Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Amps, Boxen, Speaker & Co.
Karsten
Beiträge: 156
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 07:15

Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Karsten » Donnerstag 23. Oktober 2014, 09:01

Also eigentlich ist es mir ja klar aber irgendwie auch nicht :idea: der Begriff - Headroom -
was versteht Ihr darunter und wie wichtig ist euch das ...

Und wenn man schonmal dabei ist, könnte man natürlich auch über die Begriffe
Kompression - Dynamik - EndstufenSättigung
philosophieren :smoke01:
vieleicht mag mal jemand ...

Ferdi

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Ferdi » Donnerstag 23. Oktober 2014, 09:25

Generell beschreibt Headroom mMn den Clean-Spielraum eines Amps nach oben. das hängt a) von der Vorstufenschaltung b) von der Endstufenschaltung c) sehr wesentlich von den Trafos und d) von den Speakern ab.

Für meinen Geschmack - YMMV - muss ein Amp-Grundsound unbedingt Haar am Sack haben, also zumindest leiiiicht anfangen, zu zerren / in die Sättigung zu gehen. Hier hört man meiner Erfahrung nach neben der Phasendrehstufe und den Endstufenröhren die Trafos immer raus: kleine Trafos - frühe Kompression/wenig Headroom, große Trafos - späte Kompression/viel Headroom. Meinen Twin damals hatte ich x-mal modifizieren lassen, konnte zB einzelne Pärchen EL34 und 5881 im Class A-Modus schaltbar machen, gemessen kann der unmöglich mehr als 25, maximal 30W geleistet haben, aber der Amp war gefühlt immer noch genauso brüllend laut wie vorher. Die Dimensionen der Trafos entscheiden maßgeblich darüber, wieviel Headroom ein Amp hat und die riesigen Ausgangsübertrager der HIWATTs sind zB der Grund, warum ein 100W Hiwatt einen 100W Marshall wegbrüllt (und den brüllt ja fast nix weg). Ein 100-Watter mit zwei gezogenen Endstufenröhren klingt anders (cleaner-plinkiger) als ein 50W-Amp derselben Baureihe mit ab werk nur zwei Endstufenröhren und kleineren Trafos.

Bax
Beiträge: 39
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 08:57

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Bax » Freitag 24. Oktober 2014, 09:25

Danke für diesen Fred. Ich oute mich als Begriffsstutzig... :?

Gruß

francesco
I don’t exactly know what I mean by that, but I mean it.
J.D. Salinger, The Catcher in the Rye

Karsten
Beiträge: 156
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 07:15

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Karsten » Freitag 24. Oktober 2014, 09:58

Zur Erklärung: Ich habe jahrelang meinen Sound aus MultiFXen und Transenamps geholt. Irgendwand hab ich auch mal ne Röhre gehabt, die fing aber alsbald das Pfeifen an und musste wieder gehen. Dann bin ich bei den digitalen Vertretern gelandet und jetzt aktuell bei Blackstar (ID Serie). Durch deren Endstufensimulierungsmöglichkeiten :roll: spielen die Begriffe oben, auf mal eine Rolle. Deshalb meine Fragerei ... :undwech:

Also setzt am oberen Ende, sozusagen wenn der Headroom aufgebraucht ist, die Sättigung ein.
Was passiert da klanglich?
mehr Verzerrung oder mehr Kompression oder beides?

JerryCan
Beiträge: 146
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 06:58
Wohnort: Waltrop (NRW)

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von JerryCan » Freitag 24. Oktober 2014, 11:28

Dejavu hat geschrieben:...
Was passiert da klanglich?
mehr Verzerrung oder mehr Kompression oder beides?
Eigentlich beides: Ist die Endstufe in die Sättigung gefahren, kann das Ausgangssignal dem Eingangssignal nicht mehr vollständig folgen. Das heißt ein sehr laut gespielter Ton klingt am Ausgang nicht so laut wie er es eigentlich müsste. Ein leise gespielter Ton wiederum kann jetzt trotzdem noch am Ausgang mit voller Verstärkung wiedergegeben werden. Damit wirkt das Gesamtergebnis in der Dynamik komprimiert. Bei dem besagten laut gespielten Ton werden jetzt aber zusätzlich Obertöne erzeugt - ergo Verzerrung.

MfG

JerryCan
Zitate des Tages: "Dieser Fingersatz wird im Jazz nicht gespielt." ()
"Mein Lieblingssound ist der von Schinken in der Pfanne." (Tom Waits)

Benutzeravatar
Diet
Beiträge: 7364
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 21:32
Kontaktdaten:

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Diet » Freitag 24. Oktober 2014, 11:41

Hi,

Dynamik ist für mich das Reagieren auf Anschlag und Volumepoti.
Also im Grunde auf "mehr oder weniger Inputsignal".

Das bei Amp, Effektgerät oder auch Gitarre, wobei bei der Gitarre der Input eben vom Finger oder Plektrum kommt.
Manche Geräte sind da ziemlich tot, andere reagieren extrem.
Der Zerrgrad passt sich an, der Ton verändert sich oder es ändert sich nichts außer der Lautstärke. Letzteres ist für mich null Dynamik und schlecht.

Nur mein Senf :!:

Gruß Diet

JerryCan
Beiträge: 146
Registriert: Mittwoch 22. Oktober 2014, 06:58
Wohnort: Waltrop (NRW)

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von JerryCan » Freitag 24. Oktober 2014, 12:40

Diet hat geschrieben:Hi,

Dynamik ist für mich das Reagieren auf Anschlag und Volumepoti.
Also im Grunde auf "mehr oder weniger Inputsignal".

Das bei Amp, Effektgerät oder auch Gitarre, wobei bei der Gitarre der Input eben vom Finger oder Plektrum kommt.
Manche Geräte sind da ziemlich tot, andere reagieren extrem.
Der Zerrgrad passt sich an, der Ton verändert sich oder es ändert sich nichts außer der Lautstärke. Letzteres ist für mich null Dynamik und schlecht.

Nur mein Senf :!:

Gruß Diet
Da spricht natürlich der Musiker. Es zeigt sich, dass sich Dynamik bei der (E)-Gitarre eben auf verschiedenen Ebenen abspielt - eben nicht nur Schwankungen in der Ausgangsspannung des Verstärkers.

Null Dynamik wäre für mich aber, wenn sich bei verschieden starken Anschlägen nicht einmal die Lautstärke ändert.

MfG

JerryCan
Zitate des Tages: "Dieser Fingersatz wird im Jazz nicht gespielt." ()
"Mein Lieblingssound ist der von Schinken in der Pfanne." (Tom Waits)

Klaus
Beiträge: 100
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 19:20
Wohnort: Köln

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Klaus » Freitag 24. Oktober 2014, 14:06

Hallo!

Unter Headroom verstehe ich auch, die "Kopffreiheit" des klaren, unverzerrten Klangs nach oben. Das heißt, je lauter ein Verstärker klare/unverzerrte Klänge hervorbringen kann, desto mehr Headroom hat er.

Hier ist ja auch schon der Begrif "Dynamik" gefallen. Mein Eindruck ist immer, dass gerade der Begriff "Dynamik" missverständich sein kann und/oder uneinheitlich verwendet wird. Von daher muss man es meines Erachtens mit Vorsicht genießen, wenn jemand, dessen klangliche und spielerischen Vorlieben man nicht kennt, einen Verstärker als "dynamisch" bezeichnet.

Man kann unter Dynamik allein den Unterschied in der Lautstärke verstehen, der dadurch entsteht, dass man die Saiten leichter oder kräftige anschlägt. Hier ist der Dynamikbereich also der Unterschied zwischen Laut und Leise.
Man kann darunter aber auch die Klangveränderung verstehen, die durch unterschiedliche Anschlagsintensität entstehen kann. Hier ist der Dynamikbereich also die Spanne zwischen mehr oder weniger klarem, unverzerrtem Klang und stärker verzerrtem und/oder komprimiertem Klang.

Spiele ich zB einen Fender Twin Reverb, dann kann ich damit sowohl sehr leise spielen, aber auch sehr laut, ohne dass zB Verzerrungen oder Kompression hinzukommt.
Es gibt also eine große Bandbreite an Lautstärke bei wenig Änderung des Klangcharakters. Das kann man als sehr dynamisch ansehen.

Spiele ich hingegen zB einen Fender Tweed Deluxe, dann kann der auch sehr leise. Aber je weiter ich ihn aufrehe und/oder je kräftiger ich die Saiten anschlage, desto stärker ändert sich der Klangcharakter von einem leisen klaren Klangbild hin zu einem komprimierten und verzerrten Klang. Auch diese Art der Reaktion des Verstärkers wird oft als "dynamisch" bezeichnet.

Was davon "gut" oder "schlecht" ist, hängt davon ab, welchen Klangvostellungen man verwirklichen will und was der Einsatzzweck ist.

Beste Grüße, Klaus
Zuletzt geändert von Klaus am Freitag 24. Oktober 2014, 18:59, insgesamt 1-mal geändert.

Benutzeravatar
Diet
Beiträge: 7364
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 21:32
Kontaktdaten:

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Diet » Freitag 24. Oktober 2014, 15:56

JerryCan hat geschrieben:
Diet hat geschrieben:Hi,

Dynamik ist für mich das Reagieren auf Anschlag und Volumepoti.
Also im Grunde auf "mehr oder weniger Inputsignal".

Das bei Amp, Effektgerät oder auch Gitarre, wobei bei der Gitarre der Input eben vom Finger oder Plektrum kommt.
Manche Geräte sind da ziemlich tot, andere reagieren extrem.
Der Zerrgrad passt sich an, der Ton verändert sich oder es ändert sich nichts außer der Lautstärke. Letzteres ist für mich null Dynamik und schlecht.

Nur mein Senf :!:

Gruß Diet

Null Dynamik wäre für mich aber, wenn sich bei verschieden starken Anschlägen nicht einmal die Lautstärke ändert.

MfG

JerryCan
Hi,

ja, so ist es besser formuliert, da hast Du recht. Klaus auch.

Das was Klaus schrieb in Sachen Twin und leise, dass da ein großer Lautsärkespielraum über den Anschlag zu erarbeiten ist, ist z.B. natürlich gut und muss wohl auch unter den Begriff Dynamik fallen.
Wenn dann aber z.B. eine Gitarre davor hängt die stärkeren Anschlag nicht irgendwie mit Schattierungen und Leben füllt, dann klingts nur lauter oder leiser und für mich ist das nicht gut und eine tote Gitarre. Und Dynamik verbinde ich subjektiv immer mit gut, daher widerstrebt mir da, von Dynamik zu sprechen. Jeder hat halt so eine Macken :oops:

Und schon haben wir den Salat ;) Jeder meint was anderes :?

Gruß Diet

Ferdi

Re: Headroom bzw. eine Begriffsklärung

Beitrag von Ferdi » Freitag 24. Oktober 2014, 16:18

Klaus hat geschrieben: Spiele ich zB einen Fender Twin Reverb, dann kann ich damit sowohl sehr leise spielen, aber auch sehr laut
Das ist mir nie gelungen. Meiner ist immer "sehr laut" :bb:

Antworten