Vintage

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guitman
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Re: Vintage

Beitrag von guitman » Dienstag 2. Juni 2015, 11:07

Ich habe den Begriff Vintage immer übersetzt mit "von damals, aus den Anfangszeiten". Kann man auf ein Modell oder eine Firma beziehen.
Die klassischen Ibanez-E-Gitarren (AS, GB, AR ...) aus den Siebzigern als Vintage zu bezeichnen halte ich daher für legitim.
Siebziger Jahre Strats und Teles dagegen sind natürlich nicht Vintage, das ist reines Marketinggesabbel zwecks Preistreiberei. Das sind einfach 40 Jahre alte Gitarren eines Modells, das bereits ca. 60 Jahre existiert.
Und eine 10 oder 20 Jahre alte Gitarre als Vintage zu bezeichnen, nur weil sie zu dem Zeitpunkt erstmals erschienen ist, passt natürlich auch nicht. Eine neutrale Aussage wie "1. Baujahr" ist da angebrachter.
Aber das soll jeder halten, wie er will. Lustig sind manche "Vintage"-Anzeigen dennoch :lol02: .

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Magman
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Re: Vintage

Beitrag von Magman » Dienstag 2. Juni 2015, 12:49

WiKi hat geschrieben:

Vintage (engl. Adjektiv für hervorragend; altehrwürdig; alt; erlesen)

Begriffsverwendung und -Herkunft Vintage

Die Bezeichnung Vintage wird bei Musikinstrumenten, die in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden, häufig als werbender Marketingbegriff verwendet, der auf einer Bevorzugung bestimmter klanglicher Eigenschaften basiert. Diese Klangeigenschaften sind ungenau definiert und stehen häufig im Zusammenhang mit dem musikalischen Schaffen populärer Künstler aus dieser Zeit. Folglich ist Vintage zwar ein markttechnischer Begriff, er bezieht sich jedoch auf rein geschmackliche Vorlieben und häufig auf das musikalische Schaffen einer bestimmten Periode.

Vintage bedeutet wörtlich Weinlese oder auch Jahrgang eines Weines, und Vintage-Instrumente stammen wie erlesene Weine aus besonders guten Jahrgängen. Nicht jedes alte Instrument ist zwangsläufig ein Vintage-Instrument; bereits zu Zeiten von deren Herstellung wurden auch Instrumente gebaut, die keine herausragenden Klangeigenschaften aufweisen können. In der englischen Sprache kann Vintage sowohl „altmodisch“ als auch „erstklassig“ bedeuten.

Bei Musikinstrumenten meint Vintage besonders ausgesuchte alte Jahrgänge oder aber ältere, besonders erlesene Einzelinstrumente oder Baureihen. Oft wird in diesem Zusammenhang jedes alte Instrument als „Vintage“ bezeichnet; dies ist aber ein falscher Gebrauch des Begriffes.


E-Gitarren

Als Vintage gelten beispielsweise so gut wie alle E-Gitarren des Modells Gibson Les Paul aus den 1950er-Jahren. Zu dieser Zeit wurde beim Instrumentenbauunternehmen Gibson auf handwerklich höchstem Niveau gearbeitet. Für den Bau der Instrumente wurden meist hochwertige Hölzer verwendet, die heute aus Gründen des Naturschutzes (Artenschutzabkommen) nicht mehr verfügbar sind oder aber sehr hohe Verkaufspreise bewirken würden. In den 1970er-Jahren hatte bei Gibson unter Konkurrenz- und Kostendruck die Qualität der Verarbeitung nachgelassen; außerdem wurden wesentlich billigere Hölzer als zuvor verbaut. Daher sind die wenigsten Gibson-Gitarren der 1970er-Jahre als Vintage zu bezeichnen. Sie sind zwar alt, aber nicht von ausgesuchter Qualität.

Als Vintage gelten auch so gut wie alle Fender-E-Gitarren und E-Bässe aus der Zeit bevor der US-Konzern CBS Corporation die Firma Fender übernahm, der die Produktion rationalisieren ließ – woraufhin die Qualität der von Fender hergestellten Instrumente angeblich nachließ.

Vintage-Instrumente sind seit einigen Jahren bei E-Gitarren eine Mode geworden. Zu Zwecken der Verkaufsförderung und Preissteigerung werden auch Instrumente minderer Herstellungsqualität, die 30 Jahre oder älter sind, fälschlicherweise als „Vintage“ bezeichnet und teilweise zu übersteigerten Preisen gehandelt. Bevor diese Vintage-Mode etwa in den 1990er-Jahren aufkam war es häufig möglich, alte und sehr hochwertige und hervorragend erhaltene E-Gitarren und -Bässe zu sehr günstigen Preisen zu erwerben, weil kaum jemand dazu bereit war, für gebrauchte Instrumente höhere Preise als für fabrikneue zu zahlen.

Ein Vorteil von sehr gut erhaltenen Vintage-Gitarren ist, dass in vergangenen Jahrzehnten noch exklusive Tropenhölzer von besonderen klanglichen Eigenschaften verbaut werden konnten, deren Verwendung heute unbezahlbar oder illegal wäre. Auch war der industrielle Instrumentenbau in früheren Jahrzehnten weniger auf möglichst hohe Produktionszahlen ausgerichtet, so dass die von den Herstellern angekauften Tonhölzer länger lagern und trocknen konnten, bevor sie verbaut wurden. Langsam und lange getrocknete Hölzer tragen zur Verbesserung des Instrumentenklangs bei. Außerdem sollen Musikinstrumente an Klangqualität gewinnen können, wenn die verbauten Hölzer durch beständiges Spielen der Instrumente „eingeschwungen“ worden sind. Der Nachteil der Vintage-Mode ist heute in erster Linie der für die meisten Musiker unerschwingliche Sammlerpreis von hochwertigen alten Instrumenten.

Also spielten Kollege Hendrix und Blackmore keine Vintage Gitarren :roll: :afro: :mad01: :pray02: :mrgreen:
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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vagabund
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Re: Vintage

Beitrag von vagabund » Dienstag 2. Juni 2015, 13:06

Mintage hat geschrieben: Diese Klassifizierung begann bereits Mitte der der 70er.
Wenn dem so ist, dann bin ich auf´n völlig verkehrten Dampfer.

Das stimmt dann in keiner Weise mit dem Überein, was ich als "Vintage" ansehe. Mitte der 70er waren die jüngsten Vintage-Klampfen
ja gerade mal eingespielt.

Was ich nachvollziehen könnte, wäre, wenn man dieser "Epoche" oder diesem "Zeitalter" bis 1970 einen Namen gegeben würde wie vergleichbar
"Barock" oder "Rennaissance" oder was auch immer. Aber Vintage paßt da (m.M.n.) nicht.
geh' mir weg mit deiner Lösung, sie wär' der Tod für mein Problem (Annett Louisan)

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Re: Vintage

Beitrag von Deluxeplayer » Dienstag 2. Juni 2015, 13:29

Hi!
vagabund hat geschrieben:...Was ich nachvollziehen könnte, wäre, wenn man dieser "Epoche" oder diesem "Zeitalter" bis 1970 einen Namen gegeben würde wie vergleichbar
"Barock" oder "Rennaissance" oder was auch immer. Aber Vintage paßt da (m.M.n.) nicht.
Ja, "Vintage" IST der Name den man dieser Epoche gegeben hat ;)

LG - C.

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Re: Vintage

Beitrag von bluesation » Dienstag 2. Juni 2015, 13:40

Der Verlauf unseres kleinen Diskurses zeigt für mich, dass jeder mit Vintage etwas anderes verbindet. Ob dem so ist, wollte ich durch meine Fragestellung herausfinden.
So einfach Diets Ausgangsfrage auch ist, da fast jeder den Begriff Vintage für sich etwas anders faßt, sind die Antworten nicht so eindeutig, wie sie klingen. Kein Problem, wenn man sich darüber klar ist.

Ich finde Vintage als Begriff für eine bestimmte Epoche (Zeitabschnitt), sagen wir von 45 - 69, gut. Wenn man, wie in dem Wiki Artikel, sich nur auf erlesene Instrumente bezieht, kommt schon wieder ein Unschärfe ins Spiel.
Gruß Tom

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vagabund
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Re: Vintage

Beitrag von vagabund » Dienstag 2. Juni 2015, 13:45

Deluxeplayer hat geschrieben:
Ja, "Vintage" IST der Name den man dieser Epoche gegeben hat ;)

Ok, aber dann soll sich hinterher keiner wundern, dass es Probleme bei dieser Begrifflichkeit gibt. Wenn selbst im Gitarrenforum die Meinungen auseinandergehen kann´s ein Außenstehender, der diese Begrifflichkeit aus anderen Bereichen her kennt, dieses nur mit seinem "Allgemeinwissen" zu Vintage beurteilen. Und schon paßt es nicht.

Cleverer hätte ich es gefunden, einen Namen zu wählen, der in seiner Bedeutung nicht auch anderweitig belegt ist.

Aber jetzt isset ja zu spät :mrgreen:
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Re: Vintage

Beitrag von uwich » Dienstag 2. Juni 2015, 13:56

Es ist allgemein etwas blödsinnig, wenn sich Deutsche in Deutschland über die Definition eines in Deutschland widersprüchlich verwendeten englischen Wortes streiten.
Für diesen Zweck würden sich eher Wörter wie "historisch", "altehrwürdig" oder einfach "alt" anbieten.

Nebenbei bemerkt empfinde ich bei dem Wort "Vintage" ausschließlich negative Assoziationen in Richtung: Marketingstrategie, ewig gestrig, trauert der Jugend nach, .....
Der Anblick und das Befühlen einer alten Gitarre aus den 50igern und 60iger Jahren löst bei mir auch keine Emotionen wie Erfurcht oder Erstaunen aus. Mich interessiert dabei, wie sie gemacht wurde, wie sie sich anfühlt, spielen lässt, klingt. Vielleicht bin ich einfach mit 43 Jahren zu jung. Meine musikalische Jugend waren Ende 80iger und die 90iger. Da waren die Frisur und das Motiv auf dem T-Shirt wichtiger als die Gitarre......
Musikarbeiter

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Re: Vintage

Beitrag von vagabund » Dienstag 2. Juni 2015, 14:20

uwich hat geschrieben: ... in Deutschland widersprüchlich verwendeten englischen Wortes streiten.
... und diesen dann noch für einen exakt festzulegenden Zeitabschnitt zu gebrauchen ;-)

Aber wenn man´s genau nimmt, müßte man wissen, ob die Begrifflichkeit zum Zeitpunkt ihrer erstmaligen Verwendung
für die Bezeichnung einer bestimmten Gitarrengattung schon genauso widersprüchlich belegt war.

Oder ob erst in den letzten Jahre dieser Begriff für alles was alt und staubig ist gebraucht wird. Wo ja heute alles "hip" ist,
was alt ist. Oder rostig. Oder kaputt. Ist doch alles irgendwie "Chabby-Chick" :irre01:
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Re: Vintage

Beitrag von Gurkenpflücker » Dienstag 2. Juni 2015, 17:09

Ich habe gestern beim Autofahren noch mal den einen oder anderen Gedanken investiert, weshalb wohl Vintage (hier Synonym für gute bzw. interessante, alte) Gitarren so einen nicht unerheblichen Reiz aus mich ausüben.

Ich subsumiere:

Neben den optischen und haptischen Reizen (die heute hervorragend reproduziert werden können) ist mir aufgefallen, dass die meisten alten Gitarren eine bzw. ein paar wenige herausragende akustische Eigenschaften haben. Das macht sie oft unflexibel bzw. einseitig aber zu echten und einzigartigen Spezialisten in genau dieser Disziplin. Meist geht das auch noch mit Einschränkungen und Kompromissen in anderen Bereichen (z.B. Bespielbarkeit) einher. Ich bekomme also hier viel eher das Gefühl, dass das Instrument nicht nur einen Charakter sondern eine echte Persönlichkeit besitzt. Mit allen Ecken und Kanten.
Im Gegensatz dazu empfinde ich neue Gitarren oft viel mehr als Allrounder, die mühelos eine große Bandbreite abdecken können, dafür aber auch schnell schon mal den Hang zur Seelenlosigkeit haben obwohl es hervorragende Instrumente sind. Oder genau das Gegenteil, dass sie irgendwie von allem zu viel haben und dadurch zu perfekt wirken (so empfinde ich z.B. Die meisten Taylor Gitarren :-))

Noch ein kleines Beispiel aus der Praxis:
Zu den Aufnahmen unseren aktuellen Albums hatte ich das große Privileg, dass mir eine Martin 000-21 von 1934 (damaliger Schätzwert ca. 25000$) zur Verfügung stand. Eine unfassbar gute Gitarre die in einer dramatischen Weise unspektakulär, holzig, warm und irgendwie einfach "richtig" Klang und eine tonale Entspanntheit ausstrahlte, die ich noch bei keiner neuen Gitarre erlebt habe. Rein subjektiv hätte ich das ganze Album mit dem Ding spielen wollen. Ging aber nicht, da sie bei vielen Sachen im Kontext einfach nicht funktionierte. Ihre Stärke waren einfach leichtes bis mittleres Strumming in sehnsüchtigen Balladen. Anderes konnten andere (teils flammneue) Gitarren besser.
Im Gegensatz dazu stand die früh60er Silvertone Parlor unseres Produzent (frisch akquiriert für satte 60$) die nichts anderes konnte als einen stumpfen, ploppenden und sustainarmen Sound von sich zu geben. Diesen einen, billigen Sound könnte sie aber so unfassbar gut, dass ich gar keine andere Wahl hatte, als zwei Songs damit einzuspielen.

Gruß
.Gurki
In einer bodenlosen Lodenhose hängen Deine Hoden lose.

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Re: Vintage

Beitrag von bluesation » Sonntag 7. Juni 2015, 14:28

Hier ein Link zu einem Bonamassa Interview. Im Mittelteil äußert er sich auch zu Vintage Instrumenten. Klickst Du hier.
Gruß Tom

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