Top Wrapping bei der Les Paul

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Batz Benzer
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Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 10. März 2021, 11:51

Ahoi Budisten und geneigte Mitleser!

Ich habe mich in den letzten Tagen mit dem Thema "Top Wrapping" bei der Les Paul beschäftigt, also dem Aufziehen der Saiten, indem man diese "falsch herum", sprich: von vorne durch das Stop Tail führt, um sie dann über das Stop Tail der Tune-O-Matic zuzuführen.

Bild

Dieses soll sowohl klangliche als auch haptische Vorteile haben: Der Saitenzug wird gefühlt geringer, und die Geige hat auf diese Weise angeblich mehr Sustain!

Das klingt ja soweit wünschenswert in der Theorie; aber sagt was die Praxis dazu? - Schaut und hört Euch doch mal ganz in Ruhe dieses Video zum Thema an:



Auch der Heinzelman(n) hat es ausprobiert, und da man niemals einer einzelnen Quelle vertrauen soll...:



Was höre ich nun in diesen Videos? - Ich höre, dass der Ton definitiv mehr Attack, mehr Sparkle, mehr "Crock", mehr Höhenanteile, bzw. Obertöne hat; auch hat sich die Ausschwingphase verändert, so dass der Ton z.B. direkt nach dem Lagenwechsel/Glissando mehr Schwingungsenergie behält. Was nun die absolute Tonlänge, also das tatsächliche Sustain, anbelangt, empfinde ich die Unterschiede als nicht wirklich messbar in einem YT-Video.

Gibt es nach Top Wrap-Nachteile, bzw. Vorteile bei der traditionellen Methode? - Hier hat der Ton für mein Empfinden mehr Tiefe, Punch, besonders in den tieferen Mitten.

Daher würde ich nicht pauschalisieren wollen, dass Top Wrapping IMMER die bessere Wahl ist, sondern dafür plädieren, der Gitarre genau zuzuhören, was ihr jeweils besser zu Gesicht steht: Klingt sie eher flach, aber hat ein schnelles Attack, wäre es für mich die traditionelle Saitenführung; ist sie eher behäbig und antrittsschwach, macht Top Wrapping ganz bestimmt Sinn!

Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass das Stop Tail fürs Top Wrapping am besten ganz herunter geschraubt werden sollte, um einen gescheiten Winkel der Saitenführung und maximales Sustain zu gewährleisten; wer die Hand beim Spielen auf dem Stop Tail liegen hat, sollte über den im Video gezeigten Trick mit dme doppelten Ball End nachdenken, da so der Wickelstecke der Saite nicht aufliegt.

Was meint Ihr dazu, habt Ihr es schon einmal ausprobiert? - Ich habe es die Tage jedenfalls vor und bin gespannt! :thumbsup03:

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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Falk_Couffer
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Falk_Couffer » Mittwoch 10. März 2021, 12:02

Batz Benzer hat geschrieben:
Mittwoch 10. März 2021, 11:51
Ahoi Budisten und geneigte Mitleser!

Ich habe mich in den letzten Tagen mit dem Thema "Top Wrapping" bei der Les Paul beschäftigt, also dem Aufziehen der Saiten, indem man diese "falsch herum", sprich: von vorne durch das Stop Tail führt, um sie dann über das Stop Tail der Tune-O-Matic zuzuführen.

Bild

Dieses soll sowohl klangliche als auch haptische Vorteile haben: Der Saitenzug wird gefühlt geringer, und die Geige hat auf diese Weise angeblich mehr Sustain!

Das klingt ja soweit wünschenswert in der Theorie; aber sagt was die Praxis dazu? - Schaut und hört Euch doch mal ganz in Ruhe dieses Video zum Thema an:



Auch der Heinzelman(n) hat es ausprobiert, und da man niemals einer einzelnen Quelle vertrauen soll...:



Was höre ich nun in diesen Videos? - Ich höre, dass der Ton definitiv mehr Attack, mehr Sparkle, mehr "Crock", mehr Höhenanteile, bzw. Obertöne hat; auch hat sich die Ausschwingphase verändert, so dass der Ton z.B. direkt nach dem Lagenwechsel/Glissando mehr Schwingungsenergie behält. Was nun die absolute Tonlänge, also das tatsächliche Sustain, anbelangt, empfinde ich die Unterschiede als nicht wirklich messbar in einem YT-Video.

Gibt es nach Top Wrap-Nachteile, bzw. Vorteile bei der traditionellen Methode? - Hier hat der Ton für mein Empfinden mehr Tiefe, Punch, besonders in den tieferen Mitten.

Daher würde ich nicht pauschalisieren wollen, dass Top Wrapping IMMER die bessere Wahl ist, sondern dafür plädieren, der Gitarre genau zuzuhören, was ihr jeweils besser zu Gesicht steht: Klingt sie eher flach, aber hat ein schnelles Attack, wäre es für mich die traditionelle Saitenführung; ist sie eher behäbig und antrittsschwach, macht Top Wrapping ganz bestimmt Sinn!

Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass das Stop Tail fürs Top Wrapping am besten ganz herunter geschraubt werden sollte, um einen gescheiten Winkel der Saitenführung und maximales Sustain zu gewährleisten; wer die Hand beim Spielen auf dem Stop Tail liegen hat, sollte über den im Video gezeigten Trick mit dme doppelten Ball End nachdenken, da so der Wickelstecke der Saite nicht aufliegt.

Was meint Ihr dazu, habt Ihr es schon einmal ausprobiert? - Ich habe es die Tage jedenfalls vor und bin gespannt! :thumbsup03:

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:
Kann mich erinnern, dass ich das auch mal auf ner Epi-Paula ausprobiert hatte... und enttäuscht war. Der Ton war schlaff, unpräzise etwas labbrig und mir fehlten die Höhen. Ich denke aber, dass es sicher auch Gitarren gibt, wo sich das positiv auswirken kann.

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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von tommy » Mittwoch 10. März 2021, 12:35

Meine Erfahrung:

Mehr Schränng, weniger Bumm.

Das Sustain empfand ich bei normaler Nutzung allerdings als stabiler und auch länger.

Habe die Saiten dann doch wieder normal eingefädelt. Gefiel mir besser. Allerdings hat auch der Umstand, dass ich ein Alu Stoptail verbaut hatte, möglicherweise eine Rolle bei meiner Entscheidung gespielt.
LG, Tommy


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Batz Benzer
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 10. März 2021, 12:45

@Falk: Hattest Du auch das Stop Tail dabei runter gefahren? - Das gilt sonst wohl als Sustain-Killer. ;)

@Tommy: "Mehr Schränng, weniger Bumm." bringt es wohl auf den Punkt! :D - Meinst Du mit Suatain tatsächlich die Ausklingphase, die absolute Länge von Anschlag bis Ruhe oder meinst Du, dass sich die Kurve (exponential, logarhythmisch) verändert hat...? ;)
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 10. März 2021, 12:48

Mache ich auf allen Klampfen, bei denen es der Halswinkel hergibt, ein Restwinkel an der Bridge wird nämlich gebraucht. Es fühlt sich tatsächlich besser an, klangliche Unterschiede sind m.E. so minimal, dass ich sie mir auch einbilden könnte. Das wichtigste aber: Es sieht deutlich cooler aus! ;)
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Falk_Couffer » Mittwoch 10. März 2021, 13:07

Batz Benzer hat geschrieben:
Mittwoch 10. März 2021, 12:45
@Falk: Hattest Du auch das Stop Tail dabei runter gefahren? - Das gilt sonst wohl als Sustain-Killer. ;)
Nee, da hatte ich damals nicht dran gedacht....

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Wizard
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Wizard » Mittwoch 10. März 2021, 13:25

Micky, da haste aber einen interessanten Thread aufgemacht! :thumbsup03:

Das Thema hat mich auch immer schon interessiert, deshalb hab ich es auch noch nie ausprobiert... :irre01:

But those times are over now! Interessiert mich brennend die eigene Erfahrung!
Dumm ist nur, dass ich meine Gibson Gitarren innerhalb der letzten vier Wochen frisch besaitet habe...

Meine Vorahnung sagt mir, dass ich nach dem Ausprobieren die neue Methode beibehalten werde













oder auch nicht (der war für dich, Tommy. Hast mich mal drauf aufmerksam gemacht) :clown:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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setneck
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von setneck » Mittwoch 10. März 2021, 14:10

Meine Gedanken dazu:

Ich denke, das Entscheidende ist der Winkel, in dem die Saiten über die Brücke geführt werden. Es scheint da einen optimalen Bereich zu geben.
Zunächst mal wächst (eigentlich sinkt) mit dem Winkel der Druck auf der Brücke (Saitenreitern).
Die Top Wrap Methode nimmt (trotz Runterschruben des Tailpieces) also in den meisten Fällen Andruck. Ebenso haben die Saiten mehr Möglichkeit, über die Reiter zu "rutschen", ähnlich wie beim Sattel. Das würde das bessere Gefühl beim Benden erklären. Hat mal jemand das Tailpiece nahe am Korpusende befestigt? Das sollte dann noch mehr Elastizität bringen (sieht bestimmt ziemlich sch.. aus und wirkt dann ähnlich wie so ein Trapezdings - die ich persönlich ziemlich daneben finde, aber angeblich ist das ja die einzige von Les Paul persönlich kreierte Komponente an der gleichnamigen Gitarre).

Ich habe das Top Wrapping immer mal erwogen, es bisher aber noch nie umgesetzt, nehm ich mir für die Zukunft mal vor.

Interessant finde ich in dem Zusammenhamng die konstruktiven Abwandlungen der "Gibson-Variante". Wäre vielleicht ein eigenständiges Thema(?).
Schöne Jrööss,
Thomas

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setneck
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von setneck » Mittwoch 10. März 2021, 14:11

Wizard hat geschrieben:
Mittwoch 10. März 2021, 13:25
...
Dumm ist nur, dass ich meine Gibson Gitarren innerhalb der letzten vier Wochen frisch besaitet habe...
Dito (Edit: Die Gibson und Gitarren mit gleicher/ähnlicher Brückenkonstruktion).
Dauert also evtl. noch was.
Schöne Jrööss,
Thomas

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Chrissi
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Re: Top Wrapping bei der Les Paul

Beitrag von Chrissi » Mittwoch 10. März 2021, 15:46

Paulasyl hat geschrieben:
Mittwoch 10. März 2021, 12:48
Mache ich auf allen Klampfen, bei denen es der Halswinkel hergibt, ein Restwinkel an der Bridge wird nämlich gebraucht. Es fühlt sich tatsächlich besser an, klangliche Unterschiede sind m.E. so minimal, dass ich sie mir auch einbilden könnte. Das wichtigste aber: Es sieht deutlich cooler aus! ;)

Ich habe das bei meiner 91er LP Studio auch Anfangs nur gemacht, weils cooler aussieht und seitdem auch nicht mehr geändert, klanglich kannn ich aus dem Kopf keinen Unterschied mehr konstruieren :D
Viele Grüße,
Christian :smoke01:

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