Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

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telly45
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Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von telly45 » Mittwoch 11. Mai 2016, 15:36

FretNoize hat geschrieben:...
Magman hat geschrieben:Röhrensättigung ist Röhrensättigung > Endstufensättigung ist Endstufensättigung
Sowohl beim Bogner als auch beim Egnater kommt die Endstufensättigung bei mir nicht zum Tragen, so laut drehe ich die trotz Isobox nicht auf. Gewisse Lautstärke ja, aber ich glaube von der Sättigung bin ich da noch weit entfernt. Der Tweaker hat auch 88W, das ist nur ganz kurz vor 100W. Ich stehe also auf Vorstufenzerre ;)
...
Liebe Budisten,

das obige habe ich mir mal aus dem "Pedalüberdruss"-Thread von Holger geborgt, weil es mich konkret interessiert.
Ja, und hier mal eine Frage dazu, wie ihr das seht: kann Zerre, die aus der Vorstufe kommt (wie bei den meisten moderneren Amps) auch eine angenehme tragfähige Kompression erzeugen, wie man das von kleinen Endstufen her kennt?

Konkret:
es gibt ja sowas wie die JVM Amps von Marshall. Die werden eigentlich immer dafür gepriesen, dass sie ihren Sound in der Vorstufe machen und deswegen auch gut leise zu spielen sind. Wie seht ihr das? Mir würde ja so ein 205H vollkommen reichen. Nun bin ich ja nicht so der Shredder oder Metalist, und hier gibt es doch viele gleichgesinnte Klassikrocker. Taugt so ein Amp was, wer hat damit schon mal Erfahrungen gemacht?
Gruß Rainer

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Magman
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Magman » Mittwoch 11. Mai 2016, 16:25

Rainer,

bei diesem Thema bin ich zuhause, denn wie bereits geschrieben lebt mein Spiel gerade von der Kompression die gerade bei der Endstufensättigung entsteht. Im Blues, Bluesrock ist das gewünscht und deshalb spielen wir Blueser auch Röhrenamps die wenig Watt haben und trotzdem laut genug sind für Gigs.

Marshall Stacks spielte man vor allem der Optik wegen in der Rockband - das muss so! - und schon zu der Zeit als ich noch Heavy Rock und Classic Rock spielte waren diese viel zu laut. Ja selbst mit dem Puretone und seinen 25 Watt an 16 Ohm blase ich alles platt. Das ist definitiv nicht leiser als ein 100 Watt Marshall!
Also spiele ich 5-7 Watt Amps, fast voll aufgedreht und regle mit der Gitarre alles von Clean bis volle Lotte. Die Lautstärke regle ich dann über die PA Anlage. So ist mein Sound immer gleich und ich fühle mich wohl.

So, jetzt spiele ich mal keinen Blues, sondern versetze mich in deine Lage und muss die Gitarre in einer reinen Classic Rock Band bedienen. Auch dort und vor allem dort sind Sounds von fettem Crunch bis Lead gefragt. Ich sag jetzt einfach mal Led Zeppelin, Bad Co und Thin Lizzy. Cleansounds macht man da eigentlich nur durch runterregeln der Gitarre, einen reinen Cleankanal braucht man da nicht unbedingt. Aber einen richtig fetten und guten Crunchkanal den man noch boosten kann. Also nen Marshall JCM800! Und wie klingt so ein JCM am besten? Alles auf Rechtsanschlag und die Höhen wieder ein bisschen zurück. So habe ich in den Achtzigen schon gespielt. Es war laut und/aber saugeil!

Schau dich mal um, da gibt es phantastische Amps wie zB den Brunetti Pleximan. Den kannst du im Club mit 5 Watt in Endstufensättigung spielen ohne das dir die Ohren platzen und wenn's raus geht auf die Bühne spielste ihn mit 50 Watt - also genau doppelt so laut. Für mich derzeit einer der besten Tubeamps für klassischen Rock!
Bild
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Duke

Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Duke » Mittwoch 11. Mai 2016, 16:27

Hängt wohl daran, wie du als Gitarrist "sozialisiert" wurdest.

Bist du Einkanaler-Freak, wirst du mit dem Vorstufenkkonzept nicht glücklich werden. Umgekehrt funktioniert das i. d. R. auch nicht. Meine das völlig wertfrei.

Hab letztens eine Top40-Band gehört, bei der die Rocksounds aus der Vorstufe kamen. Klang völlig in Ordnung.
Mir war aber beim Vorbeigehen schon klar, dass ich so einen Sound persönlich nie spielen wollte (i. S. d. Spielgefühls).
Fand ich allein beim Zugucken für mich schon grauselig.

Wohlgemerkt, der Sound der Band war völlig o. k.

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telly45
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von telly45 » Mittwoch 11. Mai 2016, 17:31

Von der Sozialisation her bin ich vielschichtig :mrgreen:

Jahrelang Einkanaler wie Kitty Hawk in der Jugend und JTM 45 Klon oder jetzt der Ibanez TSA15H, aber auch Zweikanaler wie Peavey Delta Blues oder Mesa TA30 und modernes wie den Grandmeister von H&K. Alles schon durch bzw. im Fall des Ibanez aktuell. Und irgendwie bin ich mit jedem Konzept zurecht gekommen, das größere Problem war immer die Lautstärke, ab der ein Amp richtig klingt (JTM, Mesa). Es muss halt auch leise fett klingen, aber auch mal lauter. Deswegen bin ich konkret auf den JVM gekommen. Der kann Marshall von crunchig bis fett und auch gut clean und SOLL leise wie laut gut klingen wegen der Vorstufengeschichte. Daher mein Interesse.
Gruß Rainer

HaWe
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von HaWe » Mittwoch 11. Mai 2016, 17:52

Tja, da lobe ich mir meinen Retro Channel RR1!
Mit der Ampsektion macht man seinen Sound, inclusive. Endstufensättigung ala Train Wreck und mit der Verstärkungssektion kann man dann wirklich von Bedroomlevel bis volle Lotte (100W) nach Bedarf regeln. :thumbs:

Ist aber blos ein Transenamp, der klingt wie ein Röhrenamp. ;)

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M. L. Schwan
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von M. L. Schwan » Mittwoch 11. Mai 2016, 18:33

Hallo,
Endstufensättigung ist immer so eine Sache, ich finde dass dieser Begriff sehr überstrapaziert und verklärt wird. Ich hab mal eine CD aus einem Buch über Fenderverstärker mit Beispielen von Endstufenzerre gehört und fand die Sounds eher hässlich.
Ein Zerrpedal mit solchen Sounds würde ich zurückgehen lassen.
Viele Grüße
- Der Schwan -

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Diet
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Diet » Mittwoch 11. Mai 2016, 19:08

M. L. Schwan hat geschrieben:Hallo,
Endstufensättigung ist immer so eine Sache, ich finde dass dieser Begriff sehr überstrapaziert und verklärt wird. Ich hab mal eine CD aus einem Buch über Fenderverstärker mit Beispielen von Endstufenzerre gehört und fand die Sounds eher hässlich.
Ein Zerrpedal mit solchen Sounds würde ich zurückgehen lassen.
Moin,

das in Sachen Fender kann ich nachvollziehen!
Mit dem Sound meines voll aufgedrehten Deluxe Reverb würde ich auch nicht klar kommen.
Bei meinem Super Reverb war es ebenso.
Da klingts gut, wenn die "Endstufensättigung" langsam einsetzt, also der so genannte sweetspot. Das ist für manche noch "clean".
Drüber weg wirds dann klanglich wieder schlechter, finde auch ich. Deshalb sind das für mich "Pedalamps".

In glaube übrigens auch nicht, dass die Endstufenröhren da zerren.
Die Treiberröhre davor wird von den Vorstufenröhren gesättigt, komprimiert und kann nicht noch mehr weitergeben, um auch die Endstufenröhren zu "überfahren".
Ich glaube, die Treiberröhre macht eigentlich den Zerrton, ist letztendlich ja aber egal.

Gruß Diet

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Deluxeplayer
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Deluxeplayer » Mittwoch 11. Mai 2016, 19:29

Hi!

Ich finde - wenn´s gut klingt, isses gut ;)

Ich glaube der "Endstufen-Mythos" kommt eben aus den 60ern (oder früher), wo die Amps eben nur verzerrten, wenn man sie ordentlich aufgerissen hat.

WAS da dann jeweils verzerrt hat (Phasentreiber, Trafos, Speaker...), weiß man heute nicht mehr so genau ;)

Ich bin trotzdem ein Fan von "alten" Designs, weil ich finde, dass sie gut klingen - und ich finde sie klingen besonders gut, wenn man sie ordentlich aufreisst, weil, dann verzerren sie so schön :mrgreen:

WAS da dann jeweils verzerrt, weiss ich aber nicht - vielleicht ist es ja doch die Endstufe...

Ich finde nicht, dass alte Fender-Amps keinen guten Zerr-Sound machen...

Hier mal ein Song von unserer Band.
Bei der Aufnahme hab´ich meinen ´66er Deluxe mal ganz bewusst "ohne alles" gespielt:

https://soundcloud.com/seaside-music/voller-mond


LG - C.

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Batz Benzer
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 11. Mai 2016, 19:48

Diet hat geschrieben:Da klingts gut, wenn die "Endstufensättigung" langsam einsetzt, also der so genannte sweetspot. Das ist für manche noch "clean".
Drüber weg wirds dann klanglich wieder schlechter, finde auch ich. Deshalb sind das für mich "Pedalamps".
Ganz. Genau. So. Isses. :!:

Zumindest auch für mich. :mrgreen:

Mit den kleinen 1-Watt-Marshall-Mini-Amps kann man das ganz klasse nachvollziehen und direkt vergleichen: Bei einem Watt mit zurück gedrehtem Master ist das Klangbild offener und spitziger als bei 0,1 Watt und Master um 6, denn da sättigt die Endstufe und schiebt schön in den Mitten, ohne dass es überpresst oder um siene Dynamik gebracht wird: DAS ist es, was ich hören möchte; keine Endstufe als solche, sondern deren beginnende Kompression. Und das können m.E. auch Pedale leisten, dieses Klangbild; diese Pedale mag ich dann gerne. ;)

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Magman
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Re: Endstufensättigung ja/nein am konkreten Beispiel

Beitrag von Magman » Mittwoch 11. Mai 2016, 20:17

Wir sind hier so dermaßen verschieden gestrickt, ja ich glaube sogar, das manche noch nie einen Röhrenamp richtig ins Schwitzen brachten, eben weil sie mit dem Sound dann nicht mehr zurechtkommen. Ein Blackface vollauf klingt nicht so dolle, aber ein Tweed zB wiederum sehr gut.

Damals haben die Tanzmucker nen Twin Reverb gespielt, eben weil der nicht gerzerrt hat. Wir Rocker fanden die großen 7 scheiße, eben weil sie nicht zerrten und rissen unsere Briten voll auf :mrgreen: Heute schaltest du ein gutes Pedal vor den dicken 7 Kübel und es klingt geil nach Maschl, alles kein Problem mehr.

Egal wie, man muss sich wohlfühlen. Und wenn ich mir überlege, was es heutzutage so alles gibt! Ich glaube das ist alles viel zu viel. Man probiert dies und jenes, bis man irgendwann wieder zum gewohnten zurückkehrt.
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