Arion MDI-1 Tube Mania Distortion

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Batz Benzer
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Arion MDI-1 Tube Mania Distortion

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 8. September 2020, 12:45

Gegenstand dieser Vorstellung ist ein Exemplar des Arion MDI-1 Tube Mania-Verzerrers made in Japan, welcher Recherchen zufolge aus den frühen 90ern stammt.

Es kommt im bekannten Arion-Plastikgehäuse, hat In, Out, 9V-Anschluss, einen Fußschalter sowie Drehregler für Level, Tone und Dist; im Gegensatz zu den Geschwistern aus den 80ern gibt es hier keine zwei "Pseudo-Stereo"-Anschlüsse, auch fällt der Schieberegler flach.

Bild

(Bildquelle: effector.me)

Diese Teil war ziemlich schwer zu erlegen, da tatsächlich rarer als der Rest; angeblich ist es der Vorgänger des Tubulator aus gleichem Hause.

Was ich stark bezweifle, da ich nun beide Treter kenne; der Tubulator geht eindeutig in Richtung TS, verkneift sich aber ein paar Nachteile des Originals; dazu demnächst vielleicht mehr in einem anderen Review. ;)

Der Tube Mania ist klar ein Distortion, der jedoch nicht die ganz große Kelle rausholt wie der Kollege SDI-1 Distortion vom selben Hersteller; er ist anders gevoiced und möchte, im Gegensatz zum SDI-1, lieber mit Single Coils wirken.

Bild

(Bildquelle: studio1525.com)

Diesen Gitarren verpasst er dann nämlich einen vollwertigen, Amp-ähnlichen Distortion-Ton, der genau richtig klingt und auch ein sehr gutes Spielgefühl vermittelt, so dass Single Coils groß und dynamisch und nicht dünn klingen! :thumbsup03:

Überdies schafft der Tube Mania ein Kunststück, das nur wenigen Arion-Produkten möglich ist: Es rauscht gar nicht! - So dass ich zunächst ein Gate vermutete: Aber nein, alles klingt ungehindert aus!

Dann vielleicht ein raffiniertes Filtering...? - Das kommt schon eher hin; in jedem Falle beachtens- und somit erwähnenswert.

Natürlich kann man den MDI-1 auch mit Humbucker-GItarren spielen, jedoch klingt er dann nicht mehr so offen, so dass diese ihren klanglichen Vorteile nicht wirklich zu präsentieren vermögen.

Bleiben wir also bei Einzelkeulen, die durchsetzungfähig und charaktervoll in Szene gesetzt werden. Dabei fühlt sich der Verzerrer m.E. erst ab einem Gain-Grad von 12h so richtig wohl; darunter klingt er dünn und setzt ein ganz anderes EQing seitens des Tone-Reglers voraus.

Hier bietet er ein ordentlichliches Mid-Gain-Brett, welches auch im Solo-Bereich zum transparenten Singen animiert werden kann. Er klingt dabei weniger brutal-aggressiv als saftig und transparent; ist das vielleicht der viel zitierte Dumble-Sound, unter dme ich mir bis dato nicht wirklich etwas vorstellen kann, der irgendwie immer "unfassbar" bleibt und mir bislang gar nichts gibt...?

Er erinnert mich etwas an den Vox MV50 Boutique-Amp, dem man ja ähnliche Amitionen zuspricht, ist weniger Motörhead als Top 40-Rhythm- und -Lead-Sounds. Und gefällt mir komischerweise, macht richtig Spaß; solch ein Aggregat hatte ich jedenfalls bislang noch nicht! :sabber:

Was bei der Vielzahl an bunten Smarties, die ich bereits unterm Fuß hatte, echt was heißen mag: Viel Alleinstellungsmerkmal für den unbeachteten Kollegen aus den 90ern!

Im Lead-Betrieb über den Hals-SC entwickelt der Tube Mania dann Klangfarben, wie ich sie bislang von Big Muff-Fuzzes kenne: Diesen "flüssiges Metall"-Sound, nur mit nicht ganz so viel Gain/Sustain wie beim EHX-Gerät.

Unerwarteterweise arbeitet der Tube Mania sehr gerne wie gut mit den Gitraren-Volumen zusammen: Was über den Gain-Regler nicht möglich war, klappt hier ganz ausgezeichnet, nämlich den Gain-Grad fernzusteuern! Perfekt! :thumbs:

Tone sollte m.E. immer irgendwo um die 9h geparkt sein; dabei bitte mit spitzen Fingern vorgehen, da irrsinnig viel auf relativ kurzem Regelweg passiert.

Und noch 'ne Überraschung: Der MDI-1 liebt Fingerspiel und tönt so sogar noch transparenter! Auch lässt sich so das Maximum an Dynamik abgreifen: Ganz klar die Domäne des Plastikwunders!

Im Vergleich zur Ratte von ProCo der klare Gewinner, klingt letztgenannte dagegen total flach und frequenztechnisch verbogen.

Fazit: Wer hätte das gedacht: Ein 1a Distortion-Pedal für Single Coils! - Nicht bloß irgendwie ganz okay, sondern eine überzeugende Fachkraft für Pop bis kräftigere Rock-Musik-Spielarten. :thumbsup03:

Der einzige Nachteil: Schwer zu finden! - Und immer noch aus Plastik, so dies jemanden stört; alle Peripherie-Elemente sind fest auf der Platine verlötet, was zusätzlich kein Garant für Langlebigkeit ist. Weshalb mittlerweile bereits insgesamt zwei Arion-Pedale aus zweiter Hand den Rückweg antreten mussten, da defekt aufgeschlagen.

Da es im Netz kein einziges brauchbares Klangbeispiel gibt, verzichte ich dieses Mal auf den gespielten Witz. ;)

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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