind als Neuware, so es diese Dinge noch als Neuware gibt?
Gruß Tom

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guitman
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Re: Vintage

Beitrag von guitman » Montag 1. Juni 2015, 11:52

bluesation hat geschrieben:Gibt es noch andere Gebiete, wo die Vintage Schätzchen so deutlich teurer sind als Neuware, so es diese Dinge noch als Neuware gibt?
Eine alte, gut klingende Gitarre hat immerhin einen (u.U. einzigartigen) Nutzwert. Nicht umsonst werden viele Aufnahmen immer noch mit Vintage-Gitarren gemacht - sofern verfügbar.
Alte Gitarren, die nicht gut klingen und schlecht bespielbar sind, erzielen i.d.R. auch keine hohen Liebhaber-/Sammlerpreise. Außer Jimi hat sie verbrannt o.ä. :)

Eine Apple I (gerade aktuell in den Schlagzeilen) ist dagegen nur ein reines Sammler- und/oder Spekulationsobjekt.

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Diet
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Re: Vintage

Beitrag von Diet » Montag 1. Juni 2015, 12:30

guitman hat geschrieben:
Diet hat geschrieben:das sind genau die Feinheiten, auf die ich hinaus will in diesem Thread :)

die Sätze würden bedeuten, wer ein neues Instrument gleicher Art zum gleichen Preis eines alten "Vintage" Exemplars kauft, der macht was falsch?

Was bringt Dich zu der Meinung?
Eine 330 bekommt man wohl wirklich neu und alt für 3500.
Wer in diesem Fall die neue kauft ist also "selbst" Schuld? :D
Ich habe in den letzten Jahren die Möglichkeit gehabt, viele alte Gitarren intensiv zu testen und ...

und weiter..
Hi,

klasse, danke für die aufschlussreichen Antworten.

Gruß Diet

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Diet
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Re: Vintage

Beitrag von Diet » Montag 1. Juni 2015, 12:39

bluesation hat geschrieben: Gibt es noch andere Gebiete, wo die Vintage Schätzchen so deutlich teurer sind als Neuware, so es diese Dinge noch als Neuware gibt?
Hi,

ich könnte mir das z.B. gut bei Comics, Modelleisenbahn/Automodell-Kram, Uhren,
anderen Musikinstrumenten wie z.B. Saxofonen, Geigen, Celli u.s.w. vorstellen.
Aber da bin ich nicht drin, das weiß ich nicht genau.

Gruß Diet

Mintage
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Re: Vintage

Beitrag von Mintage » Montag 1. Juni 2015, 15:07

Moin,

in der Gitarrenbranche ist der Begriff "Vintage" unter den Händlern u. Sammlern (weltweit) klar definiert: er betrifft die Instrumente und Verstärker aus einer (!) bestimmten Epoche der Fertigung - und somit auch der verwendeten Materialien u. der Art der Fertigung!

Bei Fender betrifft es die Gitarren bis einschließlich Bj. 1965 (danach erfolgte der Verkauf an CBS...) sowie alle Amps, bis ca. 1966 (sprich Blackface Amps - Silverface Amps gehören nicht mehr dazu)

Bei Gibson betrifft es die Gitarren bis einschließlich Bj. 1960

Gretsch bis Mitte der 60er und Rickenbacker ebenso.

Bei Marshall alle Amps der 60er sowie auch bei Vox - und manche nehmen noch die ersten Hiwatt-Amps dazu.


Das findige Laden-Besitzer und Gitarristen seit Jahren auch grottige Siebziger-Jahre-Teile dazu zählen (unfaßbare Preise bei Guitarpoint für 70er Strats), das mittlerweile jedes Teil, was irgendwie 20 Jahre alt ist, als Vintage bezeichnet wird, das liegt allein an der Unkenntnis der Thematik.

Grüße
Rainer

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vagabund
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Re: Vintage

Beitrag von vagabund » Montag 1. Juni 2015, 15:16

Mir ist das egal, ich hab´ halt nur´n Sack voll älterer Gitarren. Sollen die Fachleute die Begrifflichkeiten diskutieren.

Aber: wenn nicht meine Gitarren, bin vielleicht ich schon vintage :o :shock:
geh' mir weg mit deiner Lösung, sie wär' der Tod für mein Problem (Annett Louisan)

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Deluxeplayer
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Re: Vintage

Beitrag von Deluxeplayer » Montag 1. Juni 2015, 17:24

Hi Mintage!
Mintage hat geschrieben:Moin,

in der Gitarrenbranche ist der Begriff "Vintage" unter den Händlern u. Sammlern (weltweit) klar definiert: er betrifft die Instrumente und Verstärker aus einer (!) bestimmten Epoche der Fertigung - und somit auch der verwendeten Materialien u. der Art der Fertigung!

...

dass mittlerweile jedes Teil, was irgendwie 20 Jahre alt ist, als Vintage bezeichnet wird, das liegt allein an der Unkenntnis der Thematik...

Ja, absolut richtig :thumbsup03:



Ein kleiner Einspruch:
Mintage hat geschrieben:...Bei Gibson betrifft es die Gitarren bis einschließlich Bj. 1960...
Ich bin ziemlich sicher, dass bei Gibson ´69 der "breaking point" war/ist - eben der Beginn der "Norlin-Era"...
60er-Jahre-Gibsons (und Epiphones!) sind zwar bei Weitem nicht so gesucht + teuer wie die früheren, gelten aber durchaus allgemein noch als "vintage".


LG - C.

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Wizard
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Re: Vintage

Beitrag von Wizard » Montag 1. Juni 2015, 19:02

Deluxeplayer hat geschrieben: Ich bin ziemlich sicher, dass bei Gibson ´69 der "breaking point" war/ist - eben der Beginn der "Norlin-Era"...
60er-Jahre-Gibsons (und Epiphones!) sind zwar bei Weitem nicht so gesucht + teuer wie die früheren, gelten aber durchaus allgemein noch als "vintage".
Alles aus den 60ern (Instrumente etc.) ist definitiv vintage. Ob gut oder nicht so gut.
Epis aus den 60ern waren meistens richtig gut, Gibson Les Pauls wurden ungefähr zwischen 1961 und 1967 gar nicht mehr gebaut.

Für mich endet der Begriff 'Vintage' mit Ende 1969. Die 70er als Vintage zu bezeichnen ist mMn Augenwischerei und Wunschdenken. :tuete01:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Magman
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Re: Vintage

Beitrag von Magman » Montag 1. Juni 2015, 20:41

Mintage hat geschrieben: Das findige Laden-Besitzer und Gitarristen seit Jahren auch grottige Siebziger-Jahre-Teile dazu zählen....

Grüße
Rainer

Das ist aber schon starker Tobak Rainer, oder meinste nicht? ;)
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STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Deluxeplayer
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Re: Vintage

Beitrag von Deluxeplayer » Montag 1. Juni 2015, 21:53

Hi!

Naja... die Welt verändert sich halt ständig.
Vor Jahren dachte man noch nicht daran, dass die Zukunft evtl. noch schlechter werden würde ;)
Da galten z.B. silverface Fender-Amps noch als "nich so juut" - heute sind sie aber dann doch noch erheblich besser als die üblichen Reissues etc.
Verstärker aus China in Platinenbauweise rufen heute ähnliche Preise auf wie ein silverface Fender oder ein 70er-Jahre Marshall.
Andernorts ist man ganz verrückt nach Kopien aus Japan - die im Rückblick ja auch von Jahr zu Jahr besser (und teurer) werden ;)
Und tatsächlich - angesichts der Preisentwicklung für aktuelle Gitarren aus China + wer-weiß-woher - fängt das ja alles schon an echt super auszusehen! Da sind doch 2 Riesen für eine Tokai schon fast erträglich:

http://kleinanzeigen.ebay.de/anzeigen/s ... ref=search


Aber klar - "vintage" ist halt zu einem schludrigen Marketing-Begriff geworden (siehe z.B. die Firma die Herrn Blugs Signature-Modell baut...), und wir gehören vermutlich zu den letzten die sich dessen überhaupt noch bewusst sind :|


LG - C.

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