Behringer CC300 & CD400 Chorus-FX-Pedale

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Antworten
Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19382
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

Behringer CC300 & CD400 Chorus-FX-Pedale

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 21. Oktober 2014, 22:55

Behringer CC300 Chorus Space-C Effektpedal

Prolog: 1987 war das Jahr, in dem ich Gitarre zu spielen begann; in den letzten Wochen des vorgegangenen Jahres musste ich meine Ernsthaftigkeit und meinen Willen an Mutters Hopf-Akustik beweisen. 1987 war, nachdem ich voriges Weihnachten meine erste E-Gitarre in Form einer schwarzen Les Paul-Kopie von Hohner bekommen hatte, auch das Jahr, in dem ich mich für eine angemessene Peripherie zu interessieren begann. Zunächst musste ein alter Plattenspieler nebst Box als Verstärker herhalten; als dieser durch war, mehrere alte Stereoanlagen. Dann kam ein übler DDR-Amp, bald abgelöst vom Tweed-Marathon mx-22, um letztendlich einem alten Hohner Organophon-Röhrenamp Platz zu machen, welches nun endlich richtig ordentlich klang.

Da dieser Amp von sich aus kaum zum Zerren zu überreden war, brauchte es also erste bunte Kistchen. Neben dem Zerreffekt wollte ich unbedingt einen Chorus haben, nach ersten Sichtungen in heimischen Musikläden sollte es ein Boss-Gerät werden. Geld hatte ich aber nur für einen Ibanez-Stereo Chorus, also blieb Boss ein Traum. Das höchste der Gefühle wäre das gerade neu erschienene „Dimension C“ gewesen, ein irre aussehendes Gerät: Milka-lila Anstrich und mit nur vier rechteckigen Druckknöpfen, die Presets abriefen. Diese klangen jedoch derart voll mit vergleichsweise wenig Modulations-Eiern, dass ich mich sofort verliebte in die damals für mich unbezahlbare Schönheit, die auch nur bis 1989 produziert werden sollte.

Heute, fast 25 Jahre später, hat der Postmann mir ein Paket vom großen „T“ zugestellt, in dem sich das Behringer Chorus Space C-Pedal befindet, welches ein 1:1-Nachbau des oben erwähnten Boss-Sahneschnittchens sein soll. Mit entsprechender Vorfreude ging es ans Öffnen, anthrazitfarbenen Plastik-Treter ausgepackt und angeschlossen. Hmmm, ebenfalls vier Druckschalter, aber mit einem entscheidenden Vorteil gegenüber dem Original: Die vier Taster rasten ein, so dass man auch mehr als einen gleichzeitig betätigen kann. Hiervor warnte seinerzeit das Boss-Manual ausdrücklich! Heute darf darüber geschmunzelt werden, zumal wir es im Musikladen heimlich dann doch versucht hatten, ohne dass das Ding zu qualmen und oszillieren begann. Eigentlich schon wieder schade…

Jetzt gibt es also ungleich mehr, nämlich 16 Klangmöglichkeiten. Dabei setzt „1“ den extensivsten Effekteindruck, der immer noch extrem voll wie rund ist und überzeugt durch wenig Modulationsbewegung. „2“ ist noch voller und eiert ganz leicht, „3“ noch voller und noch stärker modulierend, „4“ ist schon leicht verstimmt und am effektintensivsten. Ich persönlich mag die Einzelsounds und die Kombination von „2“ und „3“ am liebsten. Brauche ich die volle Breitseite und charmante Schwebungen sind gewünscht, komme ich mit „2, 3, 4“ am besten aus.

Die Modulationsbewegung ist dabei stets dieselbe, eine Art Peak, an dem alles ganz kurz außer Kontrolle gerät, eben „eiert“. Danach ist wieder „sauberes“ Signal, eben reiner Chorus, angesagt. Dieser Peak ist hier jedoch derart musikalisch, dass ich ihn gerne in Kauf nehme, obgleich ich ihn bei anderen Gerätschaften zu meiden versuche; er macht das Signal ganz kurz „größer“.

Der CC300 boostet das Signal nicht, färbt es aber schon bei Betätigung und keinem gedrückten Knopf mit sanftem Chorus ein; eine weitere Spielart, die das Original nicht bot und die ebenfalls durchaus seinen Reiz hat. Er dünnt den Bass ein wenig aus, was diesen frischer und Effekt beladener wirken lässt. Ansonsten wirkt es sehr präsent mit ebenfalls frischen Höhen und lässt dem Mulm keine Chance.

Der Klang des Chorus an sich ist sehr vollmundig, wässrig und transparent; keine Sekunde kann es hier einen Zweifel geben, dass der Effekt eingeschaltet ist, die Fülle ist beeindruckend. Wie bereits geschrieben klingt der Scheitelpunkt der Welle, jener Peak, dabei weniger störend denn bereichernd.

In Summe bietet Behringer ein billiges Plastikgehäuse mit edelstem Klangeigenschaften, welches gegenüber dem Original deutliche Detailverbesserungen aufzuweisen hat. Die Gewissensfrage stellt sich hier nicht, da das Pedal im Original nicht mehr erhältlich ist. Zu einem Preis von 29€ kann es hier nur ein Urteil geben: Absolut empfehlenswert!!!

Epilog: Meinen Boss-Chorus hatte ich dann letzten Endes doch noch bekommen, wenngleich ein anderes Modell in Form des CE-3, aber das ist eine andere Geschichte…

Behringer CD400 Chorus Space-D Effektpedal

Wir bleiben lieber bei Boss-Nachbauten von Behringer: Der CD400 Chorus Space-D unterscheidet sich rein äußerlich durch 4 angenehm-schwergängige Drehregler – Level, EQ, Rate und Depth - statt der Taster und die Aufschrift, die impliziert, dass es sich hier um ein Update des CC300 handelt.

Und in der Tat löste der DC-3, Digital Dimension genannt, den DC-2 Dimension in der Boss-Chronologie ab. In den einen Quellen liest man, er sei der digitale Nachfolger, in anderen, er sei klanglich das genaue Gegenteil des DC-2. Was denn nun?

Tatsächlich arbeitet der CD400 digital; er ist im engeren Sinne aber weniger reinrassiger Chorus als vielmehr ein „räumlicher Klangverbreiterer mit Chorus-Anklängen“. Ob er nun Gegenteil ist, mag ich nicht beurteilen, in jedem Fall ist er soundtechnisch ein ganz anderes Pflänzlein als der CC300, dem wir uns nun en Detail widmen wollen:

Dafür gilt es erst einmal zu klären: Was zum Henker ist eine räumliche Klangverbreiterung? – Nun, der Chorus Space-D arbeitet mit zeitlichen Verzögerungen des Signals, wodurch sowohl ein Chorus-Effekt als auch besagte räumliche Verbreiterung entstehen. Letztere zeichnet sich u.a. durch ein extrem kurzes Delay, schätzungsweise 20-30ms, aus. Ein noch kürzeres Delay, ca. 4-12ms, besorgt den Chorus-Effekt. Jetzt klar, weshalb Boss, Behringer und ich von einem räumlichen Effekt sprechen?

Der eigentliche Chorus ist dabei eher dünn als fett, aber sehr transparent, klar und weitestgehend „schwurbelfrei“, die Zeitverzögerung sorgt für räumliche Breite. Die Folge ist ein wässriges, transparentes, sehr dreidimensionales Klangerlebnis, das dem eines Chorus zwar ähnelt, sich aber doch insofern recht deutlich abzusetzen versteht als es durch die Verzögerung und die damit Einhand gehende Verbreiterung stets ein wenig indirekt, fast schon wie ein Multieffekt aus Chorus und Doubling-Delay, dabei aber stets frisch und durchsichtig, wirkt.

Aber der CD400 kann auch anders: Wird die Geschwindigkeit erhöht und die Tiefe verringert, vermag der Chorus Space-D Klänge zwischen moduliertem Tremolo, Vibratone und Rotary von sich zu geben, denen indes immer etwas sehr Sauberes, Aufgeräumtes zueigen ist.

Unterm Strich klingt dieses Pedal nach der zweiten Hälfte der 80er und weckt Assoziationen an teure, hochglanzpolierte Produktionen aus dem Spliff-Studio. Es gefällt mir, weil es eben nicht der x-te Chorus, sondern ein eigenständiger Effekt ist, der sich vom analogen Klang eines reinrassigen Chorus abzusetzen versteht.

Einziger Nachteil, vom Plastikgehäuse einmal abgesehen: Es gibt ein sehr leises hochfrequentes Umschaltknacken beim Ausschalten; nicht der Rede wert. Ach, und was eventuell den ein oder anderen stören könnte: Das Effekt-Signal ist ein wenig leiser als die uneffektierte Gitarre.

Letzten Endes ist es paradox: Der DC-2/CC300 arbeitet eindeutig analog, wirkt durch die 4 Preset-Druckknöpfe aber eher wie ein digitales Gerät, derweil Freund DC-3/CD400 sich mit den Potis einen analogen Anstrich gibt, aber hörbar digital arbeitet. Der Chorus Space-C steht für die erste Hälfte der 80er Jahre, der Space-D deckt klanglich die zweite Hälfte ab. Zwei Spezialisten, die Behringer zu Recht neu belebt hat, zumal Boss prinzipiell keine Neuauflagen herausbringen wird und die beiden Originale auf den Gebrauchtmarkt Sammlerpreise erzielen, die jenseits ihres Neupreises liegen.

Fazit: Da das CD400 etwas spezieller und mit 39€ auch kostenintensiver ist, würde ich empfehlen, es entweder vor Kauf ausgiebig zu testen oder dort zu erstehen, wo es ein befristetes Rückgaberecht gibt. Ich persönlich bin mit dem Preis-/Leistungsverhältnis sehr zufrieden.
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Antworten